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China entpuppt sich als globaler Innovator

 Über viele Jahre hinweg erwarb sich China einen Ruf als Werkbank der Welt. Heute jedoch blühen Innovationen im bevölkerungsstärksten Land der Erde auf, das sich rasch zu einem Trendsetter mit dem Potenzial, Geschäftsmodelle weltweit infrage zu stellen, entwickelt. Während unseres jüngsten Forschungsaufenthalts in China waren wir überrascht von der großen Begeisterung für Smartphones aus Eigenentwicklung und den das ganze Land erfüllenden Unternehmergeist. Die Anzahl der von in China ansässigen Personen im In- und Ausland angemeldeten Patenten ist in den letzten Jahren tatsächlich enorm gestiegen und übertrifft die größten Industrienationen der Welt.

Einige Unternehmen erlangten internationale Anerkennung. So wurde beispielsweise die Estar Technology Group mit Sitz in Shenzhen für ihr Smartphone „Takee 1“, das der Benutzer über dessen holografischen Bildschirm interaktiv und direkt steuern kann, mit dem prestigeträchtigen CES Innovations Award 2015 ausgezeichnet. Unterdessen hat Chipscreen unlängst die Zulassung der chinesischen Arzneimittelzulassungsbehörde für Chidamide erhalten, ein neuartiges Mittel zur Behandlung von Lymphomen und das erste im Inland entdeckte und entwickelte innovative Medikament, dessen Markteinführung die Aufsichtsorgane genehmigt haben.

Smartphones rücken in die Spitzenklasse nach

Die Innovationskraft von Unternehmen spiegelt die Energie der Menschen wider. So trafen wir uns beispielsweise mit Herrn Wang, einem Nachwuchsmitarbeiter einer Personalverwaltung, in seinem bescheidenen Zimmer in Wuhan, der Hauptstadt der Provinz Hubei in Zentralchina. Während unseres Gesprächs wirkte Herr Wang ganz fasziniert von seinem neuen Smartphone – einem Xiaomi, das er für 700 Renminbi (113 US-Dollar) gekauft hatte – und wollte uns unbedingt erzählen, wie viel besser es sei als unsere iPhones. Wir waren beeindruckt von dessen Ausstattung und Funktionalität.

Andere, mit denen wir sprachen, wollten ebenfalls ihre Begeisterung teilen, die sie empfanden, weil sie ein Gerät aus in China hergestellter Spitzentechnologie besaßen. Diese Art von bodenständiger Begeisterung kann besonders machtvoll in einem riesigen Land wie China sein, wo lokale Unternehmen, die ein Produkt vermarkten wollen, von der Binnennachfrage profitieren und auf dem Vertrieb in China aufbauen können, um die Situation auszuloten, bevor sie den nächsten Schritt auf den Weltmarkt tun.

Anleger erkennen häufig nicht sofort, wenn ein Land den Sprung von der Produktion hin zur Erfindung und Entwicklung macht. In Japan beispielsweise erreichte die Produktion von Fernsehgeräten ihren Zenit in den 1980er-Jahren, als viele im Westen „Made in Japan“ noch immer als Aushängeschild für minderwertige Qualität ansahen. Erst in den 1990er-Jahren – als die japanischen Fernsehgerätehersteller die Produktion nach Osteuropa und Mexiko auslagerten – erwarb das Land Anerkennung als Innovator auf diesem Gebiet. Wir sind der Auffassung, dass es in ähnlicher Weise nur eine Frage der Zeit ist, bis die Aufschrift „Made in China“ – die im Westen für billige Produkte steht – Innovation und sogar Schick verkörpern wird.

Neue Trends der Konnektivität im Einzelhandel

Trendsetting ist im Einzelhandelsbereich bereits in vollem Gange. Urbane, junge chinesische Verbraucher haben uns erzählt, sie hätten eine Vorliebe für „Showrooming“. Anders gesagt, probieren sie Kleidung in Geschäften an und kaufen den Artikel dann online zu einem besseren Preis, einschließlich kostengünstiger Lieferung am nächsten Tag. Dies wird durch Apps wie TMall erleichtert, einer Plattform des chinesischen E-Commerce-Giganten Alibaba, dem auch der Online-Bezahldienst Alipay gehört. Mehr noch, Bekleidungsunternehmen wie Fast Retailing unterstützen ein solches Verhalten sogar, denn es hilft, die Präferenzen der Kunden zu verfolgen sowie das Lager- und Warenbestandsmanagement zu verbessern.

Warum ist dies so in China? Es liegt an der nahtlosen Verbindung zwischen Kommunikationstechnologie, Bezahlsystemen sowie Auftragsabwicklung und Logistik. Das Alipay-System ist so perfekt integriert, dass die Transaktion mit ein paar Klicks abgeschlossen werden kann – unter vollständiger Umgehung der großen Kreditkartenunternehmen. Und die Lieferung erfolgt häufig in weniger als einem Tag zu sehr geringen Kosten.

Auf diesem Gebiet liegt China vor dem Rest der Welt eindeutig in Führung. In Bezug auf den E-Commerce-Handel hat das Land die USA überholt. Und es gestaltet das Einzelhandelsmodell zugunsten von Unternehmen um, die über Kompetenzen im Marken-, Merchandising- und Warenbestandsmanagement verfügen, während Unternehmen, denen solche fehlen – wie Kaufhäusern – ein Obsoleszenzrisiko droht. Sobald andere Länder im Bereich der integrierten Technologien aufgeschlossen haben, dürfte sich unserer Erwartung nach der „Trend zum schnellen Einzelhandel“ unter der jungen Generation auf der ganzen Welt Bahn brechen.

Die Entwicklung Chinas zum Nährboden der Innovation bringt einen Pool von Weltklasse-Managementtalenten, Kompetenz und Erfahrung im Technologiebereich und eine E-Commerce-Industrie hervor, was dem Land helfen wird, eine weltweite Führungsrolle in diesen Bereichen zu übernehmen. Letztlich könnte die tiefgreifendste Veränderung von allen die folgende sein: Anstatt einfach nur seinen eigenen Kurs zu verfolgen, könnte China schon bald Trends setzen, denen der Westen zu folgen gezwungen sein wird. Für Anleger ist es möglicherweise an der Zeit, auf der Suche nach dem nächsten Megatrend allmählich ostwärts zu schauen.

Von Tassos Stassopoulos, AB

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