Die Regierungen in ganz Asien stellen die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in den Vordergrund, während Unternehmen kosteneffizienter und rentabler werden. Gegenüber den vorigen Höchstständen schwächt sich das Wachstum ohne Frage ab. Dennoch sind wir der Auffassung, dass sich dieses robustere Konjunkturumfeld mittel- bis längerfristig als nachhaltiger erweisen wird. Überdies wächst diese Region weiterhin so schnell wie keine andere auf der Welt.
Derzeit setzt sich in Asien eine neue „Zurückhaltung“ durch. Das bedeutet, dass ein wachstumsstärkeres Umfeld Platz macht für ein langsameres, aber hochwertigeres Wachstum, während sich der Bestand an gut geführten Unternehmen ausweitet. Das Wirtschaftswachstum hat seine Spitzenniveaus verlassen und ist inzwischen auf einen weitaus stabileren Wert gesunken. So ist das BIP-Wachstum in China von 10,6 % im Jahr 2010 in diesem Jahr auf rund 6,7 % zurückgegangen. Doch für die Wirtschaft wird das Umfeld damit berechenbarer. Das ist eine gute Nachricht für aktive Vermögensverwalter, die in einzelne Werte investieren (Stock Picking). Auf diesen wirtschaftlichen Wandel besonders gut eingestellt sind Unternehmen in entwickelten Märkten wie Hongkong, Singapur und Australien. Diese generieren einen höheren Cashflow und haben bereits begonnen, mehr Dividenden auszuschütten. Aufgrund dieses sich wandelnden Umfelds werden kontinuierliche, auf Dividendenerträge ausgerichtete Anlagen als Renditequelle zunehmend an Bedeutung gewinnen.
MISSVERSTANDENE UMGESTALTUNG
Asien wird im Zuge seiner wirtschaftlichen Umgestaltung immer noch missverstanden. China ist und bleibt die wichtigste Volkswirtschaft der Region. Das liegt sowohl an der Größe des Landes als auch daran, dass viele asiatische Länder in erheblichem Maße mit China verflochten sind. Auch Indien ist eine Wirtschaftsmacht, die jedoch nach wie vor isolierter ist. Obwohl sich das Wachstum der Volkswirtschaften in der Region eingetrübt hat, bleibt es recht hoch und schafft damit stabile Rahmenbedingungen für Anlagen in Asien ohne Japan (laut IWFPrognosen werden die asiatischen Schwellen- und Entwicklungsländer 2016 und 2017 um jeweils 6,4 % und 6,3 % wachsen).
Die Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft hat eine gewisse Besorgnis hervorgerufen. So lautet die Frage nunmehr, ob China eine starke Abkühlung verzeichnen wird. Wir sind jedoch der Auffassung, dass sich die kurzfristigen Aussichten infolge von Zinssenkungen, einer expansiven Finanzpolitik und Infrastrukturausgaben verbessert haben. Jüngsten Konjunkturdaten zufolge wird China eine „weiche Landung“ gelingen, und die Regierung wird ihr BIP-Wachstumsziel von 6,5 – 7 % für das Gesamtjahr erreichen.
WACHSTUMSSTARKE SEKTOREN
In Ländern, die sich so rasant verändern, ist es wichtig, über die BIP-Kennzahlen hinauszublicken und die Sektoren auszumachen, die schneller wachsen als die Gesamtwirtschaft. In Asien führt die rapide Ausweitung der Mittelschicht derzeit zu einem Aufschwung des Dienstleistungsektors, darunter Versicherungen, ein zunehmender Online-Handel und ein Anstieg des Verbrauchs. Interessante Unternehmen aus diesen Sektoren sind unter anderen Ping An Insurance, AIA Group, Tencent und Alibaba. Ein Bereich, der sich in asiatischen Schwellen- und Entwicklungsländern gut behauptet, ist das Gesundheitswesen. Einige starke Gesundheits- und Pharmaunternehmen gibt es beispielsweise in Australien (Healthscope, Ramsay Health Care, CSL) sowie in China (China Biologic Products). Diese sind auf die Erfordernisse einer alternden Bevölkerung im Asien-Pazifik-Raum sowie die allgemein steigende Nachfrage nach einer hochwertigeren Gesundheitsversorgung ausgerichtet.
Indes legen die Infrastrukturausgaben weiterhin kontinuierlich zu, wobei die Region ein Schwergewicht des Fertigungssektors bleibt. Beispielsweise werden nirgendwo sonst auf der Welt so viele Smartphones und PCs zusammengebaut. Eine Reihe asiatischer Unternehmen spielt eine führende Rolle bei technologischen Innovationen, darunter vereinzelte Hersteller von Halbleiterplättchen und elektronischen Komponenten in Taiwan und Südkorea. Die Qualität asiatischer Unternehmen verbessert sich. Unter ihnen ist eine steigende Anzahl global wettbewerbsfähiger Markennamen wie Samsung zu finden. Durch die Fokussierung auf Wettbewerbsvorteile, nachhaltige Rentabilität und Corporate Governance sind diese Unternehmen in der Lage, stabilere Erträge und Dividendenströme zu erwirtschaften.
Aufgrund dessen ist es wichtig, dass sich die Anleger nicht zu sehr auf das nachlassende Wachstum der Region konzentrieren. Zweifellos haben der Börsen-Crash 2015 in China und die Mini-Abwertung des Renminbi die Volatilität auf dem Markt angeheizt. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Zurückhaltung Asiens mit einem robusteren Wirtschaftsumfeld und mit dem Aufstieg gut geführter Unternehmen einhergeht, die von ausgeprägten Wettbewerbsvorteilen profitieren.