Die Menschen, welche diesen Bedarf besser einschätzen können, weil sie ihn bereits haben, bekommen keine BU-Versicherung mehr und wer kurz vor einer Berufsunfähigkeit steht, kann eine entsprechende Versicherung kaum bezahlen.
Die primäre Zielgruppe wird von gesunden Kunden mit risikoarmen Berufen gebildet, was allerdings einige Zusatzleistungen der Bus mit sich zieht, aufgrund der besseren Verkaufsargumente. Im Leistungsfall sind die zusätzlichen Leistungen eher irrelevant. Infolgedessen kommt es zu unnötigen Anhebungen der Tarife, wodurch viele Berufsgruppen diese nicht bezahlen können. Jedoch muss die Zugänglichkeit für die meisten Berufe gegeben sein und eine entsprechende Unterstützung im Leistungsfall darstellen.
Mit einer Reduzierung der Berufsgruppen könnte eine bezahlbare BU für alle Berufe geschaffen werden, jedoch ist dies keine realistische Lösung, da dies nur gesetzlich entschieden werden kann. Ein vergleichbares Ergebnis würde eine Verknüpfung der Renten- und Beitragshöhen mit dem Einkommen ergeben, was allerdings genauso unmöglich aufgrund marktwirtschaftlicher Effekte ist.
Eine gerechtere Gestaltung einer BU der ersten Versicherer könnte eine negative Risiko-Selektion mit sich bringen. Doch langfristig hätten diese Tarife keine Stabilität, da sämtliche Vermittler höhere Berufsgruppen bedienen würden und zu günstigen Konditionen die besseren Risiken bei einem anderen Versicherungsunternehmen.
Eine bezahlbare Alternative der BU, welche den Schutz nicht vernachlässigt, könnte die temporäre BU darstellen. Diese besteht aus einer BU und einer Erwerbsunfähigkeitspolice (EU). Im Zeitraum von drei bis fünf Jahren wird im Leistungsfall die Berufsunfähigkeit untersucht, für eine anschließende Leistung muss dann eine Erwerbsunfähigkeit erfüllt werden.
Unverzüglich mit Leistungsfalleintritt entsteht der Bärenanteil der Kosten für den Versicherer, da die gesamte möglich anfallende Summe für die komplette Leistungsdauer zurückgelegt werden muss. Im Falle der temporären BU sind diese Rückstellungen aufgrund der zeitlichen Begrenzung geringer. Aus Versichertensicht ist das Risiko überschaubar, da ein Großteil der BU-Fälle kaum über drei Jahre hinweg anhalten.
Bisher ist die temporär BU nur bei zwei Anbietern zu finden, ein Zuwachs wäre durchaus denkbar. Viele Vermittler meiden eine Entscheidung für die temporäre BU aufgrund der Haftungsgründe, was jedoch durch aufklärende Maßnahmen aus dem Weg geräumt werden könnte. Die bedarfsorientierte Berechnung der temporären BU ergibt sich aus den geringen Prämienunterschieden. Ein weiteres Argument für die temporäre BU ist die wachsende Zahl der AU-Klauseln (Arbeitsunfähigkeit) der Versicherer, welche oft nur 18 Monate lang geleistet wird.