Derzeit scheint es nur ein Thema zu geben, das sowohl die europäische Fondsindustrie wie auch die Medien in seinen Bann zieht: aktive ETFs. Fast jeden Tag kündigt eine neue Gesellschaft die Neuauflage von entsprechenden Produkten an. Doch woher kommt der Hype um diese Produkte?
Während aktive ETFs in Europa eine relativ neue Produktkategorie sind, haben diese Produkte in den USA bereits Erfolgsgeschichte geschrieben. Der Erfolg der aktiven ETFs in den USA wurde in der Folge dann als Blaupause für Europa genommen. Leider wurde dabei vergessen, dass der Erfolg der aktiven ETFs in den USA im Wesentlichen auf einem Steuervorteil von ETFs gegenüber Investmentfonds beruht. Diesen Steuervorteil gibt es in Europa nicht. Dementsprechend ist es fraglich, ob aktive ETFs in Europa genauso erfolgreich werden wie in den USA.
Dennoch ist der Ausblick für das Wachstum von aktiven ETFs in Europa sehr positiv. Dies ist vor allem darin begründet, dass diese Produkte den Anlegern tatsächlich Vorteile gegenüber herkömmlichen Investmentfonds bieten. Hier sind neben der permanenten Handelbarkeit zu transparenten Preise insbesondere die niedrigeren Gebühren von aktiven ETFs gegenüber aktiv gemanagten Investmentfonds zu nennen.
Aus meiner Sicht sollten die niedrigeren Gebühren dazu beitragen, dass im Vergleich zu herkömmlichen Investmentfonds, mehr aktiv gemanagte ETFs in der Lage sein sollten, ihre Benchmark zu übertreffen und somit für die Investoren einen entsprechenden Mehrwert zu liefern. Insbesondere dann, wenn es sich bei dem aktiven ETF um eine Kopie eines aktiven Investmentfonds handelt. Da aktive ETFs noch nicht über eine langfristige Historie verfügen, kann man allerdings noch keine Aussagen treffen, ob aktive ETFs diese Erwartungen erfüllen oder nicht.
Trotz der insgesamt betrachtet positiven Rahmenbedingungen müssen Investoren bei der Auswahl von aktiven ETFs genauso umsichtig handeln wie bei herkömmlichen der Teufel auch bei aktiven ETFs im Detail. Denn es gibt zwei Arten von aktiven ETFs – die sogenannten semi-aktiven ETFs, bei denen sich die Titelauswahl und/oder die Gewichtungen von Sektoren an der Benchmark orientiert – und die ETFs, bei denen die Zusammensetzung des Portfolios unabhängig von der Zusammensetzung der Benchmark erfolgt. Da die beiden Arten von aktiven ETFs zu unterschiedlichen Investorenprofilen passen, müssen Investoren genau abwägen, ob und wenn ja, welche Art von aktiven ETFs für sie die geeignete ist.
DETLEF GLOW