Denn eines steht fest: Jede Rally hat irgendwann ein Ende. Die entscheidende Frage ist jedoch, wie Investoren mit den damit verbundenen Risiken umgehen. Auch wenn ich Ihnen nicht sagen kann, wann die Marktkorrektur kommt und wie stark sie ausfallen wird – es kommt darauf an, die damit verbundenen Risiken dauerhaft richtig zu managen. Und nicht erst dann, wenn die Korrektur eingetreten ist.
Der massive Einbruch des Ölpreises liefert ein gutes Beispiel, warum dynamisches Management von Risiken ein wichtiger Erfolgsfaktor ist. Mit dem sinkenden Ölpreis gerieten zahlreiche Unternehmen aus dem US Energiesektor unter Druck. Auf der Aktienseite kam es zu einem massiven Ausverkauf mit erheblichen Kursverlusten. Auf der Anleiheseite gerieten wichtige Indizes im High-Yield-Bonds-Sektor unter Druck, da Anleihen von Emittenten aus dem Energiebereich einen großen Anteil an diesen Indizes ausmachen. Wer breit passiv in den Markt investiert oder eine sehr marktnahe Vermögensallokation umsetzt, geht nicht nur deutlich erhöhte Verlustrisiken ein, es entstehen auch Risiken, die sich durch die Korrelation der Asset-Klassen ergeben.
Genau diese Risiken können aktive Asset Manager sehr genau analysieren und steuern. Passive Strategien sparen sich diesen Aufwand. Ich rate in diesem Zusammenhang Anlegern, dass sie es sich angesichts der unterstützenden Wirkung der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank mit passiven Strategien nicht zu bequem machen sollten. Sie gehen im Fall von Marktkorrekturen massive Risiken ein, denn sie liefern sich Faktoren aus, die sie nicht steuern können – siehe Ölpreisverfall. Ein gutes Anlageinstrument sind zum Beispiel Multi-Asset-Strategien: Sie verfügen über das Potenzial, auch in der aktuellen Marktsituation signifikante und nachhaltige Erträge zu erzielen. Gerade im Niedrigzinsumfeld dürfte eine Anlagestrategie, die flexibel ist und nur wenigen Einschränkungen bezüglich der Auswahl der Asset-Klassen unterliegt, dabei helfen, unerwünschte Risiken wie beispielsweise die zu hohe Korrelation von Aktien und Hochzinsanleihen zu vermeiden.
Anleger sollten deshalb einen differenzierten Ansatz in Erwägung ziehen, der in eine Vielzahl verschiedener Investmentthemen und Ertragstreiber investiert. Ein solcher Ansatz kann auch noch mit einem Beta-Hedging-Overlay kombiniert werden: So können sie von einer fortgesetzten Marktrally profitieren, gleichzeitig sind sie aber gegen Verlustrisiken im Falle einer Marktkorrektur besser abgesichert.
Fazit: Ich kann immer noch nicht beantworten, wann die Korrektur kommt. Aber ich kann unseren Kunden helfen, sich darauf vorzubereiten.
Gunnar Knierim, AB