Wirtschaft

Szenarien für die Euro-Zone und mögliches Krisenfinale

FocusPoint: Ein neues Kapitel in der europäischen Saga - von ING Investment Management: Griechenlands Austritt aus der Euro-Zone wird immer wahrscheinlicher. Ein Aus für Griechenland („Grexit“) würde gewaltige Kreise ziehen. Durch politischen Kompromiss dürfte ein „Grexit“ vorerst zu verhindern sein. Die jüngsten Ereignisse in Spanien, Frankreich und Griechenland haben für erneute Unruhe an den Finanzmärkten gesorgt. Für uns ein Anlass, die verschiedenen Szenarien für die Euro-Zone und das mögliche Krisenfinale genauer unter die Lupe zu nehmen.

Griechisches Bankensystem in Gefahr

Bei einem Austritt Griechenlands würden EU und IWF wohl ihre finanzielle Unterstützung einstellen. Dass anstatt dessen privates Kapital ins Land fließt, ist unwahrscheinlich. Es würde im Gegenteil zu einem regelrechten finanziellen Exodus aus dem griechischen Bankensystem kommen. Um das finanzielle Ausbluten des Landes zu verhindern, würde man wahrscheinlich Kapitalkontrollen einführen und Barabhebungen begrenzen. Eine völlige Unterbindung der Kapitalflucht wäre damit jedoch nicht zu erreichen. In der Folge würde das griechische Bankensystem auf einen Zusammenbruch zusteuern, vor dem es nur Rekapitalisierung sowie Zugang zu unbegrenzter Liquidität bewahren könnten. Die Rekapitalisierung müsste die griechische Regierung übernehmen. Insofern erübrigen sich ihre Hinweise auf ein Primärdefizit von nahezu null, das Refinanzierung angeblich überflüssig macht. Alternativ könnten EU und IWF sich darauf beschränken, den Schuldendienst für bestehende Verbindlichkeiten zu übernehmen, Griechenland aber nicht weiter finanziell unter die Arme zu greifen. Motiv für eine solche Vorgehensweise wäre der Wille, Dominoeffekte zu begrenzen. Hinzu kommt, dass Griechenlands Leistungsbilanzdefizit immer noch enorm ist und der Privatsektor daher weiterhin stark von der Außenfinanzierung abhängt.

Wiedereinführung der Drachme?

Dann bliebe dem Land keine andere Möglichkeit, als die Drachme wiedereinzuführen. Nur so könnte Liquidität für das Bankensystem geschaffen und die Staatsverschuldung monetarisiert werden. Angesichts der geringen Glaubwürdigkeit käme es bald zu einem Anstieg der Inflation, der die Wettbewerbsvorteile infolge der entwerteten Währung weitgehend zunichte machen würde. Einige Kommentatoren diskutieren bereits die Möglichkeit eines Currency Boards. Das kann zwar nicht ausgeschlossen werden, würde aber den Nutzen der genannten Liquiditäts- und Refinanzierungsmaßnahmen aushebeln. Insgesamt würden sich Finanzlage und Kreditversorgung Griechenlands noch erheblich verschärfen. Die Zuversicht aller Akteure und Sektoren wäre massiv angeschlagen, die Wirtschaftsleistung im freien Fall. Solch eine schwere Wirtschaftsdepression könnte das Land sozial und politisch völlig zerrütten.

Dominoeffekt unvermeidbar

Die Konsequenzen eines Ausstiegs Griechenlands würden an der Euro-Peripherie weite Kreise ziehen, sowohl an den Staatsanleihemärkten als auch im Finanzsystem. Die Realwirtschaft und das Vertrauen von Verbrauchern und Unternehmen würden in vielen Ländern stark erschüttert. Zweifelsohne würden auch soziale Unruhen zunehmen. Insofern gehen wir davon aus, dass sowohl ESM/IWF als auch EZB mit aller Macht gegensteuern werden, um einen solchen Dominoeffekt zu unterbinden.

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