Grund dafür ist die Struktur des Dax, der als Performance-Index auch die jährlich gezahlten Dividenden der 30 Werte brutto mit einbezieht. Der 50 Werte umfassende M-Dax funktioniert auf die gleiche Weise. Das ist in der westlichen Aktienwelt einmalig, denn alle anderen Aktienindizes wie der FTSE 100, der S&P 500, der NIKKEI 225 oder die europäischen STOXX Indices sind Kursindices. Damit sind Performancevergleiche zwischen den beiden Gruppen irreführend und wertlos.
Viele Anleger fragen sich heute, ob es eingedenk vergangener Erfahrungen sinnvoll ist, jetzt noch bei Rekordständen einzusteigen. Das Gegenteil ist aber der Fall. Der deutsche Aktienmarkt, gemessen an seinem Dividenden bereinigten Kurs-Dax, lag am 30.9.2013 bei 4545 Punkten und damit immer noch mit einem Minus von 27% weit unter seinem Allzeithoch vom 7.3.2000 mit 6266 Punkten. Er hat noch nicht einmal das Hoch vor der Lehman-Krise erreicht. Das ist die Realität und alles andere ist Augenwischerei.
Aus Sicht der technischen Wertpapieranalyse heißt das aber, dass der deutsche Aktienmarkt sich langfristig nicht in einem neuen Bullenmarkt, sondern sich trotz der Erholung ab 2009 weiter in einem strukturellen Bärenmarkt befindet und das seit über 13 Jahren. Das gilt umso mehr für den Index EuroStoxx 50, der mit minus 47% noch mehr seinem Hoch von 2000 hinterherhinkt.
Die beiden Aktienmärkte müssen erst noch 38% bzw. 91% steigen, bevor sie ihre Rekordhochs wieder erreichen. Bis dahin fließt noch viel Wasser an Frankfurts Börse vorbei. Damit beantwortet sich auch die Frage, ob es zu spät ist, Aktien zu kaufen.
Die Medien und die Börse AG sollten hier Transparenz schaffen und bei ihrer Berichterstattung wieder zu Kursindices als Börsen-Barometer zurückkehren, wie das zu FAZ-Index Zeiten der Fall war. In diesem Zusammenhang könnten dann auch die DAX-Aktien-Futures auf die Kursindices umbasiert werden, wie das bei den anderen Index-Futures der Fall ist.
FZ 9.10.2013
DIPL.-KFM. FRANK TH. ZINNECKER, ZINNECKER CONSULT