Investmentfonds

„Asien hat Rückenwind“

Rahul Chadha, CIO Asia Pacific bei der koreanischen Fondsgesellschaft Mirae Asset, erklärt, warum er trotz sinkendem Wachstums und struktureller Probleme weiter auf China setzt und welchen Einfluss junge Wähler auf die wirtschaftliche Entwicklung in Südostasien haben. In den vergangenen Jahren haben die Emerging Markets viele Investoren enttäuscht. Was raten Sie Anlegern, die in Schwellenländer investieren wollen? Rahul Chadha: Dass man die Emerging Markets nicht über einen Kamm scheren kann. Es gibt gewaltige Unterschiede zwischen den Regionen und den einzelnen Staaten. Nehmen wir die fallenden Rohstoffpreise. Während Venezuela und Russland stark leiden, profitieren Indien und die Philippinen von dieser Entwicklung. Deshalb sollten Investoren nicht auf indexnahe Produkte zurückgreifen, sondern gezielt auf die Region setzen, die sich überdurchschnittlich entwickeln wird. Aus unserer Sicht ist das Asien.

Warum?

Chadha: Die Region überzeugt durch ein starkes und anhaltendes Wirtschaftswachstum, dass durch große politische Reformprogramme weiter beflügelt wird. Dazu kommen günstige demografische Einflussfaktoren, die stetige Urbanisierung und die rasche Verbreitung von neuen Technologien. Asien hat Rückenwind und könnte sich 2015 sogar zur wachstumsstärksten Region weltweit entwickeln.

Welche Märkte stehen bei Ihnen neben China und Indien im Fokus?

Chadha: Wir setzen auf den ASEAN, den Verband Südostasiatischer Nationen. Die Region hat 450 Millionen Einwohner, ein gutes demographisches Profil und zeigt eine spannende wirtschaftliche Entwicklung. Vor allem in den Philippinen sehen wir gute Chancen, besonders im Dienstleistungssektor. Auch Indonesien wird sich aus unserer Sicht langfristig gut entwickeln. Hier werden wir künftig stärker investieren.

Viele Analysten schauen mit Skepsis auf China. Manche Ökonomen sprechen sogar vom Ende des Wirtschaftswunders. Sie sind mit ihrem Fonds in China übergewichtet. Warum?

Chadha: China muss man differenziert betrachten. Es gibt echte Probleme, wie zum Beispiel die Überkapazitäten bei Zement und Stahl. Das Land muss seine Wirtschaft umbauen, um seine Abhängigkeit von Investitionen in kapitalintensive, die Umwelt stark belastende Industriesektoren zu verringern. Daran muss die Regierung in den kommenden Jahren arbeiten. Aber das sollte nicht den Blick auf die positiven Entwicklungen verschließen. Wir setzen gezielt auf die großen Verbrauchertrends, in diesen Bereichen wächst die Wirtschaft rasant.

Welche Branchen profitieren davon?

Chadha: Durch den zunehmenden Wohlstand steigen die Ausgaben und die Ansprüche der Verbraucher für Gesundheitsversorgung, Technologie und Unterhaltungselektronik, Tourismus und Finanzdienstleistungen. Manche Unternehmen aus diesen Branchen sehen Zuwachsraten von mehr als 25 Prozent. Hier investieren wir. Ich nenne zwei Zahlen, die dieses Wachstum deutlich machen: Heute nutzen bereits 600 Millionen Menschen in China das Internet und mehr als 100 Millionen Chinesen reisen ins Ausland, Tendenz steigend. Das ist ein gigantischer Markt. Und der technologische Fortschritt fördert zusätzlich auch den gesellschaftlichen Wandel in der Region.

Wo sehen Sie Fortschritte?

Chadha: In Indien geht es voran. Die letzten Wahlen mit mehr als 100 Millionen Neuwählern haben gezeigt, dass die Menschen gute Regierungsführung wollen, mehr Wirtschaftsförderung, weniger Bürokratie und Korruption. Sie wollen keine Gesellschaft mehr, die von Kasten und Religion dominiert ist. Wir erwarten einen deutlichen Wachstumsschub in den kommenden Jahren. Ein ähnliches Signal hat es bei der Wahl in Indonesien gegeben. Auch hier wurde deutlich, dass vor allem die jungen Wähler mit ihrer Stimme die Reformen des neuen Präsidenten Joko Widodo unterstützen, die für einen wirtschaftlichen Aufschwung nötig sind.

Wie wichtig ist diese Entwicklung für die Region?

Chadha: Aus meiner Sicht ist das der entscheidende Faktor für den weiteren Aufstieg der Schwellenländer. Viele Staaten verfügen über ein enormes Leistungspotential, das sie aber bisher nicht verwirklichen konnten, und zwar aufgrund gravierender Schwächen in der politischen Führung. Durch den steigenden Druck der jungen Wähler verbessert sich die Regierungsführung – und damit auch die wirtschaftliche Entwicklung in der Region. Das sind äußerst positive Aussichten für Asien.

Im deutschen Markt ist Ihr Unternehmen noch nicht vielen Investoren bekannt. Was zeichnet Mirae Asset aus?

Chadha: Mirae Asset zählt zu den größten, unabhängigen Vermögensverwaltern in Asien. Wir sind in allen wichtigen asiatischen Metropolen wie Shanghai, Taipeh, Seoul, Mumbai und Hong Kong vertreten. Unsere Analysten stammen aus Asien, sie sind hier zu Hause. Das ist ein entscheidender Vorteil. Sie kennen die Märkte, verstehen die Kulturen und wissen, was die Menschen hier bewegt. Wir erleben direkt, wie sich unsere Investitionen entwickeln. Das hilft uns, Trends besonders früh zu erkennen. Davon profitieren unsere Kunden.

Vielen Dank für das Gespräch.

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