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Ein Jahr EZB-Anleihekaufprogramm: Eine kritische Bilanz

Am Donnerstag, dem 10. März 2016 trifft sich die Europäische Zentralbank (EZB) zur Ratssitzung. Erwartet wird eine Verschärfung des Kurses – inklusive mehr Strafzinsen sowie einer Ausweitung des Anleihekaufprogramms.

Letzteres läuft bereits seit 12 Monaten. Zeit für ein kritisches Zwischenfazit.

Die bisherige Bilanz fällt eher ernüchternd aus: Mäßig bis Null. Die Inflation in der Eurozone sank aktuell im Februar 2016 auf minus 0,20 %. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg gerät der Zielkorridor von knapp 2,0 % damit wieder in weite Ferne.

Ein Blick auf die Kerninflation (ohne Lebensmittel und Energie) im Euro-Währungsgebiet zeigt indes, dass dieser Wert in den vergangenen 12 Monaten meist stabil zwischen 0,90 und 1,10 % lag. Im Februar 2016 betrug die Kerninflation immerhin 0,70 %. Hauptursache für den Unterschied zur genannten Gesamtinflationsrate: Der niedrige Ölpreis. Jener liegt derzeit bei ca. 40 US-Dollar.

Der niedrige Ölpreis wirkt den Bemühungen der EZB massiv entgegen. Insofern erscheint ein verschärfter Zentralbankkurs nicht besonders sinnvoll, da sich die Inflationsrate mit steigenden Öl- und Energiepreise zwangsläufig nach oben entwickelt.

Kreditvergabe stagniert

Die Kreditvergabe entwickelt sich ebenfalls nicht im Sinn der Währungshüter. Wird z. B. die Kreditvergabe an Unternehmen in Europa betrachtet, präsentieren sich eher Seitwärtsschritte. Aus Sicht der Banken ist die stagnierende Kreditvergabe aber nachvollziehbar: Solange die EZB Anleihen erwirbt, sinken die langfristigen Zinsen. Banken refinanzieren sich kurzfristig und vergeben Kredite langfristig. Die Spanne zwischen kurz- und langfristigen Zinsen wird kleiner, was für Banken niedrigere Gewinne bedeutet und den Anreiz zur Kreditvergabe reduziert.

Fazit: Das Quantitative Easing, wie es die EZB seit 2015 betreibt, dämpft entsprechend die Kreditvergabe.

Staatsfinanzierung über Umwege

Obwohl das Quantitative Easing Programm offensichtlich nicht nachhaltig wirkt und diverse Risiken birgt, hält die EZB an ihrem Kurs fest. Weshalb? Aus der Perspektive vieler Euroländer sind die Anleihenkäufe tatsächlich wirksam – allerdings mehr in Hinsicht einer verdeckten Staatsfinanzierung. Wer sich die Bilanzen der Banken in der Eurozone ansieht, wird u. a. feststellen, dass den täglich fälligen Verbindlichkeiten von ca. 5.400 Milliarden Euro lediglich Einlagen von 680 Milliarden Euro entgegenstehen. Selbst mit den 1.500 Milliarden Euro aus aktuellen Anleihekäufen der EZB bleibt eine Deckungslücke von 3.220 Milliarden Euro. Nach Meinung der Experten von Tagesgeldvergleich.net wird die Zentralbank diese Lücke künftig mit zusätzlichen Anleihekäufen schließen und noch mehr Staatsschulden der Euroländer in ihre Bilanz nehmen. Am Ende wird die EZB wahrscheinlich mindestens die Hälfte aller Euro-Staatsschulden mithilfe der Notenpresse finanzieren.

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