Zunächst scheint es einleuchtend, dass sich eine Kostenreduzierung positiv auf das Hauptziel der Geldanlage – Werterhalt und Vermögensausbau – auswirkt: Wenn ich weniger an andere zahlen muss, bleibt mehr für mich übrig. Diese Auswirkungen auf die Wertentwicklung bestätigen zudem viele wissenschaftliche Studien, die den Kostenaspekt der Geldanlage untersucht haben. Nicht selten wird auch die Unfähigkeit vieler Fondsmanager, den Markt zu schlagen, mit der Kostenbelastung von Fonds in Verbindung gebracht. Im Gegenzug dazu wirken sich unterdurchschnittliche Gebühren positiv auf die Wertentwicklung aus, was die oben genannten Angebote attraktiv macht.
Erst auf den zweiten dritten Blick erkennt man, dass diese Angebote nicht ohne Tücken sind: Zunächst muss überprüft werden, welche Art von Fonds angeboten werden. Die meisten Fondsgesellschaften haben „No-Load-Fonds“ im Angebot, die eine Anlagestrategie ohne Ausgabeaufschlag anbieten. Doch die Rechnung kommt an anderer Stelle, denn diese Fonds verlangen eine erhöhte jährliche Gebühr, was über längere Anlagezeiträume zu höheren Kosten führen kann. Zudem sagt eine Kostenstruktur nichts über die Leistungsfähigkeit des Fondsmanagements aus: Aktienfonds A hat keinen Ausgabeaufschlag und laufende Kosten von 1,5 Prozent, erwirtschaftet aber nur sechs Prozent Rendite nach Kosten. Damit ist er ohne Zweifel schlechter, als der „teure“ Fonds B, der fünf Prozent Ausgabeaufschlag bei 1,9 Prozent laufenden Kosten nimmt, aber nach Kosten kontinuierlich neun Prozent Rendite abwirft.
Der gravierendste Nachteil aber ist, dass der Anleger mit der Frage, welche Fonds für seine Persönlichkeit und seine Risikotoleranz, seine Lebenssituation und sein Anlageziel am geeignetsten sind, überfordert ist. In der Regel hat er weder die Ausbildung, die richtige Selbsteinschätzung noch ausreichend Zeit, um eine ausgewogene Vermögensallokation zu entwickeln und zu betreuen. Anbieter „kostengünstiger“ Fonds delegieren also die Aufgabe eines qualifizierten Beraters zurück an den Anleger. Warum nur nehmen Menschen Fachärzte, Architekten und Steuerberater in Anspruch, weigern sich aber, für Finanzberatung zu bezahlen? Vielleicht weil man ihnen ständig einredet, die Kosten wären die Ursache für eine gute oder schlechte Geldanlage?
Wenn also zwei gleichgeartete Anlagen zur Auswahl stehen, ist es natürlich sinnvoll, die kostengünstigere zu wählen. Noch besser ist es allerdings, einen unabhängigen und qualifizierten Berater zu nutzen, der das Anlegerziel im Blick hat und dem Beratenden hilft, die psychologischen Fallen, die die Geldanlage bereithält, zu umgehen. Denn diese sind die wahren Gründe für schlechte Ergebnisse, nicht die Kosten!
Von Michael Arpe, Gründungsmitglied und Leiter des Hanseatischen Anleger-Clubs (HAC)