Früher war der Markt klar in börsengehandelte Fonds (ETFs) und Zertifikate aufgeteilt. Nach der Insolvenz der Investmentbank Lehman wollten die Investoren dann aber keine Produkte mit einem Emittentenrisiko mehr in ihren Portfolios und so begann die Investmentindustrie, die bereits bestehende Produktkategorie der Exchange Traded Notes (ETNs) auszubauen.
Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass es sich bei ETNs wie bei den Zertifikaten eigentlich auch nur um Inhaberschuldverschreibungen mit einem neuen Namen handelt. In der weiteren Entwicklung der ETNs wurden diese dann in mehrere Unterkategorien aufgeteilt. Zum einen gibt es die reinen Notes, also Zertifikate die unter einem neuen Namen verkauft werden. Zum anderen gibt es die sogenannten Exchange Traded Commodities (ETCs), die sich durch eine Besicherung (Collateral) von den ETNs unterscheiden. Da verschiedene Wertpapiere, wie Aktien, Anleihen sowie auch Bargeld oder Edelmetalle als Collateral in Frage kommen, sollten sich Anleger sehr genau darüber informieren wie ihre Anlagen besichert sind.
ÄHNLICH, ABER NICHT GLEICH
Im Marketing stellen einige Anbieter die Besicherung ihrer ETCs stark in den Vordergrund und weisen darauf hin, dass ihre Produkte ebenso sicher seien wie ETFs, um so von der positiven Reputation der ETFs zu partizipieren. Da es sich bei ETFs um Fonds handelt, die einer gesetzlichen Regulierung unterliegen und aufgrund ihres Status als Sondervermögen von der Insolvenzmasse der Kapitalanlagegesellschaften getrennt sind, scheint dieser Vergleich allerdings ein wenig zu hinken. Aus meiner Sicht ist dies ungefähr so, als würde man Analogkäse mit einem gut gereiften Gouda vergleichen, das sind zwar auch ähnliche, aber trotzdem keine gleichen Produkte. Zudem weisen Fonds aufgrund der ihnen gesetzlich vorgeschriebenen Berichte eine höhere Transparenz als die meisten Notes auf.
Mir stellt sich bei den Diskussionen um den Status der einzelnen Produkte die Frage, warum die Anbieter keinen Klartext sprechen. Denn schließlich können nicht alle Basiswerte mit einem Fonds abgebildet werden und in diesen Fällen ist eine Note die einzige Möglichkeit, mit der die Investoren von der Entwicklung dieser Märkte zu profitieren können. Hinzu kommt das die verschiedenen Produktkategorien bei den Anlegern steuerlich unterschiedlich behandelt werden. Somit wird die gesetzliche Regulierung in Kombination mit den Vorlieben der Anleger und den steuerlich Implikationen dazu führen, dass sich die Investoren die für sie jeweils effizienteste Verpackung für ihre Anlagen suchen.
KLARE UNTERSCHEIDUNG MUSS MÖGLICH SEIN
Um die Anleger nicht weiter zu verunsichern, sollten die Anbieter versuchen, ihre Produkte so transparent wie möglich darzustellen und auch bei der Namenswahl auf Klarheit zu achten. So nutzt es keinem, wenn mit den sogenannten Exchange Traded Currencies eine neue Anlageklasse erschlossen wird und die Produkte dann als ETCs bezeichnet werden. Eine weitere Möglichkeit um trotz des anhaltenden Trends zur Nutzung von Abkürzungen mehr Transparenz zu schaffen, wäre die Schaffung weiterer klar definierter Handelssegmente an den Börsen. Mit einer solchen Aufteilung könnte die Kreativität der Anbieter bei der Namensgebung beziehungsweise den Beschreibungen ihrer Produkte ausgehebelt werden. Da eine solche Kategorisierung, um erfolgreich zu sein, einheitlich über die verschiedenen Handelsplätze in Europa hinweg erfolgen muss, wird es wahrscheinlich ohne den Eingriff der Marktregulatoren nie zu einer solchen Maßnahme kommen.
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