Während sich Zertifikate auf Gold in der Regel so verhalten wie der Goldpreis, also eine direkte Partizipation ermöglichen, unterliegen die Aktien von Goldminenbetreibern, neben dem Preis für das von Ihnen geförderte Edelmetall, auch den allgemeinen Schwankungen an den Aktienmärkten und der Bewertung der Gesellschaft als solches. Somit weisen diese Wertpapiere ein deutlich anderes Rendite-/Risikoprofil auf als direkte Goldanlagen.
Dies liegt zum einen daran, dass eine Goldmine trotz steigenden Goldpreises nicht zwangsläufig profitabler wird. Zum einen steigen die Kosten für die Goldförderung sehr häufig stark an, je länger eine Mine ausgebeutet wird, zum anderen müssen neue Goldvorkommen gesucht und erschlossen werden, was in den meisten Fällen ein sehr langwieriger und kostspieliger Prozess ist, der die Profitabilität einer Minengesellschaft deutlich belasten kann. Zudem haben in der Vergangenheit viele Minenbetreiber ihr Gold schon vor der Förderung zu einem festgesetzten Preis verkauft. Durch diese Transaktionen haben die Gesellschaften zwar ihre Einkommensströme für ein Szenario mit fallenden Goldpreises abgesichert, können aber entsprechend nicht von Kurssteigerungen des Edelmetalls profitieren.
Zudem werden die Verfahren, mit denen Gold gewonnen wird immer häufiger auch aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten angeprangert, was die Produktionskosten weiter erhöhen wird, da zum Beispiel bessere Arbeitsbedingungen für die Minenarbeiter oder verbesserte Umweltschutzmaßnahmen die Gewinne der Unternehmen unmittelbar belasten. Da diese Ausgaben aber gleichzeitig beispielsweise das Risiko der Minengesellschaften in der Zukunft für die von ihnen verursachten Umweltschäden herangezogen zu werden reduzieren, sollten Investoren gerade bei langfristigen Investments auf eine entsprechende Unternehmenspolitik achten.
Aufgrund der Vielzahl der Einflussfaktoren und der Komplexität der Bewertung der einzelnen Titel sollten Anleger statt auf Einzeltitel lieber auf die breite Streuung eines gut gemanagten Goldminenfonds setzen. Zwar kann auch ein Fonds das mit dem Gold, beziehungsweise dem Minensektor verbunden Risiko nicht wegdiversifizieren, aber durch die Streuung des Kapitals auf verschiedene Unternehmen, wird zumindest das Einzeltitelrisiko deutlich reduziert. Aufgrund der durchgehend positiven Entwicklung des Goldpreises in den letzten Jahren kommt es bei der Fondsanalyse darauf an, insbesondere das Verhalten und die Fähigkeiten eines Fondsmanagers in schwierigen Zeiten zu beurteilen. Hierbei gilt meiner Ansicht nach der Grundsatz: Verlasse Dich lieber auf die Erfahrung eines alten Hasen mit einer guten Historie, als auf die Werbeversprechen eines guten Produktmanagers. Im Detail bedeutet dies, das Anleger lieber auf einen etablierten Manager, der sehr schon lange im Markt agiert setzen sollten, statt in einen neuen Fonds, der alle möglichen Instrumente einsetzen kann und stark beworben wird, zu investieren.
Aus Sicht der Portfoliokonstruktion gehört Gold aus strategischen Gesichtspunkten in ein gut diversifiziertes Portfolio. Dennoch sollten Gold und Goldminenaktien beziehungsweise entsprechende Fonds aufgrund des nicht unerheblichen Risikopotentials nur als Beimischung im Portfolio gehalten werden. Unabhängig davon, können Investoren aus taktischer Sicht die Gewichtung dieser Anlagen deutlich anheben, wenn dies erfolgversprechend erscheint.
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