Investmentfonds

Industrie- und Schwellenländer mit unterschiedlichen Aussichten

Brasilien und Russland sind bereits in die Rezession gefallen, der Rückgang der Erdölpreise auf zeitweise weniger als 40 US-Dollar pro Barrel belastet die Ölexporteure im Nahen Osten massiv und nun droht gar in China eine Rezession. Da liegt es nahe, dass sich die Anleger vor einem Kollaps der Weltwirtschaft fürchten. Allerdings ist es irreführend von DER Weltwirtschaft zu sprechen. Verschiedene Regionen haben im letzten Jahrzehnt ganz unterschiedliche Wachstumsraten ausgewiesen. Während viele Volkswirtschaften in Europa in den letzten Jahren bestenfalls stagnierten, konnte China Wachstumsraten zwischen 7% und 10% realisieren. Bei solchen massiven Abweichungen vom globalen Wachstumstrend, ist es sich sinnvoller einzelne Regionen anzusehen als die Weltwirtschaft als Ganzes zu betrachten.

Der starke Rückgang der Rohstoffpreise lässt für Rohstoff-ausführende Volkswirtschaften nichts Gutes erahnen. Es ist mit schwachem Wachstum zu rechnen. Nach dem Rohstoffboom des letzten Jahrzehnts besitzen aber die meisten dieser Länder über ein dickes Polster an Währungsreserven, so dass eine grossflächige Schuldenkrise unwahrscheinlich erscheint. Der Zerfall der Rohstoffpreise kennt jedoch nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner. Insbesondere die Eurozone wird um eine Stützung der Kaufkraft froh sein. Das gilt nicht nur für den gebeutelten Konsumenten in der Peripherie, auch für die deutsche Wirtschaft kommen tiefere Ölpreise wie gerufen. Deutsche Exporte haben lange Zeit von der starken Nachfrage aus den Schwellenländern profitiert. Wegen deren Schwäche kommt dem inländischen Konsum nun eine umso grössere Bedeutung zu.

Neben der Eurozone werden auch die USA von tieferen Rohstoffpreisen profitieren. Während im ersten Halbjahr das Wachstum noch vom Investitionsstopp in der US-Ölindustrie überschattet wurde, dürfte im zweiten Halbjahr der wiedererwachte US-Konsument zur Lokomotive der US-Wirtschaft werden. Die westlichen Industriestaaten sollten in diesem Jahr das stärkste Wirtschaftswachstum seit dem Jahr 2010 verzeichnen. Dieses Wachstum wird zunehmend von der Binnenwirtschaft getragen sein, was es weniger anfällig auf negative Entwicklungen in den Schwellenländern macht. Das grösste konjunkturelle Fragezeichen betrifft aber China. Die Wirtschaft im Reich der Mitte verliert an Schwung. Ob die Wachstumsverlangsamung im gewünschten Rahmen stattfindet oder aber Chinas Wirtschaft sich im Sturzflug befindet, ist von aussen kaum zu beurteilen, gelten doch die offiziellen Konjunkturzahlen als wenig vertrauenswürdig. Chinas Regierung besitzt jedoch genügend Möglichkeiten auf der fiskal- und geldpolitischen Seite um eine Stabilisierung herbeizuführen. Aber selbst mit einer moderaten chinesischen Abkühlung, dürften die Schwellenländer das schwächste Wachstum seit der Grossen Rezession im Jahr 2009 erwarten.

Von ALESSANDRO BEE, Ökonom, Bank J. Safra Sarasin AG



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