Alle reden von Inflationsbekämpfung, doch China steht vor einem ganz anderen Problem – einer Deflation. In der vergangenen Woche meldete China für Juli einen Rückgang des Verbraucherpreisindexes um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit wurde zum ersten Mal seit zwei Jahren eine Deflation verzeichnet.
Da die chinesische Inlandsnachfrage jedoch stockt und gleichzeitig die weltweite Nachfrage nach chinesischen Produkten nachlässt, hat das Land Überkapazitäten. Denn die Produzenten bemühen sich, ihre hohen Lagerbestände abzubauen.
Grund auch rückläufige Exporte
Der Desinflationsdruck ist vor allem auf den Schuldenabbau im Immobiliensektor und in der Kommunalfinanzierung zurückzuführen, der die Inlandsinvestitionen erheblich beeinträchtigt und zu weitreichenden Überkapazitäten im verarbeitenden Gewerbe geführt hat.
Aber auch die rückläufigen Exporte haben dazu beigetragen. Denn die weltweite Nachfrage konzentriert sich zunehmend wieder auf Dienstleistungen. Der pandemiebedingte Boom chinesischer Waren ebbt daher ab.
Verstärkung von Spillover-Effekten erwartet
Man muss konstatieren, dass der Deflationsdruck nicht nur für China gilt. Während die Störungen und Veränderungen in den Volkswirtschaften nach der Pandemie die Frage aufgeworfen haben, inwieweit die chinesische Wirtschaft immer noch den Welthandel und die Industriezyklen dominiert, sehen wir mehrere Gründe, die eine Verstärkung der sogenannten Spillover-Effekte in den entwickelten Märkten erwarten lassen.
Die sich verschlechternden wirtschaftlichen Fundamentaldaten Chinas haben zu einem deflationären Druck geführt, der die Inflation sowohl in China als auch auf den globalen Märkten, die von chinesischen Waren beliefert werden, bereits abschwächt.
Vorsicht bei Sachwertanlagen geboten
In Anbetracht der üblichen Verzögerungen haben die Auswirkungen der Deflation auf die globalen Verbrauchermärkte wahrscheinlich gerade erst begonnen, wobei sich die Preisnachlässe in den kommenden Quartalen wahrscheinlich noch verstärken werden.
Gerade bei Sachwertanlagen ist hier Vorsicht geboten. Immobilien wurden vielfach auf Kredit gekauft und sind nun viel weniger wert, die Kreditsumme bleiben aber bestehen. Dadurch geraten die Besitzer in die Überschuldung und zahlreiche Kredite fallen aus.
Insgesamt werden weniger neue Kredite vergeben als ausfallen – und die Geldmenge sinkt. Wenn weniger Geld im Umlauf ist, steigt aber dessen Kaufkraft und somit ist die Deflation in Gang gesetzt.