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DPAM: Ist die US-Verschuldung noch tragfähig?

Sam Vereecke, CIO Fixed Income bei DPAM, blickt auf die US-Verschuldung, drohende Folgen – und mögliche Lösungen

Golden Gate Bridge

Derzeit beläuft sich die US-Verschuldung der öffentlichen Hand auf etwa 28,9 Billionen US-Dollar oder 98,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Diese Schulden werden größtenteils durch die Ausgabe von Schatzpapieren finanziert, die Privatpersonen, Unternehmen, Pensionsfonds, die eigene Notenbank und fremde Regierungen halten. Hinzu kommen innerstaatliche Schulden in Höhe von über 7 Billionen US-Dollar, die hauptsächlich aus Regierungsverpflichtungen gegenüber Treuhandfonds wie der Sozialversicherung und Medicare bestehen. Anleger sollte vor allem der erste Schuldenberg Sorge bereiten, da diese Wertpapiere ständig am Markt refinanziert werden müssen.

Die Gesamtverschuldung beläuft sich auf 36,2 Billionen US-Dollar oder 122,7 Prozent des BIP. Zum Vergleich: Die Verschuldung Deutschlands betrug Ende 2024 63 Prozent seines BIP, die Frankreichs 113 Prozent und die Japans 250 Prozent.

Hohe Schulden, weniger Handlungsspielraum

Ist ein Staat anhaltend hoch verschuldet, gelten seine Anleihen als weniger sicher. Dies kann die Kreditaufnahme erschweren oder zu höheren Zinskosten und letztlich in eine Schulden-Spirale führen, in der steigende Zinszahlungen mehr Schulden erfordern, was zu noch höheren Zinsen führt. Dies kann die politische Flexibilität einschränken – wie z.B. in Griechenland während der Eurokrise.

Die Debatte um die Staatsverschuldung der USA ist nach der Verabschiedung eines Gesetzentwurfs durch das Repräsentantenhaus erneut in den Fokus gerückt. Dieser Entwurf würde das Defizit der USA in den nächsten zehn Jahren um 3 Billionen US-Dollar erhöhen, schätzt das Congressional Budget Office. Unabhängige Analysten gehen von einem noch höheren Anstieg aus.

Schon durch die bisherige Politik dürfte die Verschuldung in den nächsten zehn Jahren auf über 117 % steigen. Je nach den finanzpolitischen Maßnahmen könnte die Gesamtverschuldung bis 2034 auf über 150 % des BIP klettern.

Droht die Schuldenspirale?

Derzeit droht den USA keine Schuldenspirale – im Gegenteil. Die Zinsen sind nicht gestiegen. Bei den Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen gab es in den vergangenen zwei Jahren keinen klaren Aufwärtstrend. Sie sind derzeit sogar niedriger als zu Jahresbeginn. Diese Bewegungen spiegeln eher Veränderungen der Wachstums- und Inflationserwartungen wider, nicht eine Verschlechterung der Schuldentragfähigkeit.

Derzeit beträgt die Rendite einer der weltweit sichersten und liquidesten Anlagen 4,4 % (Stand: 18. Juni 2025). Im Jahr 2020 gab es nicht einmal 1 %. Das höhere Renditeniveau zieht mehr Anleger an, was das Risiko einer Schuldenspirale verringert.

US-Anleihen sind eine der größten Anlageklassen der Welt und schon deshalb für viele institutionelle Anleger, darunter ausländische Zentralbanken, die bevorzugte Wahl. Die jüngste politische Unsicherheit in den USA hat diesen Status jedoch weiter ausgehöhlt.

Wege zur Tragfähigkeit

Angesichts der Diskussion über die Tragfähigkeit der US-Staatsverschuldung sind viele Anleger derzeit in den USA unterinvestiert. Solche Unterinvestitionen münden oft in Aufholjagden, wenn Anleger zurückkehren. Außerdem könnte das US-Finanzministerium weniger langfristige Staatsanleihen emittieren, die schwieriger zu platzieren sind. Kürzerfristige Schulden müssen jedoch häufiger refinanziert werden.

Wenn sich die Haushaltslage weiter verschlechtert, könnten „Anleihe-Vigilanten” die Renditen von Staatsanleihen in die Höhe treiben und Washington so zur Eindämmung seiner Defizite zwingen. Dies wäre ein schmerzhafterer Weg zur Wiederherstellung der Tragfähigkeit der Verschuldung.

Noch weniger wünschenswert wäre, dass die Fed wie im letzten Jahrzehnt wieder Staatsanleihen kauft oder die Regierung Banken, Versicherungen oder Pensionsfonds zum Kauf weiterer Anleihen verpflichtet. Diese Art der finanziellen Repression würde zu einer Fehlallokation von Kapital führen.

Problem ungelöst

Auf jeden Fall muss die Schuldentragfähigkeit ernsthaft diskutiert werden – in den USA wie auch anderswo. Der Königsweg ist die Haushaltsdisziplin. Die aktuellen Renditen machen Anleihen attraktiv, aber viele Anleger bleiben vorsichtig. Bei Bedarf gibt es weniger wünschenswerte Instrumente zur Stabilisierung der Märkte, aber davon sind wir derzeit noch weit entfernt.

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