Das könnte sich zumindest für Anleger in Europa auch 2018 wieder bestätigen, denn dieses Mal kommen außergewöhnlich viele Negativfaktoren für europäische Assets zusammen. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China droht in einen handfesten Handelskrieg umzuschlagen. Nachdem aktuelle Gesprächsrunden gescheitert sind, hat Trump neue Zölle auf chinesische Güter im Wert von 200 Mrd. USD angekündigt. Diese Zölle sollen drastisch erhöht werden, wenn China seinerseits mit Gegenmaßnahmen reagiert. Eine Eskalation des Handelskonflikts scheint somit unausweichlich. Vor allem Europa, das äußerst abhängig von einem intakten Welthandel ist, wäre davon stark betroffen.
Noch nicht vom Tisch ist auch die Währungskrise in der Türkei. Zwar hat die türkische Zentralbank den Leitzins zwischenzeitlich angehoben. Doch dies allein wird nicht ausreichen, um den Verfall der Lira nachhaltig aufzuhalten. Während etwa Argentinien im Kampf gegen die Währungskrise neben einer Zinsanhebung auf orthodoxe Reformen und IWF-Hilfen setzt, weigert sich die Türkei beharrlich, solche Maßnahmen zu ergreifen. Damit wird die türkische Währungskrise unnötig verschleppt und macht in Zukunft noch drastischere Maßnahmen notwendig. Da Europa – und insbesondere Spanien – durch das Bankensystem und durch Handelsbeziehungen eng mit den Schwellenländern verwoben ist, sind die Währungskrisen in der Türkei und anderswo ein weiterer Faktor für die relative Schwäche der Aktienmärkte in Europa.
Europa innenpolitisch unter Druck
Die BREXIT-Verhandlungen verlaufen weiterhin schleppend und die Gefahr eines „No Deal“ bleibt hoch. Beide Seiten, so scheint es, spielen mit dem „Hard BREXIT“-Szenario, um die Gegenseite zu mehr Zugeständnissen zu bewegen. Die Gefahr hierbei ist jedoch, dass man sich verspekuliert und ein unkontrollierter EU-Austritt tatsächlich Realität wird, mit unangenehmen Folgen für alle Beteiligten.
Obwohl die italienische Regierung zuletzt die Absicht bekundet hat, sich bei der Planung des Staatshaushalts für 2019 an die EU-Verschuldungsregeln zu halten, kann vorerst keine Entwarnung gegeben werden. Denn spieltheoretisch betrachtet haben die regierenden Populisten durchaus einen Anreiz, eine Eurokrise bewusst zu provozieren, um anschließend einen ITALEXIT als alternativlos zu verkaufen. In diesem Szenario hätten die Populisten ihr eigentliches Ziel erreicht und könnten die Schuld bei den „bösen“ Finanzmärkten und bei der „ungerechten“ EU abladen. Somit bleibt abzuwarten, wie ernst die bekundeten Absichten aus Italien wirklich sind.
Insgesamt bleibt der Ausblick für die europäischen Finanzmärkte wegen den zahlreichen Negativfaktoren belastet. Investoren sollten darauf mit einer selektiveren Asset Allokation reagieren.
(Feri)