Wirtschaft

Computerwissenschafter liest Österreich Leviten

Bruno Buchberger zum Bundesratsschwerpunkt "Digitaler Wandel und Politik" Der international anerkannte Mathematiker und Computerwissenschafter Bruno Buchberger (73) hat der österreichischen Politik Versäumnisse bei der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft vorgeworfen. Österreich könne sich jetzt noch entscheiden, ob es ein "Land der IT-Fahrer" bleibe oder zu einem Innovationszentrum für Informationstechnologien werden möchte. Die Chancen seien jedenfalls vorhanden, so der Begründer der sogenannten Gröbnerbasen und des Buchberger-Algorythmus, die eine wichtige Rolle in der Computeralgebra spielen.

Lieferant von Spitzentechnologien

Anlass der Wortmeldung war die Präsentation des Bundesratsschwerpunktes „Digitaler Wandel und Politik“ im österreichischen Parlament, gleichzeitig Auftakt des Beteiligungsverfahrens „Besser entscheiden“. Dabei verglich der Computermathematiker den IT-Status des Landes mit der Automotive-Branche. Auch dort habe sich Österreich von einem „Autofahrer-Land“ zum Lieferanten von Spitzentechnologien entwickelt.

Buchberger nannte die IT in seinem Impulsvortrag eine „mathematische Erfindung“ des österreichischen Mathematikers Kurt Gödel aus dem Jahre 1930. Gödel habe den „universellen Computer“ erfunden, „ein mathematisches Funktionsprinzip“ als Alternative zum „physikalischen Prinzip“. Dieses Grundprinzip macht es möglich, dass ein Programm über und mit sich selbst sprechen kann, das nennt man „Selbstreflexion“ in der Programmiersprache. Erst wenn die Politik versteht, welche ungeheuren Möglichkeiten (aber auch Gefahren) dieses Prinzip eröffnet, wird sie handeln. Die Potenziale würden heute „erst an der Oberfläche angekratzt“. Schon Gödel habe gesagt, nach dem erreichten Horizont werde es immer noch einen weiteren Horizont geben.

Wien als Computer-Mathematik-Hochburg

Leidenschaftlich warb Buchberger bei den politischen Parteien, die „Essenz der Mathematik und des Computers zu verstehen“, die „Kraft der Mathematik für die technologische und wirtschaftliche Weiterentwicklung zu kultivieren“ und darin Meister zu werden. Er appellierte dafür, schon in den Schulen die Kultur des mathematischen Denkens besser zu vermitteln, die Schärfe und Klarheit der Mathematik weiterzugeben. Diese Wissensdisziplin sei eine große Kraft für technologische Innovation, erklärte der Universitätsprofessor, der am Research Institute for Symbolic Computation der Johannes Kepler Universität in Hagenberg lehrt.

Buchberger hatte auch zahlreiche konkrete Vorschläge für die Politik parat, wie man die österreichische Tradition der Mathematik zum wirtschaftlichen Fortschritt nutzen könnte. Österreich solle sich an die Spitze der Mathematik und IT-Forschung stellen, aber auch in die Ausbildung investieren. Die Politik müsse dafür sorgen, dass Österreich ein Zentrum der internationalen IT-Entwicklung werden kann. Wichtigster Beitrag dazu sei der „Jugend-Lifestyle“ rund um die akademischen Einrichtungen. Für die Jugend sei Wien ideal geeignet. „Dann kommen auch die Amerikaner und Asiaten zum Studieren.“

Eine große Zahl an Einzelmaßnahmen sei nötig, um das Ziel zu erreichen, ein internationales Digitalisierungszentrum zu werden. Dazu müsste man aber einige „heilige Kühe“ schlachten und mehr Mut aufbringen als die aus seiner Sicht gescheiterte „Task Force e-Austria“ aus dem Jahre 2001, so Buchberger in Richtung Politik. Die Vision sei möglich, und es gebe genügend positive Beispiele. Wenn man begeistert ist, kann man alles erreichen. Österreich müsse ein Land der IT-Entwickler werden, sonst bleiben wir ein „Land des passiven Digitalen Wandels“, warnte Buchberger und lieferte gleich das Rezept zur Bewältigung der Herausforderung: „Je tiefer man Dinge versteht, desto leichter geht es. Also tun wir es.“

 


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