Berater

Das Honoraranlageberatungsgesetz

Thomas Abel, CFP, Honoraranlageberater und Gesellschafter-Geschäftsführer der HONORIS Treuhand GmbH, berichtet im Interview mit Mein Geld über die ersten Erfahrungen mit dem Honoraranlageberatungsgesetz. Herr Abel, Sie sind ja mit Ihrer Firma bereits seit dem 1. Oktober 2014 als eine der ersten in das BaFin-Register für Honoraranlageberater eingetragen. Der Tenor in den Medien auf die neue Gesetzgebung ist bisher meistens eher negativ ausgefallen. Wie lautet denn die Kritik und wie reagieren Sie darauf? Thomas Abel: Die Kritik geht in Richtung der geringen Anzahl der Berater und der Nichtbereitschaft der Kunden, Honorare zu zahlen. Man muss sich dabei fragen, wer diese Kritik äußert und aus welcher Ecke sie kommt. Also wohl eher aus der Provisionsecke, um die neue Regulierung zu diskreditieren.

Beides – Beraterzahl und Kundenbereitschaft wird wachsen, hierzu bedarf es sicherlich aber auch weiterer Unterstützung durch die Politik und die Verbraucherverbände, damit noch mehr Kunden erkennen, warum dies für sie der bessere Weg der Beratung ist. Was in den Berichten dabei oft noch vernachlässigt wird: Die Regulierung in Europa und Deutschland, aber auch weltweit, wird in den kommenden Jahren weiter in diese Richtung gehen und Provisionen aus dem Markt verbannen. Man wird sehen, welche Anbieter dann im Markt verbleiben können. Wir sehen darin selbstverständlich eine große Chance für uns, da wir die Weichen ja bereits gestellt haben.

Aber machen Sie es sich da nicht vielleicht ein bisschen zu einfach? Ich habe den Eindruck, dass sich der kleine Kreis der Honorarberater oftmals selbst nicht ganz einig ist.

Abel: Ja, da steckt sicher ein Körnchen Wahrheit drin. Die „Zunft“ spricht derzeit leider nicht mit einer Stimme, es gibt mehrere Interessenvereinigungen, die aber grundsätzlich dasselbe wollen. Wie in anderen Wirtschaftsbereichen, spielen natürlich aber auch finanzielle Aspekte eine Rolle. Insofern bleibt nur zu hoffen, dass es zeitnah ein großes gemeinsames Sprachrohr geben kann.

Einig und mit einer Stimme spricht Ihre Berufsgruppe jedoch von den Qualitäts-Standards. Was hebt denn einen Honorarberater, welcher zum Beispiel ein zertifizierter Finanzplaner ist, von der Masse der (Honorar-)Berater ab?

Abel: Sie sprechen hier von der CFP/EFA/DIN-Zertifizierung durch den FPSB Deutschland. Berater, die diese Zertifizierung erhalten, haben eine über dem Durchschnitt der Branche liegende Qualifikation bei einer Businessschool abgeschlossen, sowie eine umfangreiche Zertifizierungsprüfung beim Verband durchlaufen. Weiterhin sind sie verpflichtet, sich regelmäßig weiterzubilden und dies auch nachzuweisen. Wenn solch ein Berater dann noch ausschließlich gegen Honorar berät – dann hat der Rat suchende Kunde eine gute Chance, eine qualitativ hochwertige Beratung zu erhalten, welche ihn in den Mittelpunkt stellt und nicht auf den Abschluss einer Versicherung oder eines Finanzprodukts ausgerichtet ist.

Klingt gut – und in den USA oder England funktioniert Honorarberatung beispielsweise auch sehr gut. Auch eine alleinerziehende Mutter hat dort oft „ihren“ Financial Planner. Sind die Deutschen einfach noch nicht so weit?

Abel: Die Deutschen müssen sich offensichtlich erst daran gewöhnen, dass neutrale Finanzberatung auch ein Honorar kostet, so wie es beim Rechtsanwalt und Steuerberater ja der Fall ist. Da sind unsere angelsächsischen Freunde schon mehrere Schritte weiter. Hierzulande hat Finanzberatung bei der Bank oder beim Versicherungsvermittler eben über Jahrzehnte vermeintlich nichts gekostet, da ist es nur nachvollziehbar, dass sich viele damit schwer tun, hierfür nun Geld zu bezahlen.

Sie sind ja mit der HONORIS Treuhand GmbH selbst auch seit Oktober 2014 im BaFin-Register als Honoraranlageberater eingetragen. Wie sehen denn Ihre persönlichen Erfahrungen aus?

Abel: Unsere bestehenden Kunden kennen unseren honorarbasierten Beratungsansatz ja schon länger. Da war es nur folgerichtig, dass wir uns als eines der ersten Unternehmen überhaupt in dieses Register haben eintragen lassen. Für uns hat sich durch diesen Schritt also wenig verändert. Wir wollten damit grundsätzlich ein Signal setzen und neuen Mandanten und Interessenten gegenüber auch transparent aufzeigen, dass wir auf Ihrer Seite stehen. Wir erleben aber natürlich auch, dass vielen Anlegern gar nicht bewusst ist, was es mit dieser Regulierung auf sich hat.

Wie lautet Ihr Fazit?

Abel: Es bleibt noch viel zu tun auf dem Weg zu einer großflächigen Verbreitung der Honorarberatung in Deutschland. Man sollte sich aber vor allem als Anbieter vor Augen halten: Die weltweite Regulierung wird in den kommenden Jahren Provisionen mehr und mehr aus dem Finanzdienstleistungsmarkt verbannen. Man wird sehen, welche Anbieter dann im Markt verbleiben können. Wir sehen darin selbstverständlich eine große Chance für uns, da wir die Weichen ja bereits gestellt haben.

Und mein Fazit für einen Anleger lautet: Wenn Sie als Kunde heute eine Finanzberatung in Anspruch nehmen möchten, sollten Sie zu Beginn Ihren Berater fragen, wie er bezahlt wird und ob er als Honoraranlageberater bzw. Honorarfinanzanlagenberater tätig ist. Ist er dies nicht, können Sie sich nicht ganz sicher sein, dass er zu 100 Prozent Ihre Interessen verfolgt.

Vielen Dank für das Gespräch.

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