Doch wo blieb die griechische Bevölkerung? Die musste in den vergangenen fünf Jahren nie dagewesene Entbehrungen verkraften. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 25,5 Prozent, bei den unter 25-jährigen sogar bei 48,4 Prozent. Die Griechen mussten Einkommenseinbußen von 30 Prozent hinnehmen. Im öffentlichen Dienst wurden Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie fast ein Drittel der Jobs gestrichen. Die allgemeinen Renten wurden massiv gekürzt, Bildungseinrichtungen liegen brach. Die Korruption im Regierungsapparat ging dagegen munter weiter, die EU-Milliarden wurden großzügig in bestimmten Kreisen verteilt, die Bevölkerung ging komplett leer aus. Perspektive? Gleich Null.
Jetzt haben sich die Griechen eindrucksvoll gewehrt. Sie stimmten gegen die alten Seilschaften, gegen das Spardiktat von außen, die alten Machtstrukturen wurden gesprengt. Das EU-Diktat von außen ist komplett gescheitert. Alle, die daran beteiligt waren, müssten kleinlaut ihren Hut nehmen. Die Arroganz der Troika wurde abgewählt.
Klar, die Griechen müssen ihren Haushalt konsolidieren. Aber bitte ohne Korruption und ohne Belehrungen von außen. Die Regierungen sollten sich daran erinnern, wer sie gewählt und legitimiert hat. Sie sind ihren Wählern verpflichtet, in ganz Europa. Sie dürfen nicht die Bevölkerung gegen Europa aufbringen – im Gegenteil, sie müssen begeistern. Der größte Wert Europas liegt immer noch in der Demokratie. Das haben die Griechen eindrucksvoll bewiesen. Jetzt müssen alle was daraus machen. (ks)