In Japan wird sich im zweiten Quartal genau der gegenteilige Effekt als in den USA einstellen: Im Vorfeld der Mehrwertsteuererhöhung haben die Verbraucher einige ihrer Einkäufe vorgezogen und so zu einem außergewöhnlich starken Wachstum von 1.5 % im Quartalsvergleich beigetragen. Im zweiten Quartal ist daher ein Rückgang des privaten Verbrauchs und damit voraußichtlich auch des BIPs sehr wahrscheinlich. Allerdings war im ersten Vierteljahr auch zu beobachten, daß die Anlageinvestitionen und die Auftragseingänge für Maschinen deutlich angesprungen sind, was für eine längere Erholung der Wirtschaft spricht, sodaß Japan im dritten Quartal wieder auf einen Wachstumspfad einschwenken sollte. Auch die von uns erwartete weiche Konjunkturlandung in China sollte die Erholung in Japan unterstützen.
In Euroland enttäuschte das 1. Quartal mit einem schwachen Wachstum von 0.2 % im Quartalsvergleich trotz eines außergewöhnlich hohen und ebenfalls wetterbedingten Wertes in Deutschland. In mehr als jedem dritten Land in der Währungsunion blieb das Wachstum jedoch negativ, was zeigt, wie fragil die Wirtschaftserholung derzeit noch ist. Die Perspektiven für Euroland haben sich in den vergangenen Monaten dennoch verbeßert, wie die positive Entwicklung der Stimmungsindikatoren zeigt. Mit dazu beigetragen hat auch der deutliche Renditerückgang bei Staatsobligationen – vor allem in der Peripherie – wenngleich die Kreditvergabebedingungen für kleinere und mittlere Unternehmen noch immer nicht zufriedenstellend sind. Für das zweite Quartal sollte sich in Euroland nun ein Wachstum im Rahmen des Potenzials einstellen – wenngleich in Deutschland dann deutlich niedriger.
Die Investoren, Zentralbanken und Verbraucher sollten durch dieses Ping Pong der Wachstumsraten hindurchsehen. Die Erholung der Weltkonjunktur, der Arbeits- und Finanzmärkte bleibt von der Volatilität der Quartalßtatistiken unberührt, wenngleich diese den Blick auf den mittelfristigen Trend manchmal stark trüben.
Von KARSTEN JUNIUS, Chefvolkswirt, Bank J. Safra Sarasin