Versicherungen

Auslandskrankenschutz für Expats: Die Tücken der Versicherer

Spezielle Auslandspolicen für entsandte Mitarbeiter gibt es inzwischen mehr als genug. Makler, die ihren Firmenkunden eine Versicherung empfehlen, sollten vorher genau prüfen, was diese verspricht – oder auch nicht. Die seit 20 Jahren auf Auslandskrankenversicherungen für Expats spezialisierte BDAE GRUPPE kennt die wichtigsten Fakten. Knapp 1.000 Euro Versicherungsbeitrag sollte ein Expat in China künftig seiner Auslandskrankenversicherungs-Gesellschaft überweisen. Im Zuge einer „Prämienanpassung“ habe sich der Versicherer gezwungen gesehen, seine monatlich Rate mal eben um 100 Prozent (also von monatlich 500 Euro auf 1.000 Euro) erhöhen zu müssen. Begründung: Die Gesundheitskosten im asiatischen Raum würden drastisch zu Buche schlagen. Warum diese exorbitante Erhöhung?

Einer der Expats im Raum Asien hatte einen Großschaden verursacht, beispielsweise durch eine schwere Erkrankung oder einen schlimmen Unfall. Die Behandlung eines Schädel-Hirntraumas kann in China schnell mal 120.000 Euro kosten – exklusive der noch folgenden Krankenhausaufenthaltstage. In der Konsequenz muss die Schadenquote die Beitragseinnahmen im Tarif der Auslandskrankenversicherung deutlich überstiegen haben, so dass der Anbieter Verluste gemacht hat, die er nun durch eine Beitragssteigerung ausgleichen will. Ein weiteres Beispiel zeigt, wie schnell und drastisch die Versicherungsprämien steigen können, wenn die Risikogruppe zu klein ist: Im Jahr 2013 versicherte ein deutsches Maschinenbauunternehmen seine sieben Expats bei einem Auslandskrankenversicherer. Im Laufe des Jahres wurde eine Auslandsentsandte schwanger und ein Expat brach sich das Bein. Die Folge: Im Jahr 2014 erhöhte die Gesellschaft die Beiträge für die Police um satte 50 Prozent – für jeden einzelnen Versicherten.

Expats erkranken seltener als lokale Mitarbeiter Solche Situationen sind keine Seltenheit, denn oftmals kalkulieren Auslandsversicherer sehr knapp, um die lukrativen Expats internationaler Unternehmen der DACH-Regionen bei sich zu versichern. Für gewöhnlich gelten Auslandsentsandte als Klientel mit einem äußerst geringen Risiko, zu erkranken. Denn: Firmen, die Mitarbeiter für einen längeren Aufenthalt ins Ausland schicken, wählen meistens junges und leistungsstarkes Personal aus, das auch unter erschwerten Lebensbedingungen fernab der Heimat Projekte in der Regel bravourös meistert. Um sich den Auftrag zu sichern, werben die Anbieter mit vergleichsweise günstigen Versicherungsprämien, die sie speziell für Expats des entsendenden Unternehmens maßschneidern. Das Problem: Eine relativ kleine Gruppe von Individuen muss ein unter Umständen zu großes Risiko schultern und im Falle eines außergewöhnlich hohen Versicherungsschadens die Kosten dafür tragen. Im schlimmsten Fall kann es passieren, dass der Versicherer den Tarif schließt und die Mitarbeiter innerhalb kürzester Zeit ohne Versicherungsschutz dastehen. So ist es vor wenigen Jahren den Expats eines österreichischen Unternehmens in den USA ergangen.

Wie kann eine entsendende Firma ein vergleichbares Szenario verhindern? Regel Nummer Eins für Vermittler: Wählen Sie einen Versicherer, der Firmen „poolt“, also Tarife der Auslandskrankenversicherung anbietet, die Schutz für mehrere tausend Expats bietet, weil alle Firmenkunden wie in einem Pool zusammengefasst werden. Zwar handelt es sich dann nicht um einen individuell auf die Firma zugeschnittenen Tarif, aber einzelne Schäden weniger Versicherter werden von einer großen Tarifgemeinschaft getragen und die Beiträge bleiben stabil. Personaler, die es genau wissen möchten, sollten bei einem Beratungsgespräch sowohl nach der Schadenhistorie als auch nach der Beitragsentwicklung eines Tarifs fragen. Auch die Anzahl der versicherten Expats kann ein wichtiger Indikator sein.

Bedingungswerk der Versicherer genau studieren Die hohen Kosten einer Auslandskrankenversicherung sind jedoch nur eines von vielen Risiken, die sich im Hinblick auf die Gesundheitsabsicherung von Expats ergeben. Regel Nummer Zwei in Sachen Auslandskrankenversicherung lautet deshalb: Studieren Sie die Versicherungsbedingungen! Der Markt kennt zahlreiche Ausnahmen und Ausschlüsse vom Versicherungsschutz. Der Ausschluss von chronischen Erkrankungen, wie beispielsweise Diabetes, ermöglicht zwar günstige Versicherungsprämien, kommt das entsendende Unternehmen jedoch teuer zu stehen. Denn dieses muss für die Krankheitskosten aufkommen, die der Versicherer nicht zahlt.

Eine weitere Kostenfalle, in die Unternehmen vor allem heutzutage schnell tappen können, ist das passive Kriegsrisiko – angesichts der zahlreichen Krisenregionen weltweit, ein mehr denn je aktuelles Thema. Selbst Länder, die als relativ stabil gelten, können schnell zu einem Gefahrenherd werden – so geschah es etwa letztes Jahr, als Thailands Regierung das Kriegsrecht ausrief. Was bedeutet das für den Versicherungsschutz von Expats? Es ist üblich, dass die Assekuranz grundsätzlich nicht für Gesundheitsschäden aufkommt, wenn Versicherte aktiv an einem Kriegsgeschehen oder beispielsweise an einer gewalttätigen Demonstration teilgenommen haben. Dabei handelt es sich um Risiken, die nicht kalkulierbar sind. Manche Versicherer zahlen aber auch dann nicht, wenn lediglich ein passives Risiko besteht. Es kann allerdings schnell passieren, dass Expats beispielsweise auf dem Weg zu einem Geschäftstermin unfreiwillig und unwissentlich in Ausschreitungen geraten und in der Folge verletzt werden. Regel Nummer Drei betrifft deshalb die Leistungspflicht des Versicherers, auch bei passivem Kriegsrisiko.

Vorsicht bei lokalen Versicherern Um Kosten zu sparen, wählen manche entsendende Unternehmen einen lokalen Versicherer im Aufenthaltsland. Dies kann jedoch zwei entscheidende Nachteile mit sich bringen. Zum einen, Anbieter die nach dem angelsächsischen Modell ihre Versicherungssumme für Schäden limitieren („gedeckelte“ Versicherungen), indem sie beispielsweise Leistungen auf ein Maximum von 100.000 Euro begrenzen und dadurch die Beiträge niedrig halten. Übersteigt ein Versicherungsschaden allerdings diese Summe (zum Beispiel Operation infolge eines Herzinfarkts in den USA mit 150.000 Euro), muss das Unternehmen die Differenz bezahlen. Der zweite Nachteil beim angelsächsischen Modell: Der Versicherungsschutz muss jedes Jahr erneuert werden. Das bedeutet, dass stets ein neuer Antrag für den Expat gestellt werden muss und die Versicherung prüft, ob der Kunde weiterhin „lukrativ“ ist oder nicht. Wer in der Zwischenzeit ein paar Mal krank gewesen ist, könnte unter Umständen nicht mehr so attraktiv sein und als Kunde abgelehnt werden. Regel Nummer Vier lautet somit: Achten Sie auf Höchstgrenzen bei den Versicherungssummen.

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