Der Chefanlagestratege der Deutschen Bank-Fondstochter Deutsche Asset & Wealth Management (DeAWM), Asoka Wöhrmann, fordert eine defensivere Rolle der Notenbanken im Finanzsystem. „Wir haben uns angewöhnt, sofort nach der Hilfe der Notenbanken zu schreien, sobald irgendetwas schiefläuft“, kritisierte Wöhrmann im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin ‚Capital‘ (Ausgabe 10/2015, EVT 17. September).
„Das ist gefährlich, denn es setzt die – manchmal schmerzhaften – Selbstreinigungskräfte außer Kraft, die ein freier Markt in sich birgt und nun mal braucht.“ Nach inzwischen sieben Jahren an den Sauerstoffgeräten der Notenbank müssten Wirtschaft und Kapitalmärkte lernen, ohne diese Geräte zu leben. „Die Notenbankpolitik hat Grenzen. Sie kann Märkte stimulieren, aber langfristig den Zyklus nicht abschaffen und Bewertungsmaßstäbe außer Kraft setzen.“
Trotz der Wirtschaftsflaute in China und Dax-Verlusten von mehr als 20 Prozent hält Wöhrmann Aktien-Investments nach wie vor für unverzichtbar. Die weit verbreitete Skepsis der Deutschen kann er nicht nachvollziehen. „Ich fürchte, dass viele Anleger inzwischen ein verqueres Bild von Risiken haben – und die Gefahren am Anleihenmarkt unterschätzen“, sagte Wöhrmann gegegnüber ‚Capital‘ So sei es im April wegen des Zinsschubs für zehnjährige Bundesanleihen acht Prozent abwärts gegangen. „Am Aktienmarkt schreien dann viele Zeter und Mordio. Bei Bundesanleihen, die als bombensicher gelten und Dreh- und Angelpunkt der Altersvorsorge über Rentenversicherungen und Pensionsfonds sind, interessierte das kaum jemanden“, wundert sich Wöhrmann.
Im ‚Capital‘-Interview verrät der Anlage-Experte auch seine persönlichen Investment-Tipps. Er empfiehlt einen Mix aus einem globalen Dividendenfonds, einem Fonds für europäische Aktien einschließlich Nebenwerte, einem globalen Aktienfonds und einem soliden Rentenfonds. „Die vier Positionen reichen vollkommen.“ Wöhrmann rät darüber hinaus, einen Sparplan für diese Fonds einzurichten und eine Cash-Reserve zu halten, um bei einem Einbruch nachkaufen zu können. „Und dann sprechen wir uns in fünf Jahren wieder – ich bin mir sehr sicher, dass Sie bis dahin gutes Geld verdient haben werden.“