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Aktien
Nach NN IPs Einschätzung wird sich der zyklische Umschichtungsprozess, der im Sommer begann, fortsetzen. Dieser Prozess wird durch die Erwartung einer ausgewogeneren Wirtschaftspolitik, festeren Preisen für Erdöl und Industrierohstoffen und die Wende bei den Anleiherenditen angetrieben.
Patrick Moonen, Senior Strategist Multi Asset bei NN IP: „Umfassende Konjunkturmaßnahmen, beispielsweise durch die Trump-Administration, aber auch andere politische Entscheidungsträger, könnten zu höheren Haushaltsdefiziten und steigenden Inflationserwartungen führen. Zugleich würde dies den Aufwärtstrend bei den Renditen auf globale Anleihen stärken, den wir seit einigen Monaten erleben. Höhere Anleiherenditen und steilere Renditekurven sind für die zyklischen Sektoren – vor allem den Finanzsektor – günstig. Auf renditesensitive Sektoren wie Immobilien und Versorger wirken sie dagegen eher negativ. Im Ergebnis dürfte eine Umschichtung hin zu Zyklikern stattfinden. Wir setzen auf die Sektoren Finanz und Grundstoffe.“
„Außerdem sollten wir die Wirkung der höheren Erdölpreise auf die Unternehmenserträge nicht unterschätzen. Der Absturz der Erdölpreise – zuerst in der zweiten Hälfte 2014 und dann nochmals Ende 2015/Anfang 2016 – hat die Ertrags- und Investitionsentwicklung im Energiesektor gebremst, und es ist eben dieser Sektor, der seit jeher einen signifikanten Beitrag zu den Gewinnen weltweit leistet. Eine Stabilisierung des Ölpreises um das aktuelle Niveau würde aufgrund des größeren Beitrags aus dem Energiesektor das Gewinnwachstum deutlich stärken. Hinzu kommt die Entwicklung der Wechselkurse: Ein starker US-Dollar dürfte sich positiv auf das Gewinnwachstum von Unternehmen außerhalb der USA auswirken.“
Moonen weiter: „Sofern die genannten Faktoren bestehen bleiben, dürfte auch der Reflationstrend noch eine Weile anhalten. Das bedeutet, dass zyklische Sektoren auch weiterhin besser als ihre defensiven Peers abschneiden werden und dass ein wertorientierter Anlagestil gegenüber wachstumsorientierten Investmentstilen die Nase vorn hat. Hinzu kommt, dass Value vs. Growth, relativ gesehen, aus Bewertungssicht attraktiv ist. So beträgt der Abschlag vom Kurs-Buchwert-Verhältnis in den USA derzeit 55 Prozent und für die Eurozone sogar 60 Prozent. In beiden Fällen liegt der Abschlag um ca. 5 bis 10 Prozent unter den langfristigen Durchschnittsabschlägen. Unsere Allokation ist jedenfalls zyklisch ausgerichtet.“
„Auf regionaler Ebene sind Japan und die Eurozone wahrscheinlich die Märkte, die am sensibelsten auf den sogenannten Reflation-Trade reagieren. Das liegt vor allem an der Bedeutung, die zyklische Sektoren (außer IT und Finanz) für ihre Marktbenchmarks haben. Sollte der US-Dollar im Anschluss an eine Zinserhöhung in den USA fester notieren, so wäre dies für die entwickelten Märkte außerhalb der USA positiv zu werten. Wir favorisieren Japan. Das hat zwei Gründe: Japanische Unternehmen sind, was ihre Profitabilität angeht, mit denen der Eurozone vergleichbar, doch ist der Markt auf Basis des Kurs-Buchwert-Verhältnisses um 20 Prozent billiger. Zweitens steht die Eurozone vor erheblichen politischen und institutionellen Herausforderungen.“
Emerging Markets
Die Emerging Markets haben sich 2016 bemerkenswert gut erholt. Das liegt vor allem an der Entspannung an den Kreditmärkten infolge höherer Kapitalzuflüsse und einer lockereren Geldpolitik. Nicht zuletzt hatte auch die Erholung der Rohstoffpreise einen positiven Effekt.
Maarten-Jan Bakkum, Senior Emerging Markets Strategist bei NN IP, erklärte dazu: „Die Wachstumserholung an den EM ist vor allem den günstigeren Finanzierungsbedingungen zu verdanken. Gleichzeitig erleben wir eine wachsende Divergenz zwischen den einzelnen Ländern: einerseits Reformen und verbesserte Governance-Strukturen und andererseits populistische bzw. unkonventionelle Führungen. Viele Schwellenländer sind stark verschuldet. Gleichzeitig ist der globale Handel schwach. Insofern sind Reformen für eine nachhaltige Wachstumsentwicklung unerläßlich.“
Was den Welthandel betrifft, stellt Trump auf jeden Fall ein Risiko dar. Die schwachen Zuwächse im globalen Handel belasten den Exportsektor in den EM. Sollten die USA ihr Heil tatsächlich in mehr Protektionismus suchen, hätten die EM es sogar noch schwerer, ihre Ausfuhren anzukurbeln. Die Finanzmärkte werden Ungewissheit und steigende Risiken für den EM-Handel wohl einpreisen. Dies könnte zu einem Rückgang der Kapitalflüsse in die EM führen.
Bakkum schloss mit den Worten: „Aus diesem Grund präferieren wir Märkte, die nicht zu sehr von Exporten abhängen und wo Strukturwandel und eine sinnvollere Umsetzung politischer Entscheidungen höheres Wachstum generieren. Deshalb setzen wir auf Indien, Indonesien, Kolumbien, Argentinien und Vietnam. Demgegenüber gewichten wir die Türkei, Brasilien, Malaysia, Südafrika, Russland, Ägypten, die Philippinen und China unter.“