Hinzu kommt, dass die öffentlichen Rentenkassen Japans in Zukunft weniger strikt reguliert werden und daher in größerem Umfang risikoreiche Assets in ihre Portfolios aufnehmen können. Das geschähe natürlich auf Kosten ihrer momentan erheblichen JGB-Bestände, doch angesichts der derzeit offensiv vorgehenden BoJ muss man annehmen, dass die Zentralbank gewillt wäre, einem daraus resultierenden übermäßigen Druck auf die Renditen entgegenzuwirken. Im Ergebnis könnte sich daraus sogar ein positiver Effekt auf die Corporate Governance ergeben, denn GPIF wäre der erste große institutionelle Investor in Japan, der eher auf die Maximierung der Renditen als auf das Halten bestimmter Assets zur Pflege guter Geschäftsbeziehungen setzt. Das könnte Großunternehmen zusätzlichen Anreiz bieten, die üppige Liquidität in ihren Bilanzen entweder durch vermehrte Investitionen oder Aktienrückkäufe und höhere Dividenden nutzbringender einzusetzen.
Zwar sind Mehrwertsteueranhebung und Reformen nicht ohne Risiko, doch dies bedeutet – gerade im Hinblick auf Reformen – nicht zwangsläufig ein Abwärtsrisiko. Wichtiger für unsere unmittelbare Positionierung ist vielmehr unsere Erwartung, dass die Märkte erst gegen Ende des ersten Quartals 2014 auf diese Risiken fokussieren werden. Theoretisch sollten Märkte eigentlich äußerst zukunftsorientiert sein, doch in der Praxis sind sie häufig eher „kurzsichtig“. Wir meinen daher, dass die Märkte aufgrund der deutlich kräftigeren Dynamik und der Aussicht auf eine weitere Lockerung durch die BoJ fester tendieren werden.
Der Datenfluss der letzten Wochen hat hier jedenfalls etwas Erleichterung geschaffen. Die Grunddynamik scheint zuzulegen, trotz gelegentlicher Rückschläge wie beispielsweise der Abwärtskorrektur der BIP-Zuwachsrate für Q3 von 1,9 % auf 1,1 %. Hauptgrund für den Rückgang war die Tatsache, dass die Entwicklung der Lagerbestände sich weniger stark auswirkt als zuvor angenommen. Unerwartet war auch, dass das Investitionswachstum nicht nach oben korrigiert werden musste. Ein deutlicher Anstieg der Investitionsausgaben und der Nachfrage nach Arbeitskräften ist indes unerlässlich, um die Liquiditätsberge, auf denen Japans Unternehmen sitzen, abzutragen. Wir haben die Hoffnung auf eine Wende aller-dings noch nicht verloren. Obwohl die Lieferaufträge für Maschinen in Japan seit jeher hohen Schwankungen unterworfen sind, war der Trend in den letzten paar Monaten deutlich positiv.
Natürlich hängt eine Zunahme der Investitionsausgaben in erster Linie von weiterhin positiven Geschäftsklimaindizes ab. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes im November um 0,9 Punkte auf 55,1 und damit den höchsten Stand seit 2006 kletterte. Auch das Verhältnis zwischen Auftragseingängen zu Lagerbeständen hat sich gebessert; mit weiteren Zuwächsen ist zu rechnen. Nicht zuletzt stieg der Shoko Chukin Index, der das Stimmungsbild bei KMU abbildet, im November von 50,8 auf 51,1 Punkte, den höchsten Stand seit Mitte 2006. Seinerzeit wäre es Japan beinahe gelungen, sich aus der Deflation zu befreien: Das Land wies ein über dem Potenzial liegendes Wachstum auf, das vor allem durch den deutlichen Abbau der Liquiditätsberge angetrieben wurde.