Die Konjunkturdaten geben weiter nach
Die Konjunkturdaten aus dem Euroraum geben weiter nach. Das spanische BIP schrumpfte zuletzt um 0,4%, das belgische um 0,6%. Dies zeigt, wie schwach die Wirtschaft ist. Beide Länder geben einen bitteren Vorgeschmack auf das, was vom übrigen Euroraum zu erwarten ist. Es erstaunt nicht, dass vielbeachtete Konjunkturumfragen wie der Ifo-Index immer weiter fallen (von 105,2 auf 103,3). Auch unser Überraschungsindex für den Euroraum spricht für eine Rezession.
Der Euro-Überraschungsindex warnt vor einer Rezession
Und als ob das nicht genug wäre: Unternehmen, die üblicherweise als wichtiger Konjunkturindikator gelten (wie Siemens und Peugeot) verzeichneten wie bereits in den ersten drei Monaten dieses Jahres auch im 2. Quartal enttäuschend niedrige Gewinne.
Das amerikanische BIP ist im 2. Quartal um 1,5% (annualisiert) gewachsen, was etwa den Markterwartungen entspricht. Der private Verbrauch lieferte einen Wachstumsbeitrag von 2,1 Prozentpunkten, während die Wachstumsbeiträge des Staates und des Außenhandels negativ waren. Die Binnenwirtschaft wächst zwar weiter, aber mit abnehmender Dynamik. Dies und die fallenden Rohstoffpreise lässt die Inflation zurückgehen.
Einen Hoffnungsschimmer boten im Juli hinge¬gen die zahlreichen regionalen Industrieindikatoren. Der Philadelphia Fed Index verbessert sich von 16,6 auf 12,9, der Empire State Index von 2,3 auf 7,4. Der ESM-Einkaufsmanagerindex blieb nahezu unverändert (49,7 nach 49,8) und überwand die 50-Punkte-Marke nicht. Allerdings schwanken die Daten recht stark, so dass wir zur Vorsicht mahnen und vor verfrühtem Optimismus warnen.
Die Fed hat deutlich gemacht, dass sie mit der Erholung der US-Konjunktur unzufrieden ist. Die Märkte warten nun auf Ben Bernankes Rede auf der Jackson-Hole-Konferenz Ende des Monats. Sie hoffen, dann einige Anhaltspunkte über die weitere Entwicklung der amerikanischen Geldpolitik zu erhalten.
Hinzu kommt, dass sich die Emerging-Market-Daten schon seit mehreren Monaten im Abwärtstrend befinden. Das mäßige Industrieproduktionswachstum in China, Taiwan und Singapur (Elektronik), aber auch in Brasilien spricht für eine weitere Schwäche des verarbeitenden Gewerbes. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Asien und insbesondere China die geld- und fiskalpolitischen Mittel haben, um das Wachstum zu beleben.
Das schwache Nachfragewachstum kann auch die Unternehmen an einer Anpassung der Lagerbestände gehindert haben, so dass sie nach wie vor zu hoch sind.
Alles in allem glauben wir, dass sich das Konjunkturumfeld weiter verschlechtert. Er¬schwerend kommt hinzu, dass die Regierungen jetzt keine Möglichkeit mehr haben, die Wirtschaft mit fiskalpolitischen Maßnahmen wieder in Gang zu bringen. Auf der anderen Seite haben sich die Notenbanken weltweit zu einer Lockerung der Geldpolitik entschlossen, was das Wachstum wiederum stützen kann. Allerdings wirkt die Geldpolitik erst mit großer Verzögerung – und auch nicht immer gleich schnell.