Investmentfonds

AB: Der Zug am Hochzinsanleihemarkt ist noch nicht abgefahren

Einige Investoren sind der Meinung, die Rally am Hochzinsanleihemarkt verpasst zu haben. Doch Markus Peters, Senior Portfolio Manager Fixed Income bei AB, erklärt, warum ausgewählte Hochzinsanleihen auch weiterhin für gute Renditen sorgen können. „Die Stimmung an den globalen Hochzinsanleihemärkten war in den vergangenen Jahren sehr positiv und viele Investoren profitierten von den attraktiven Renditen. Viele Unternehmen haben sich über Hochzinsanleihen refinanziert und ein großes Emissionsvolumen in Europa, aber auch in den USA, sorgte für eine breite Auswahl an Investitionschancen. So sind in diesem Jahr in Europa bis Ende August beispielsweise 181 Hochzinsanleihen (High-Yield-Anleihen) mit einem Volumen von 68,7 Milliarden Euro an den Markt gekommen. Im bisherigen Spitzenjahr 2013 gab es 216 Emissionen mit einem Gegenwert von 75,7 Milliarden Euro.

Zwar haben viele Unternehmen aktuell ihren Finanzierungsbedarf gestillt. Dennoch gehen wir von einer hohen Wachstumsrate des europäischen Hochzinsanleihemarktes von rund 25 Prozent für die nächsten beiden Jahre aus. Denn Europa stellt zurzeit rund ein Viertel des globalen Markts für High-Yield-Anleihen und die Unternehmen mit nicht so hoher Kreditwürdigkeit finanzieren sich bisher nur zu 10 bis 20 Prozent über Anleihen. Wir glauben daher, dass sich – auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Bankenregulierung und dem damit verbundenen weiteren Rückgang bei der Kreditvergabe – dieser Anteil erhöhen wird.

Investoren auf der Suche nach laufenden Erträgen finden diese derzeit weiterhin vor allem im Hochzinsbereich. In den USA sind High-Yield-Anleihen gerade mit einer durchschnittlichen Fälligkeitsrendite von 6 Prozent verzinst, in Europa mit 4,4 Prozent. Wenn man dies mit Staatsanleihen vergleicht, sind solche Renditen für Investoren tatsächlich sehr interessant. Darüber hinaus ist historisch betrachtet die Korrelation zwischen steigenden Zinsen und Preisen für Hochzinsanleihen relativ gering. Der negative Effekt von Zinssteigerungen war in der Vergangenheit im Hochzinsbereich denn auch deutlich weniger zu spüren. Außerdem sind steigende Zinsen ein Zeichen dafür, dass sich das wirtschaftliche Umfeld verbessert. Dies kommt der finanziellen Stärke der Unternehmen entgegen und sollte sich in einem stabilen oder gar verringerten Kreditaufschlag für die Emittenten widerspiegeln.

Schlechte Ratings vermeiden und Ausfallrisiken relativieren

Doch der Markt birgt auch Risiken und Anleger sollten ihre Wahl auf den Hochzinsanleihemärkten daher mit Bedacht treffen. Insbesondere sehen wir die Gefahr, sich zu stark nach hohen Renditen in den niedrigsten Ratingkategorien zu strecken. Wir halten aktuell zum Beispiel viele Anleihen mit einem CCC-Rating für überteuert. Die Ausfallquote von Unternehmen mit diesem Rating lag im historischen Durchschnitt über einen Fünf-Jahreszeitraum bei fast 50 Prozent. Ihre Anleihen handeln derzeit jedoch über Par, im Preis spiegeln sich diese Risiken also nicht wider. Im langfristigen Durchschnitt wurde dieses Ausfallrisiko mit einem Aufschlag von mehr als 500 Basispunkten auf eine Anleihe mit BB-Rating vergütet. Zurzeit gibt es nur einen Aufschlag von rund 300 Basispunkten.

Bei den Ausfallrisiken am breiten High-Yield-Markt ist eine allzu negative Haltung derzeit jedoch nicht angebracht, denn auf den ersten Blick täuschen die Zahlen: Bis Ende August 2014 hatten die USA ein Ausfallvolumen von 49 Milliarden Dollar – das fünfhöchste Ergebnis für ein Kalenderjahr. Auf den zweiten Blick relativiert sich die Summe: Etwa drei Viertel entfallen auf ein einziges Unternehmen. Nichtsdestotrotz liegt die Ausfallquote auch in diesem Jahr auf einem niedrigen Niveau von annualisiert 1,93 Prozent (Stand August 2014). Der langfristige Durchschnitt beträgt 3,9 Prozent. Wir rechnen auch in der zweiten Jahreshälfte und 2015 mit keinem nachhaltigen Anstieg. Denn die Finanzierungskosten bleiben relativ niedrig. Zudem rechnen wir nicht mit einer übermäßigen Refinanzierungswelle, die zu Ausfällen führen könnte.

Neue Potenziale entdecken

Wir erwarten gerade bei nachrangigen Bankanleihen viele Emissionen, diese sind vor allem in Europa ein Thema. Dabei sind insbesondere diejenigen Finanztitel von Interesse, die vor einigen Jahren emittiert wurden, aber nicht den neuen Basel-III-Regularien entsprechen und somit von den Banken nicht mehr zum Eigenkapital hinzugerechnet werden können. Die Nachrang-Anleihen sind für die Banken ein teurer Klotz am Bein und werden durch neue ersetzt, die den aktuellen Kriterien entsprechen. Es ist daher anzunehmen, dass die Banken von ihrem Recht Gebrauch machen, die alten Anleihen vor Fälligkeit zu einem festen Datum zu einem festen Preis vom Markt zu nehmen. Der Umstand, dass die Banken ihre Eigenkapitalquote erhöhen müssen, lässt eine Emissionswelle von neuen Anleihen gemäß den Basel-III-Regularien erahnen. Allein in Europa steht in den nächsten Jahren bei den nachrangigen Finanzanleihen ein Neuemissionsvolumen von 200 bis 250 Milliarden Euro an. Das wird den hiesigen Markt für Hochzinsanleihen nachhaltig beeinflussen und kann weitere Investitionsmöglichkeiten bieten.

Dennoch ist zurzeit noch Vorsicht angesagt, da das große Angebot auch durch eine entsprechende Nachfrage gedeckt werden muss. Sonst werden diese Anleihen in Zukunft günstiger zu haben sein. Aufgrund der geringen Rendite am breiten Rentenmarkt bleiben Hochzinsanleihen also weiterhin interessant, vor allem da sich durch die strukturellen Trends auch wieder neue, ausgewählte Investmentmöglichkeiten ergeben.“

von Markus Peters, Senior Portfolio Manager Fixed Income bei AB

 

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