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Fidelity Marktkommentar: Indonesiens Wirtschaft stärkt ASEAN-Region

Die Finanzminister der ASEAN-Staaten blicken beim am Montag beginnenden Gipfeltreffen in Phnom Penh, Kambodscha, auf ein gemischtes Bild. Die Konjunkturaussichten für die südostasiatischen Volkswirtschaften sind sehr unterschiedlich. Das gilt auch für Thailand, Indonesien, Malaysia, die Philippinen und Singapur, die den Verband Südostasiatischer Nationen, kurz ASEAN, vor 45 Jahren gegründet haben. Gillian Kwek, Managerin des Fidelity ASEAN Fund, ist vor allem für Indonesien optimistisch und setzt auf Banken, Konsumgüter und Gesundheitstitel der Region:

„Thailand wurde im vergangenen Jahr von zwei bemerkenswerten Ereignissen geprägt. Das erste war eine friedliche Wahl, die zu einer vom Volk gewählten Regierung führte – ein Novum für das Land. Die neu gewählte Regierung kündigte eine Reihe von fiskalischen Maßnahmen an, darunter die Anhebung der Mindestlöhne und eine Senkung der Unternehmenssteuersätze. Die zerstörerischen Überschwemmungen Ende letzten Jahres waren das andere große Ereignis. Obwohl das produzierende Gewerbe und die landwirtschaftlichen Anbauflächen stark geschädigt wurden, gehe ich davon aus, dass sich die thailändische Volkswirtschaft in diesem Jahr dank der Wiederaufbautätigkeit und der staatlichen Fördermaßnahmen kräftig erholen wird. Gewisse Bedenken habe ich allerdings mit Blick auf die Innenpolitik: Es gibt noch immer Gerüchte, dass der ehemalige Premierminister Thaksin nach Thailand zurückkehren möchte. Ich bin besorgt, dass das erneut politisches Chaos im Land auslösen könnte. In der Vergangenheit wurde Thailand aufgrund seiner politischen Instabilität mit einem Abschlag auf die Region gehandelt. Dieser Abschlag hat sich nun aufgelöst. Derzeit wird Thailand bei einem Gewinnwachstum von 10 Prozent mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11 gehandelt. Das zeigt, dass der Markt einige mögliche negative Überraschungen nicht eingepreist hat.

Die Fundamentaldaten Indonesiens bleiben stark. Das Land hat ein nachhaltiges Bruttoinlandsprodukt-Wachstum von 6 bis 7 Prozent, eine junge und wachsende Bevölkerung, und eine wachsende Mittelschicht. Währung und Rohstoffpreise sind zwei historische und meines Erachtens bleibende Wachstumstreiber: Die Währung zeigte sich im letzten Jahr trotz der global unsicheren Märkte sehr stabil, was für das Vertrauen der Märkte in die indonesische Wirtschaft spricht. Bei den Rohstoffen – deren Export ein wichtiges Standbein der indonesischen Wirtschaft ist – erwarte ich keinen allgemeinen Preiseinbruch. Da die Nachfrage nach Energie und Nahrungsmitteln aus China und Indien anhält, dürfte sich der Markt in Indonesien als widerstandsfähig erweisen. Auch das kürzlich verabschiedete Landreformgesetz, durch das viele der verzögerten Infrastrukturprojekte nun bald umgesetzt werden können, bewerte ich als äußerst positiv: Nach fast einem Jahrzehnt anhaltend starken Wachstums begannen sich allmählich Engpässe zu zeigen – zum Beispiel bei Straßen, im Transportwesen und in der Produktion. Ohne die Schaffung zusätzlicher Kapazitäten hätte die Inflation mittelfristig zu einem Strukturproblem für Indonesien werden können. Das Landreformgesetz kommt aber zur rechten Zeit und ermöglicht nun glücklicherweise ein nachhaltiges, sogar zweistelliges Gewinnwachstum für indonesische Unternehmen. Die künftige Entwicklung des Landes sehe ich daher optimistisch.

Malaysia hat sich in den letzten Dekaden sehr erfreulich entwickelt. Die Wirtschaftsreformen und der Infrastrukturausbau verlaufen aber langsamer als erwartet. Nun steht das Land vor dem Problem, die Wertschöpfungskette hochklettern zu müssen, um sich weiter zu entwickeln. Dazu muss es seine langfristigen Strukturprobleme lösen – wie die nicht durchzuhaltenden Subventionen und die Abwanderung der Bildungselite. Allerdings kann ich nicht erkennen, dass die Regierung ihren Transformationsplan aggressiv umsetzt. Solange sich das nicht ändert, dürfte das Trendwachstum in Malaysia kaum 3 bis 5 Prozent übersteigen. Auch sind die Bewertungen für Aktien aus Malaysia nicht attraktiv. Bei einem Gewinnwachstum von 12 Prozent wird das Land mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 gehandelt – also teurer bewertet als die Region Asien insgesamt. Das sehe ich als nicht gerechtfertigt.

Die Philippinen entwickeln sich auf makroökonomischer Ebene erfreulich: ständig steigende Überweisungen der achteinhalb Millionen im Ausland erwerbstätigen Philippiner nach Hause, eine beherrschbare Inflationsrate, reichlich Liquidität im Inland, eine starke Währung und eine gesunde Haushaltslage zeichnen ein positives Bild. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat ihren Ausblick für das BB-Rating der Philippinen kürzlich von ,stabil‘ auf ,positiv‘ angehoben. Die amtierende Regierung ist ehrgeizig und strebt bis 2015 ein Bruttoinlandsprodukt-Wachstum von 7 bis 8 Prozent an. Infrastrukturinvestitionen vorausgesetzt, könnten die Philippinen mittelfristig tatsächlich solide wachsen. Kurzfristig werden diese Programme allerdings aufgrund von Verwaltungsproblemen verzögert. Insgesamt betrachtet haben die Philippinen in diesem Jahr in Asien bisher am besten abgeschnitten. Allerdings befürchte ich, dass der Markt das Risiko übersehen hat, dass dringende Reformen verzögert werden könnten. Zudem sind die Philippinen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 das teuerste Land in Asien. Daher bin ich kurzfristig zurückhaltend mit Blick auf die Philippinen, längerfristig bewerte ich ihre Aussichten als günstig.

Die Wirtschaft in Singapur ist von Sorgen geprägt, die die Aussichten auf Wachstum beeinträchtigen: Die Gewinnmargen der dortigen Unternehmen stehen aufgrund der steigenden Kosten für Löhne, Mieten und Rohmaterialien – sowie der allgemeinen Anfälligkeit gegenüber den Weltmärkten – kurzfristig stark unter Druck. Da in diesem Jahr die Unternehmensgewinne wohl nur um 5 Prozent wachsen werden, gilt der Markt in Singapur derzeit nicht gerade als attraktiv. Mittelfristig erwarte ich zudem, dass sich das Wirtschaftswachstum des Landes auf einen niedrigen einstelligen Bereich abschwächen wird. Die amtierende Regierung, die im letzten Jahr aufgrund der öffentlichen Unzufriedenheit über steigende Immobilienpreise und die zunehmende Einkommensungleichheit nur knapp wiedergewählt wurde, arbeitet an einer Neuausrichtung von Teilen der Wirtschaft. Sie reduziert aktiv den Zustrom der Immigranten, strebt eine Produktivitätssteigerung der Industrie an und bremst den Immobiliensektor.

Banken, Konsumgüter und Gesundheitstitel in ASEAN attraktiv

Auf Branchenebene setze ich auf Banken, da die ASEAN-Staaten überwiegend ein sehr attraktives reales Wachstum verzeichnen und die Banken dieser Länder starke Fundamentaldaten aufweisen. So können sie ihr Gewinnwachstum steigern und eine attraktive Eigenkapitalrendite generieren, um ihr Wachstum zu finanzieren. Auch Gesundheitsaktien sind wegen ihres strukturellen Wachstumsprofils interessant. Zyklische Konsumtitel in der ASEAN-Region profitieren ebenso von einer gesunden demografischen Entwicklung sowie von steigenden Einkommensniveaus und geringer Arbeitslosigkeit in der Region. Telekom-, Versorger- und Immobilientitel sind dagegen weniger attraktiv. Insbesondere die Zügelung des Immobilienmarktes in Singapur und die teuren Bewertungen von Immobiliengesellschaften in Malaysia halte ich für bedenklich.“

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