Deutscher IPO-Markt entwickelt sich gegen europäischen Trend im zweiten Halbjahr
Das europäische IPO-Jahr war zweigeteilt: Nach einem starken ersten Halbjahr ließ die Zahl der Börsengänge ab Juli nach. Mit 145 IPOs im Wert von 22,3 Milliarden Euro war das zweite Quartal das stärkste des Jahres. Ab Juli gingen die IPO-Aktivitäten in Folge der Krise in Russland und der Ukraine sowie der zunehmenden Volatilität zurück. So kam es im dritten Quartal in Europa nur zu 76 Börsengängen im Wert von 6,6 Milliarden Euro. Viele Unternehmen haben angesichts des unsicheren Umfelds geplante Börsengänge ausgesetzt und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Der deutsche IPO-Markt entwickelte sich gegen den europäischen Trend: „Mit den Börsengängen von Zalando und Rocket Internet war das vierte Quartal wesentlich erfolgreicher als die anderen drei Quartale zusammen“, erläutert Gruß.
Mit einem Gesamtwert von 1,4 Milliarden Euro war der IPO des Berliner Unternehmens Rocket Internet, das sich an Start-ups beteiligt, 2014 der viertgrößte in Europa. Größter Börsengang war der des Finanzdienstleisters Pershing Square Holdings im Wert von 2,2 Milliarden Euro, gefolgt von dem Autoversicherer und Pannendienstanbieter AA mit einem Volumen von 1,7 Milliarden und dem Versicherer NN Group mit 1,5 Milliarden Euro. London behauptete seine führende Rolle als beliebtester IPO-Börsenplatz mit 122 Börsengängen im Wert von 18,9 Milliarden Euro – das bedeutet ein Plus von 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings konnte London nur drei von zehn Top-Börsengängen auf sich vereinen. Das zeigt, dass in ganz Europa zunehmende IPO-Aktivitäten zu verzeichnen sind.
2014 hat keine einzelne Branche den IPO-Markt dominiert. Unternehmen aus der Finanzbranche, dem Einzelhandel wie auch aus dem Industriesektor konnten bei ihren Börsengängen jeweils mehr als sieben Milliarden Euro an Kapital einsammeln. Auch Private-Equity-Gesellschaften nutzten 2014 das positive Umfeld, um unternehmerische Beteiligungen an die Börse zu bringen. Neun Börsengänge gingen allein in Deutschland von Private-Equity-Häusern aus – so viele wie noch nie zuvor in den vergangenen zehn Jahren.
Auch 2015 ist das Umfeld für Börsengänge positiv
Für 2015 rechnet PwC mit IPO-Aktivitäten auf dem Niveau von 2014: „Die Rahmenbedingungen sind auch im kommenden Jahr gut. Die Nachfrage nach lukrativen Unternehmen bleibt in einem durch niedrige Zinsen gekennzeichneten Umfeld hoch, in dem Investoren händeringend nach attraktiven Anlagemöglichkeiten suchen“, sagt Gruss. Gerade für Private-Equity-Häuser bietet sich neben dem Börsengang ihrer Beteiligungen auch der direkte Verkauf an einen strategischen Investor als Alternative an. Denn viele Unternehmen sitzen auf hohen Cash-Beständen, die sie dazu verwenden, um zu wachsen und strategische Investitionen zu tätigen.