Nach einem Jahr mit weniger, aber deutlich größeren Deals – im Zeitraum Q4 2024 bis Q3 2025 sank die Zahl der Transaktionen um 12 Prozent, während das Gesamtvolumen zugleich um 30 Prozent stieg – wächst die Erwartung, dass 2026 sowohl Volumen als auch Anzahl der Deals zunehmen. Viele Entscheider:innen gehen davon aus, dass sich die Marktbedingungen stabilisieren, verschobene Vorhaben aus 2025 nachgeholt werden und größere strategische Transaktionen wieder an Relevanz gewinnen. Das zeigt der neue „M&A-Outlook 2026“, für den KPMG 200 Top-Entscheider:innen aus dem M&A-Umfeld befragt hat.
Unternehmen und Investoren planen 2026 mehr Deals
Für 2026 erwarten die Unternehmen im Durchschnitt 13 Prozent mehr Transaktionen auf der Käuferseite und um 11 Prozent höhere Transaktionswerte (von durchschnittlich 822 Mio. USD in 2025 auf 913 Mio. USD in 2026). Auf der Verkäuferseite erhöht sich die Zahl der Transaktionen im Schnitt sogar um 30 Prozent und der durchschnittliche Wert um 9 Prozent von 561 Mio. USD auf 612 Mio. USD.
„2026 gewinnt der M&A-Markt klar an Momentum. Viele Unternehmen stellen ihre Geschäftsmodelle auf den Prüfstand und richten ihre Portfolios strategisch neu aus. Gleichzeitig regeln viele deutsche Mittelständler ihre Nachfolge und erwägen verstärkt externe Lösungen. Beides erhöht den Appetit auf Transaktionen und sorgt für mehr Bewegung im Markt“, sagt Michael Buhl, Bereichsvorstand Deal Advisory bei KPMG in Deutschland.
Den Aufwärtstrend bestätigen auch eigens für die Studie errechnete Modelle, die KPMG gemeinsam mit dem Wirtschaftsforschungsinstitut Oxford Economics erstellt hat – allerdings mit einer flacheren Dynamik als in der Befragung: Im Inland wird 2026 mit rund 800 Transaktionen bei einem Volumen von 38,2 Mrd. USD gerechnet. Auch ausländische Käufer in Deutschland bleiben ein stabiler Faktor: Für 2026 erwartet das Modell 623 Deals mit einem Gesamtvolumen von 42,6 Mrd. USD. Deutsche Käufer im Ausland treten 2026 verhaltener auf, mit 460 Transaktionen und einem Volumen von 16,7 Mrd. USD. Dies ist im Wesentlichen auf globale Handelskonflikte sowie erhöhte Finanzierungskosten zurückzuführen. Für alle drei Dealformen prognostizieren die Modelle eine deutliche Zunahme von Aktivität und Volumen bis 2028. Hier liegt die Anzahl aller abgeschlossenen Deals bei 2.853 (+45 Prozent gegenüber 2025) und das Gesamtvolumen bei 131,8 Mrd. USD (+ 15 Prozent gegenüber 2025).
Geopolitische Risiken und fehlende politische Impulse bremsen M&A-Aktivitäten
Trotz der erwarteten Belebung gibt es Faktoren, die den M&A-Markt im nächsten Jahr bremsen könnten. Vor allem geopolitische Risiken sorgen für Unsicherheit: 74 Prozent der Unternehmen sehen den Ukraine-Russland-Konflikt als wichtigsten Einflussfaktor, gefolgt von den Handelsbeziehungen zu China. Auf Käuferseite stellen hohe Finanzierungskosten den größten Hemmschuh dar (64 Prozent), während Verkäufer überwiegend das inflationäre Umfeld als Belastung einstufen (85 Prozent). Zusätzlich erschweren immer noch unterschiedliche Vorstellungen über Unternehmensbewertungen die Transaktionsbereitschaft auf beiden Seiten. Staatliche Maßnahmen spielen dagegen eine untergeordnete Rolle: Die Mehrheit erwartet weder von der neuen Bundesregierung noch vom Investitions-Sofortprogramm spürbare Impulse.
Künstliche Intelligenz: Zurückhaltende Nutzung und Sorge vor einer KI-Blase
Der Einsatz von KI im M&A-Prozess steht noch am Anfang. Erst 3 Prozent der Unternehmen nutzen Agentic-AI-Lösungen, 13 Prozent setzen generative KI operativ ein. Die Mehrheit befindet sich im Übergang: 35 Prozent pilotieren Agentic-AI-Anwendungen oder planen einen Einsatz innerhalb der nächsten zwölf Monate, für generative KI gilt dies für 31 Prozent. Private-Equity- und Family-Office-Investoren liegen etwas voraus, bewegen sich aber ebenfalls überwiegend in frühen Pilotphasen. Als größte Hürde nennen 74 Prozent der Befragten die mangelnde Datenqualität und -verfügbarkeit.
Am stärksten kommt KI in der Due Diligence zum Einsatz: 77 Prozent der Unternehmen und 70 Prozent der PE-Häuser nutzen Technologien zur Analyse großer Datenräume und Dokumente. Auch für die Phase nach dem Closing sehen die Befragten klare Vorteile: 83 Prozent erwarten Verbesserungen im Integrations- bzw. Separationsprozess durch KI.
Gleichzeitig wächst die Erwartung, dass KI selbst zum Treiber von M&A-Aktivitäten wird: 77 Prozent sind überzeugt, dass technologische Transformationen – und insbesondere KI-Investitionen – in den kommenden Jahren ein zentraler Impulsgeber für Transaktionen sein werden. Dennoch bleibt die Skepsis hoch: 71 Prozent warnen, dass der aktuelle KI-Hype zu unrealistischen Unternehmensbewertungen führt, und 67 Prozent sehen die Komplexität der Integration von KI-Systemen als relevantes Hindernis im Deal-Making. „Der Transformationsdruck ist enorm. Wer KI nicht nutzt, verliert Tempo und Wettbewerbsfähigkeit. Vor allem in der Due Dilligence zeigt sich, dass Künstliche Intelligenz Prozesse schneller macht und die Qualität von Datenanalysen verbessert. In den nächsten Jahren wird dieses Effizienzpotenzial nochmals exponentiell steigen“, sagt Michael Buhl.



