Die Renditen von Staatsanleihen bewegten sich in der vergangenen Woche weiter seitwärts – die Märkte ignorieren weitgehend, was in der Welt passiert. Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran geht nun schon in die zweite Woche, doch Ölpreise sind seit Beginn des Konflikts gerade mal um 10 USD gestiegen, etwa auf das Niveau von Anfang 2025.
Anleger scheinen mit einem Regimewechsel und oder der Niederlage des Iran zu rechnen. Ein Regimewechsel könnte langfristig die Ölpreise senken. Eine Blockade der Straße von Hormuz hingegen erscheint weniger wahrscheinlich. Sie würde den Iran-Verbündeten China unverhältnismäßig stark treffen.
Trotzdem, Risiken bleiben. Werden sich die USA an einem Bombenangriff auf die unterirdische iranische Nuklearanlage in Fordow beteiligen? Werden sie sich vielleicht sogar gezwungen sehen, Truppen vor Ort einzusetzen, um israelische Übergriffe zu verteidigen? Das würde Investoren verunsichern.
Zugegeben, die USA haben nur wenig Interesse an solch einem Engagement, allein schon, weil die MAGA-Bewegung bei diesem Punkt stark gespalten ist. Doch Krieg kann chaotisch und unvorhersehbar sein. Und nicht zuletzt: Wenn die USA sich auf den Nahen Osten konzentrieren, könnten Akteure in anderen Weltregionen das ausnutzen.
Die FOMC-Sitzung in dieser Woche brachte kaum neue Informationen. Die US-Zinssätze bleiben unverändert. Die Fed geht von etwas schwächerem Wachstum und etwas steigender Inflation aus, sobald die Auswirkungen der Zölle die US-Wirtschaft vollständig erreicht haben.
Wir gehen jedoch davon aus, dass sich die Fed weiterhin davor hüten wird, sich in politische Entscheidungen einzumischen. Wenn die Arbeitslosenrate nicht in den nächsten Monaten auf 4,5 % ansteigt, dürfte die Geldpolitik in den kommenden Monaten ohnehin auf Eis gelegt werden. Gelingt es, die Inflation unter Kontrolle zu halten, so wäre eine Zinssenkung im September nicht völlig ausgeschlossen – das dürfte das Wunschszenario im Weißen Haus sein.
Europäische Anleiherenditen bleiben in den letzten Wochen stabil. Bundesanleihen bewegten sich letzten Monat zwischen 2,45-2,55 Prozent, und die Spreads der übrigen Staatsanleihen blieben ebenfalls stabil.
In den letzten Wochen haben wir eine verstärkte Nachfrage von Anlegern nach Euro-Strategien festgestellt. Der Grund: Anleger diversifizieren ihre Portfolios weg vom US-Dollar und von US-Anlagen – unserer Meinung nach ein strukturelles Thema, das sich über mehrere Quartale hinweg fortsetzen könnte.
Die Nachfrage nach Euro-Anlagen hat auch die Spreads von Unternehmensanleihen in der Eurozone gestützt. Die Nachfrage nach Investment-Grade-Anleihen bleibt robust; es gibt ein stabiles Interesse an Neuemissionen.
Blick nach vorn
Wir nähern uns dem 9. Juli – das Fristende für die Aussetzung der Zölle. Bei den Handelsabkommen wurden noch keine Fortschritte erzielt, doch Länder, die ihre Bereitschaft gezeigt haben, ein Handelsabkommen mit den USA zu vereinbaren, erwarten dafür eine Fristverlängerung über den 9. Juli hinaus.
Dennoch bleiben wir vorsichtig, was sektorbezogene Zölle und ihre Wirkungen etwa auf die Pharmabranche angeht. Wir halten es für unwahrscheinlich, dass der 9. Juli keine Volatilität in die Märkte bringen wird. Wir rechnen mit Vergeltungszöllen der EU gegenüber den USA. Außerdem haben wir mit Interesse verfolgt, dass die EU-Zölle auf chinesische Importe verhängt hat.
Insgesamt stellen wir fest, dass es eine Reihe von grundlegenden Entwicklungen gibt, auf welche die Märkte früher oder später werden reagieren müssen – und das wird über den Preis passieren. Wir machen uns Sorgen, dass die Märkte einzelne Entwicklungen bislang unterschätzen und die Risiken nicht voll eingepreist haben könnten. Trotz aller Risiken rund um uns herum entwickeln sich risikobehaftete Anlagen weiterhin gut – zumindest vorläufig.“