Auswirkungen für Investoren
Risikobehaftete Wertpapiere haben wir bislang zurückhaltend eingeschätzt, und zwar aus zwei Gründen: (1) wegen der systemischen Risiken aufgrund der Schuldenkrise im Euroraum und (2) wegen der schwächeren Konjunktur, insbesondere in der Industrie.
Asset-Allokation: Halbherzige, wenig überzeugende Maßnahmen der EZB
Präsident Draghis Aussagen in London waren eine große Überraschung. Auf seiner zweiten Pressekonferenz im August holte er die zu optimistisch gewordenen Marktteilnehmer dann auf den Boden der Tatsachen zurück. Draghi sagte jetzt sehr deutlich, dass die EZB vor allem kurzlaufende Anleihen im Blick hat, um den geld-politischen Transmissionsmechanismus wie-der in Gang zu bringen. Umfangreiche Inter-ventionen in sämtlichen Laufzeitbereichen deutete er nicht einmal ansatzweise an, so dass die Enttäuschung überwog. Die Spreads länger laufender Peripherieländeranleihen weiteten sich stark aus, die Aktienmärkte gaben nach.
Wir glauben aber, dass die EZB zumindest etwas Klarheit über ihre zukünftige Richtung geschaffen hat. Sie wird den Kurs einer Euro-Ret¬tung „um jeden Preis“ nicht mehr ver¬lassen können. Obwohl mutige Zentralbankmaßnahmen auf kurze Sicht meist günstig für risikobehaftete Wertpapiere sind, wäre es aber voreilig, ihre Gewichtung jetzt signifikant zu erhöhen. Präsident Draghi hat keinen Zweifel daran gelassen, dass es jetzt vor allem Sache der Regierungen ist, das Vertrauen wiederherzustellen – indem sie die Staatsfinanzen konsolidieren. Die Risiken bleiben daher weiter hoch.
Keine Verbesserung unseres Risikoaversionsindikators
Der „Draghi Put“ hat das Risiko eines deutlichen Kurseinbruchs an den Aktienmärkten zumindest etwas verringert. Umso größer sind aber die konjunkturellen Risiken ge-worden, für den Euroraum ebenso wie für die USA.
Folglich behalten wir unsere Untergewichtung von Aktien einstweilen bei. Wir bleiben aber bei unserer im Folgenden beschriebenen Einschätzung kürzerlaufender Peripherieländerpapiere. Im Aktienbereich setzen wir weiter auf die in unserer Juli-Strategie dargestellten Länderallokation.