ETFs sind flexibel, weil man sie praktisch jederzeit schnell handeln kann. Dadurch wird es den Investoren ermöglicht, ihre Bestände im Extremfall mehrmals täglich zu jeweils aktuellen Marktpreisen auf und abzubauen.Dabei können sie die Produkte sowohl für Long- als auch Short-Geschäfte nutzen. Dieses Merkmal ist einer der großen Unterschiede zwischen ETFs und herkömmlichen Investmentfonds. Denn Letztere werden nur einmal täglich von der Kapitalanlagegesellschaft bewertet. Das gilt auch für ETFs. Gleichzeitig werden diese aber, weil sie an der Börse gehandelt werden, untertags fortlaufend von Market Makern bepreist.
Gut, es gibt auch einige klassische Investmentfonds, die über die Börse gehandelt werden. Aber bei diesen ist es für die Market Maker deutlich schwieriger, untertags realistische An- und Verkaufspreise zu stellen. Denn die Portfolios aktiv gemanagter Investmentfonds werden in der Regel nur einmal monatlich veröffentlicht und dann auch meist nur auszugsweise. Im Gegensatz dazu legen die ETF-Anbieter ihre Portfoliobestände jederzeit komplett offen – wenn nicht im Internet, dann auf Anfrage. Das ist die von den Anbietern gern zitierte Transparenz.
Es kann zwar auch bei ETFs passieren, dass den Market Makern Fehler bei der Berechnung der Kauf- und Verkaufspreise unterlaufen. Allerdings ist die Toleranz, die der Markt bei Preisabweichungen akzeptiert, sehr gering. Denn in der Regel treten immer dann, wenn die Unterschiede zwischen einzelnen Market Makern zu groß werden, Marktteilnehmer auf den Plan, um diese Missverhältnisse durch entsprechende Transaktionen für sich zu nutzen.
Das ETFs transparent und flexibel sind, habe ich damit aus meiner Sicht belegt. Und wie steht es um die Einfachheit? Bei ETFs weiß der Investor, dass er damit rechnen kann, die Wertentwicklung des jeweiligen Index beziehungsweise zugrunde liegenden Marktes zu erhalten. Bei aktiv gemanagten Fonds ist es für ihn nicht so einfach. Denn er weiß nicht, welche Entscheidungen der Manager treffen wird oder ob er den Fonds nicht vielleicht sogar abgeben wird.
Daraus ergibt sich ein weiterer Vorteil von ETFs: Sie erleichtern Investoren das Risikomanagement ihrer Portfolios. Dadurch, dass auf sehr viele Indizes, die ETFs zugrunde liegen, auch Futures und Optionen verfügbar sind, können Investoren ihre Positionen passgenau absichern. Im Falle aktiv gemanagter Fonds, deren Positionen nicht genau bekannt sind, ist das schwieriger. Hinzu kommt, dass Investoren beim börslichen ETF-Handel spezielle Ordertypen nutzen können, um ihr Risikomanagement weiter zu vereinfachen. Beispielsweise können sie Stop-Loss-Orders platzieren, so dass ihre Anteile automatisch verkauft werden, sobald der Anteilwert eine bestimmte Schwelle unterschreitet.
In einem Punkt muss ich den ETF-Kritikern jedoch recht geben: Die Vielzahl der Konstruktionsarten und Zusatzgeschäfte, welche die Anbieter einsetzen, macht börsennotierte Indexfonds immer komplexer. Dadurch haben die Fonds einen Teil ihrer einfachen und leicht verständlichen Produktgestaltung verloren.
Wenn die ETF-Anbieter immer wieder die Einfachheit, Transparenz und Flexibilität ihrer Produkte betonen, ist das also kein reines Marketing-Geschwätz. Diese Argumente haben Hand und Fuß. Und sie gelten nach wie vor – auch wenn mache Kritiker lieber auf Schwachstellen verweisen, wie zum Beispiel schwer verständliche Details der Konstruktionsarten.
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