Investmentfonds

Studie zu Nachhaltigkeitsfonds: Für Anleger nicht immer transparent

Geldanlagen nach ökologischen, sozialen und ethischen Gesichtspunkten sind in Deutschland zunehmend auf dem Vormarsch. Beinahe jede Bank und Sparkasse hält ein entsprechendes Produkt für ihre Kunden bereit. Meist handelt es sich um Investmentfonds, die Aktien oder Anleihen von auf Nachhaltigkeit geprüften Unternehmen oder Staaten enthalten. Wer als Anleger besonderen Wert auf solche Nachhaltigkeit legt, möchte einen Fond erwerben, der zu den persönlichen Wertvorstellungen passt. Dass dies manchmal gar nicht so einfach zu erkennen ist, hat ein Team um Prof. Dr. Henry Schäfer vom Betriebswirtschaftlichen Institut der Universität Stuttgart in einer Studie zu Tage gefördert.

Nach der globalen Banken- und Finanzkrise suchen Anleger vermehrt nach Anlageformen, bei denen sie sicher gehen können, dass neben dem wirtschaftlichen Erfolg auch ihre Wertvorstellungen erfüllt werden. Mittlerweile kann sich das Angebot an Öko-, Ethik- und Nachhaltigkeitsfonds durchaus sehen lassen. Was aber genau in diesen Fonds steckt, ist vielen Anlegern oft nicht bekannt, und „böse“ Überraschungen sind dabei manchmal nicht ausgeschlossen. So rieb sich mancher Anleger die Augen, als nach dem Unglück auf der Ölbohrplattform „Deepwater Horizon“ der letztendlich Verantwortliche, das Unternehmen BP, in etlichen Nachhaltigkeitsfonds enthalten war.

Um der Transparenz dieser Anlageform auf die Spur zu kommen, unterzog das Stuttgarter Forscherteam aus den derzeit fast 400 Nachhaltigkeitsinvestmentfonds, die in Deutschland Privatanlegern zum Kauf angeboten werden, vor allem die so genannten „Best in Class“-Fonds einer genaueren Analyse. Diese behaupten durchweg, nur Aktien und Anleihen von „sauberen“ und „sozialen“ Unternehmen beziehungsweise Staaten zu enthalten. Um nun ökologisch, sozial und ethisch wertvolle Aktien und Anleihen in einem Investmentfonds unterzubringen, werden die Kandidaten mit teilweise bis zu 300 Einzelkriterien unter einen „Röntgenschirm“ gelegt. Diesen bedient entweder die Fondsgesellschaft selbst oder sie kauft diese Leistung bei einer Rating-Gesellschaft extern ein.

Die von den Stuttgarter Forschern untersuchten 27 Best in Class-Investmentfonds zeichnen sich durch ein besonderes Auswahlverfahren aus: Durch Plus- und Minuspunkte für vielerlei Umwelt- und Sozialfelder eines Unternehmens wird ein Gesamtpunktestand ermittelt, der zu einer Rating-Note führt. Wird eine von der Rating-Agentur oder dem Fondsanbieter gesetzte Mindestnote „nachhaltiger Unternehmensführung“ erreicht, hat sich eine Aktie beziehungsweise Anleihe für die Aufnahme in einen Nachhaltigkeitsfonds qualifiziert.

Bei diesem Verfahren kann es passieren, dass viele Pluspunkte in der Nachhaltigkeitsleistung eines bestimmten Unternehmensbereichs (zum Beispiel hervorragende Sozialleistungen) die Minuspunkte eines Anderen (zum Beispiel hohe Umweltbelastungen) nicht nur ausgleichen, sondern sogar netto übersteigen. Dann ist ein in der öffentlichen Wahrnehmung eigentlich „schlechtes“ Unternehmen unter dem Strich noch in einem Ethikfonds enthalten. Meistens arbeiten solche Fonds noch zusätzlich mit bestimmten Ausschlusskriterien. Dabei handelt es sich um Produkte oder Produktionsweisen von Unternehmen, die Anleger meiden möchten, wie etwa Waffen oder den Einsatz von Kinderarbeit. Entsprechend den vom Fondsmanagement selbst auferlegten Vorgaben dürfen Wertpapiere von entsprechenden Unternehmen oder Staaten nicht im Fonds enthalten sein.

Teilweise erhebliche Zusatzrecherchen erforderlich

Insgesamt, so das Ergebnis der Stuttgarter Studie, haben die untersuchten Investmentfonds die gesetzlich vorgegebenen Informationen gut dokumentiert. Bei Investmentfonds, die von der Fondsgesellschaft durchgängig selbst hergestellt werden, fanden die Forscher keine Beanstandungen. Anders sieht es bei solchen Nachhaltigkeitsfonds aus, bei denen die Vorschlagslisten für die Bestückung mit nachhaltigen Aktien und Anleihen aus dritter Hand, das heißt von einer Rating-Agentur stammten. In diesen Fällen waren die entsprechenden Informationen für Anleger schwer verfügbar. „Es bedarf teilweise erheblicher zusätzlicher Anstrengungen, zu erfahren, welche Umwelt-, Sozial- und Ethikvorstellungen die Rating-Agentur in den Fonds eingebracht hat und ob der Fond mit dem jeweiligen Weltbild des Anlegers von „guten“ oder „schlechten“ Unternehmen übereinstimmt“, bemängelt Studienleiter Prof. Dr. Henry Schäfer von der Universität Stuttgart.

Hier sollten nach Meinung der Stuttgarter Forscher in Zukunft mehr anlegerfreundliche, das heißt zeitlich aktuelle, laufende, direkte und kostenlos verfügbare Informationen bereitgestellt werden. „Gerade bei Publikumsinvestmentfonds, die den Anspruch als Nachhaltigkeitsfonds erheben und nach dem Best in Class-Ansatz konstruiert sind, müssen sich die Fondsgesellschaften um mehr Aufklärung bemühen, wenn sie von externer Seite Zulieferungen einkaufen“, erklärt Schäfer.

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