Die Aktien- und Kapitalmärkte haben die Risikoaversion, die weite Teile des Jahres 2012 bestimmt hatte, zuletzt nahezu vollständig abgelegt. Die erhoffte Jahresendrallye wurde bei Aktien Realität. An den Bondmärkten blieben die Renditen erstklassiger Anleihen auf extrem tiefem Niveau. Das zwischenzeitliche Misstrauen gegenüber französischen Anleihen hat sich entgegen unseren Erwartungen wieder vollständig gelegt. Bei den Staatsanleihen der europäischen Peripherie kam es zu weiteren Spreadeinengungen. Unsere Abstinenz gegenüber spanischen Staatsanleihen behalten wir vorerst noch bei. Die Rating-Agenturen übten sich für einmal in Zurückhaltung; Standard & Poor’s sorgte mit einer deutlichen Heraufstufung Griechenlands gar für eine ungewohnt positive Überraschung.
Makroökonomischer Ausblick für 2013 besser
In Europa wird sich die divergierende Entwicklung zwischen den Kernländern und der Peripherie im neuen Jahr zwar noch fortsetzen – es wird jedoch mit einer spürbaren Stabilisierung der Krisenländer gerechnet. Nicht nur die Konjunkturprognosen, sondern auch die Entwicklung der Leistungsbilanzen und die kritisch beobachteten Target-Salden weisen in diese Richtung. Die USA werden im Jahr 2013 ein Wachstum von gut zwei Prozent erreichen können, das bei einem tragfähigen Kompromiss zur Überwindung der fiskalischen Klippe noch etwas höher ausfallen könnte. Vom weltweiten Wachstumstreiber China werden im Jahresverlauf ebenfalls wieder anziehende Wachstumsraten erwartet.
Expansive Geldpolitik bleibt wichtiger Treiber
Geringer Inflationsdruck gibt den Notenbanken freie Bahn, ihre expansive Geldpolitik fortzusetzen. Eine weitere Aufwertung börsengehandelter Vermögenswerte erscheint damit vorprogrammiert. Die US-Notenbank kommunizierte explizite geldpolitische „Marken“: Die Zinsschraube wird erst angezogen, wenn die Arbeitslosigkeit 6,5 Prozent (aktuell 7,7 Prozent) unterschreitet oder die Inflation 2,5 Prozent überschreitet (aktuell 1,8 Prozent). Diese beiden Werte werden 2013 sicherlich nicht erreicht werden. Japan wird eine noch expansivere Geldpolitik praktizieren. Im Dezember 2012 wurde in Japan ein neues Unterhaus gewählt, das der oppositionellen LDP unter ihrem Spitzenkandidaten und früheren Ministerpräsidenten Abe einen Erdrutschsieg bescherte. Abe verlangt von der japanischen Notenbank (BoJ) nun ein deutlich höheres Inflationsziel und wird an der Spitze der BoJ einen opportunen Kandidaten installieren.
Währungen: Japanischer Yen schwächer
Ein ganzes Maßnahmenbündel der neuen japanischen Regierung zielt auf eine Abschwächung der japanischen Währung ab. Die Fortsetzung der eingeleiteten Yen-Abwertung wollen wir uns mit einem Ausbau unserer bereits bestehenden Short-Position zunutze machen. Im Gegenzug wird die bestehende Short-Position im Euro geschlossen. Die Long-Positionen in Australien- und Neuseeland-Dollar gegen Schweizer Franken werden beibehalten.
Mit den Wölfen heulen oder Kontrapunkte setzen
Die intakte Rallye der Aktienmärkte veranlasst uns, „mit den Wölfen zu heulen“: Die Aktienquote setzen wir nochmals um ein Prozent nach oben (Aktien Schweiz), so dass wir mit einem erheblichen Übergewicht bei Aktien ins neue Jahr starten. Wir stehen bei dieser taktischen Position jedoch Gewehr bei Fuß, um Gewinne zu realisieren. Bei Unternehmensanleihen diagnostizieren wir nach den starken Kursanstiegen der Vormonate dagegen derart euphorische Zustände, dass wir uns veranlasst sehen, jetzt eine neutrale Position zu installieren, um gegen eine etwaige Korrektur gewappnet zu sein.
Quelle: Swisscanto