Somit dürfen zukünftig auch private Unternehmen in Branchen und Industriezweigen tätig werden, in denen staatlich kontrollierte Firmen bislang eine Art Monopolschutz genießen. Zudem verpflichtet sich die Regierung, marode oder finanziell angeschlagene Staatsunternehmen nicht mehr länger zu stützen. „Dies wird zu einem Abbau der Kapazitätsüberhänge etwa in der Stahl- und Zementindustrie führen“, prognostiziert Yoh. „Die Staatsunternehmen werden zudem lernen, wettbewerbsfähig zu werden und auf ihre Profitabilität zu achten, wenn sie nicht vom Markt verdrängt werden wollen.“
Die Lockerung der Ein-Kind-Politik stimuliert nach Einschätzung von Janus vor allem den privaten Konsum. „Denn chinesische Eltern geben nicht selten mehr Geld aus für ihre Kindern als für sich selbst“, weiß Hiroshi Yoh. Unter diesem Gesichtspunkt ergeben sich neben den allgemein positiven Impulsen der Reformen für die Wirtschaft und den Aktienmarkt nach Einschätzung von Yoh in einzelne Branchen besonders gute Investmentchancen. „Dazu zählen wir zum Beispiel Versicherer, denn wir gehen davon aus, dass sich eine wachsende Zahl der zukünftig größer werdenden chinesischen Familien finanziell absichern wird“, schätzt Yoh. „Dazu kommen die Bereiche E-Commerce, Automobile, Handel und Schmuck, die von den steigenden Konsumausgaben profitieren werden“.
Desweiteren zieht sich der Staat aus dem Bankensektor zurück, so dass die Kreditvergabe an Staatsunternehmen zukünftig stärker als bisher nach marktwirtschaftlichen Kriterien erfolgen wird. Zudem können die Banken ihre Konditionen frei gestalten und so an die Marktverhältnisse anpassen.
Wesentlichen Bedenken der Investoren hinsichtlich der Wachstumsaussichten und der dauerhaften Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Volkswirtschaft dürften damit nach Ansicht von Yoh zerstreut werden. „Zudem werden die binnenwirtschaftlichen Kräfte gestärkt, so dass die von vielen befürchtete ‚harte Landung’ verhindert werden dürfte“, ist der Janus-Experte überzeugt.
Sorgen über eine deutliche Verlangsamung des Konjunkturtempos und den starken Anstieg der Verschuldung von Unternehmen und Regierung hatten in den vergangenen Monaten zu einer deutlich moderateren Bewertung chinesischer Aktien geführt. So ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis der im MSCI-China-Index enthaltenen Aktien auf Basis der erwarteten 12-Monats-Ergebnisse von 15 im Jahre 2009 auf aktuell 9 gefallen. „Für Investoren bietet das nach unserer Einschätzung gute Einstiegsgelegenheiten“, sagt Fondsmanager Yoh.