Hinter der jüngsten Yen-Schwäche steckt der neue Premierminister Abe, welcher im Dezember 2012 mit dem Mandat gewählt wurde, der jahrzehntelangen Deflation in Japan endlich ein Ende zu setzen. Dazu hat er im Wahlkampf versprochen, die japanische Zentralbank an die kurze Leine zu nehmen und ihr ein höheres Inflationsziel vorzuschreiben. Die geschürten Erwartungen einer großen Kehrtwende in der Geldpolitik haben dazu geführt, dass es an den Finanzmärkten ab November 2012 zu einem Ausverkauf des Yens kam. Ein schwächerer Yen sollte sich mit einer gewissen Zeitverzögerung positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit und damit auf die Exporte Japans auswirken. Die Unternehmen profitieren, da neben den zukünftig höheren Umsätzen auch die aktuell im Ausland erzielten Erträge bei einer schwächeren Währung mehr wert sind. Die bisher erfolgte Anpassung der Erwartungen über den Aktienkurs scheint gerechtfertigt.
Solange die risikofreundliche Stimmung an den Finanzmärkten anhält, kann sich der Yen weiter abschwächen, obwohl er auf dem heutigen Niveau bereits unterbewertet ist. Als Folge davon könnte auch der Nikkei-Index neue Höhen erklimmen. Es wäre daher kurzfristig gefährlich, sich gegen diesen Trend zu stellen. In der mittleren Frist dürften allerdings wieder andere Faktoren in den Vordergrund rücken. Der historisch beste Zusammenhang ergibt sich zwischen der Entwicklung des Nikkei-Index und dem Momentum des globalen Einkaufsmanagerindex. Da die Bank Sarasin davon ausgeht, dass das globale zyklische Momentum im zweiten Quartal 2012 nach unten drehen wird, bleibt das Fenster für eine Rallye wohl nicht mehr lange offen. Mit der Rückkehr der Risikoaversion dürfte der Yen als sicherer Hafen wieder gefragt sein. Erst dann wird sich zeigen, ob die japanische Zentralbank bereit ist für den Währungskrieg.
Die Bank Sarasin zweifelt, dass es gelingen wird, den Yen nachhaltig zu schwächen und sieht gegen Ende des Jahres einen deutlich stärkeren Yen. Die aktuelle Yen-Schwäche stellt eine Bullenfalle für japanische Aktien dar und die Bank Sarasin rechnet bis Ende des Jahres im Nikkei mit einer Korrektur von rund zwanzig Prozent. Anleger sollten der Nikkei-Rallye daher trotz oder gerade wegen der zunehmenden Euphorie nicht hinterherrennen.