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FinTech-Standort Deutschland

Finanzbranche nutzte CeBIT erstmals als Diskussionsplattform über Digital Banking Mehr als 220.000 Besucher strömten dieses Jahr auf die CeBIT, die weltweit wichtigste Messe für Digitalisierung in der Wirtschaft und Gesellschaft. 

Auch das Thema Digital Banking wurde aufgegriffen. Doch nicht der Endverbraucher stand dieses Jahr im Fokus, berichtet das TME Institut für Vertrieb und Transformationsmanagement e. V. Die Finanzbranche nutzte die Messe vielmehr, um sich mit FinTechs intensiv über aktuelle Entwicklungen, Innovationshemmnisse und mögliche Kooperationen auszutauschen. Die wichtigste Plattform dafür lieferte der Bundesverband deutscher Banken (BdB), der dieses Jahr erstmals mit einem eigenen Konferenzprogramm in Hannover vertreten war.

 „Das Programm des Bundesverbandes hat den Dialog zwischen FinTechs und Banken gezielt gefördert“, sagt Stefan Roßbach vom TME Institut.  Mehrere Stunden diskutierte die Branche über disruptive Trends wie Blockchain oder Robo Advisory, neue Geschäftsmodelle und künftige Herausforderungen. Auf reges Interesse ist insbesondere die Standortfrage gestoßen: „Was fehlt Deutschland, um zum führenden FinTech-Hub in Kontinental-Europa zu werden?“ fragten sich Jens Spahn (Bundesfinanzministerium), Christian Hoppe (Main Incubator), André Bajorat (figo) und Zelko Kaurin (ING-DiBa). Ihre Antwort: Derzeit tummele sich die FinTech-Szene Deutschlands vor allem an zwei Standorten: in der europäischen Finanzhochburg Frankfurt und in der Gründerstadt Berlin, in der internationale Wagniskapitalgeber verkehren. „Diese Achse funktioniert sehr gut und die Frage nach dem Entweder-oder stellt sich erst gar nicht“, sagt Roßbach. „Dennoch mangelt es Deutschland an der Innovationskultur, wie sie beispielsweise in Großbritannien vorgelebt wird.“ Das Nachbarland investiert bereits Milliarden Pfund in neue Digital Banking-Anbieter und betreibt mit Level 39 in London das größtes FinTech-Labor Europas. 170 Jungunternehmen treffen dort auf potenzielle Investoren und Regulatoren.

 

Diese vorbehaltslose Zusammenarbeit würde auch Deutschland gut tun – so das Fazit der Finanzexperten auf der CeBIT. Dennoch sei das Modell, das in England aktuell praktiziert werde, hierzulande keine Option, so Jens Spahn, FinTech-Beauftragter der Bundesregierung. Die KfW solle zwar künftig als Ankerinvestor eine größere Rolle spielen, doch die Investitionen in FinTechs wolle man hauptsächlich Wagniskapitalgebern überlassen. In Hinblick auf Venture-Capital-Investments habe Berlin im vergangenen Jahr bereits zu London aufschließen können. Darüber hinaus waren sich die Konferenzteilnehmer darin einig, dass der Austausch zwischen FinTechs und Banken weiter gefördert werden müsse, damit die Bundesrepublik im Digital Banking international nicht den Anschluss verliere. „Ein Schritt in die richtige Richtung ist die neue FinTech-Einheit, die derzeit in der BaFin eingerichtet wird“, sagt Roßbach. Sie soll jungen Gründern als zentrale Anlaufstelle dienen.

 

Doch die CeBIT wurde nicht nur für intensive Gespräche genutzt. Sie diente vielen Unternehmen auch als Bühne für neue digitale Finanzdienstleistungen. Neben Scalable Capital (Robo Advisory), Particulate (Kundenbindung über Social Coins) und mehreren Blockchain-Anbietern machte vor allem die Telekom auf sich aufmerksam. An seinem rund 5.000 m² großen Stand präsentierte der Telekommunikationsriese erstmals auch eine neue Payment-Lösung, die in Zusammenarbeit mit Vodafone und O2 entstanden ist. In Kooperation mit dem Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken wurde vorgestellt, wie Bezahlen mit einer Girokarte mittels Wallet- oder Banking-App funktionieren kann. Für Roßbach vom TME Institut zeigt sich hier ein Trend zur Koopetition, einer strategischen Zusammenarbeit mit der Konkurrenz. „Nachdem die Telekom versucht hat, den Mobile Payment-Markt zunächst im Alleingang aufzurollen, nutzt das Unternehmen nun das Know-how und die gebündelte Marktstärke seiner Wettbewerber“, sagt der Finanzprofi.

 

Der Finanzbranche empfiehlt das TME Institut den gleichen Weg einzuschlagen. „Viele FinTechs bringen von Haus aus das mit, was den Banken dringend fehlt: digitale Finanzdienstlösungen, die konsequent am Kunden ausgerichtet und so gut wie marktreif sind“, betont Roßbach. Die Banken hätten dagegen die nötige regulatorische Erfahrung, Kundenreichweite und Größe. „Wenn diese Vorteile ineinandergreifen, dann kommt das Projekt Digital Banking für beide Seiten ins Rollen“, sagt der Fachmann. Viele Geldhäuser haben das bereits erkannt. Paydirekt ist das beste Beispiel. Das „Startup der Banken und Sparkassen“ für ein sicheres, einfaches und direktes Online-Bezahlverfahren beteiligte sich an der CeBIT mit einer Keynote-Speech im Rahmen des BdB-Formats und verzeichnet mittlerweile über 250.000 Kunden.

 

Dass sich der Schulterschluss mit Marktteilnehmern im Digital Banking lohnt, findet auch der Bundesverband deutscher Banken. „Es gibt viele Herausforderungen, die wir gemeinsam besser bewältigen können“, sagt BdB-Geschäftsführer Markus Becker-Melching und nennt etwa „neue regulatorische Vorgaben der Finanzaufsicht, technische Veränderungen durch die Digitalisierung und die Unterstützung des Finanzstandorts Deutschland“. Auf der CeBIT könnten FinTechs und Banken sich in diesen Punkten intensiv austauschen und viel voneinander lernen.

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