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China-Sorgen erfassen Weltbörsen

Ganz im Gegensatz zu vergangenen Sommergepflogenheiten hatte es der August an den Börsen diesmal in sich. Vor allem die chinesischen Wachstumssorgen führten, gepaart mit einer Abwertung der Landeswährung Yuan, zu einer ausgeprägten weltweiten Börsenkorrektur. Europäische Dividendentitel wurden von dieser Entwicklung besonders getroffen. Der DAX, der noch im März einen Jahreszugewinn von 25% auswies, fiel zum Ende des Monats August auf bescheidenere 5% zurück. Neben den ausgemergelten Aktien der ehemals stolzen Energieversorger EON und RWE, deren Verhältnis zur deutschen Politik offenbar zerrüttet ist, trugen auch die klassischen deutschen Exportwerte erheblich zur Korrektur bei. BMW, Daimler, BASF und Volkswagen sind mitunter 30% von ihren Jahreshöchstkursen entfernt, die sie noch zu Jahresbeginn markierten.

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Zur Begründung der genannten Kursabschläge verweisen Volkswirte und Analysten recht unisono auf China. Und tatsächlich lässt sich für das Reich der Mitte eine gewisse Wachstumsabschwächung, nebst dem amateurhaften Umgang der Regierung mit der Börsenkorrektur, nicht leugnen. Jedoch ist fraglich, ob dieser Effekt nicht überwiegend der mittlerweile erreichten hohen wirtschaftlichen Basis geschuldet ist und weniger neuen Erkenntnissen über die derzeitige Konjunktur. Übrigens dürfte das gemächlichere chinesische Wachstumstempo auch zu der anhaltenden Baisse bei den meisten Rohstoffen beigetragen haben. Zuletzt waren vor allem Energierohstoffe wie Öl und Kohle, aber auch Kupfer, deren Verbrauch in China seit Jahren stark angestiegen war, von den zurückgehenden asiatischen Wachstumsraten tangiert.

So berechtigt die Sorgen um das chinesische Wirtschaftswachstum und die Yuan-Abwertung sein mögen, zur Erklärung der jüngsten Kursrückgänge an den Weltbörsen reichen sie unserer Auffassung nach nicht aus. Immerhin liegt der Shenzhen Composite Index seit Jahresanfang noch mit knapp 20% im Plus und auch der Hang Seng bewegt sich nahe der Nullmarke. Gegenüber dem Euro hat der Yuan, aller Aufregung zum Trotz, in diesem Jahr sogar aufgewertet. Daher scheinen die China-Sorgen als Alibi dafür herhalten zu müssen, in großem Stil aufgelaufene Kursgewinne der letzten Jahre zu realisieren. Man sollte nicht übersehen, dass der Börsenaufschwung der letzten Monate insbesondere in den USA stark durch kreditfinanzierte Unternehmensübernahmen und Aktienrückkäufe getragen wurde. Die jüngsten Übernahmen, wie etwa jene von Cameron durch Schlumberger oder von Allergan durch Teva, bestätigen diese Entwicklung einmal mehr. Selbst Warren Buffett, der bekannte amerikanische Investor, fand mit Precision Cast Parts ein ihm attraktiv erscheinendes Aktieninvestment, für das er nicht weniger als ca. 37 Milliarden Dollar hinblätterte. Der Versicherungskonzern Cigna wurde gar für 54 Milliarden Dollar von seinem Wettbewerber Anthem übernommen.

Insgesamt wird die Börsenkorrektur zusätzlich durch die historische Erkenntnis erklärlich, dass Krisen in Schwellenländern in der Vergangenheit nicht selten dazu angetan waren, allgemeine kurze Abwärtsentwicklungen einzuleiten. Hier ist beispielweise an die Mexikokrise 1995, die Asienkrise 1997 und die Russlandkrise 1998 zu denken. Außerdem geht dem Markt die Zögerlichkeit von Frau Yellen auf die Nerven, seit fast einem Jahr ein großes Ratespiel aus der Frage zu machen, in welchem Monat denn wohl eine kosmetische Leitzinserhöhung in den Vereinigten Staaten stattfindet.

Die Aufmerksamkeit, die China derzeit in den Wirtschaftsmedien auf sich zieht, sorgt immerhin dafür, dass das darbende Griechenland zwischenzeitlich aus den Schlagzeilen größtenteils verdrängt wurde. Dennoch war die Entwicklung in Hellas im August alles andere als ruhig. Zunächst wurde Anfang August der heimische Aktienhandel wieder aufgenommen, woraufhin es prompt zum erwarteten Kurseinbruch griechischer Aktien kam. Zur Mitte des Monats erklärte Ministerpräsident Tsipras dann überraschend seinen Rücktritt, nachdem das Parlament in Athen für den Rettungsplan der Gläubiger gestimmt hatte. Im September wird es also Neuwahlen geben, sodass das griechische Volk zum dritten Mal in diesem Jahr über den künftigen Weg des Landes abstimmen kann. Man darf gespannt sein, ob die Griechen bei diesem Urnengang eine Regierung wählen, die abermals nichts von den getroffenen Vereinbarungen wissen will. Gewiss ist, dass die Saga um Griechenland alsbald eine spannende Fortsetzung finden wird.

Von Dr.Christoph Bruns, Loys AG


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