Seit Jahrtausenden wird es, teilweise äußerst kunstvoll, für rituelle Gegenstände genutzt – es besteht allerdings auch die Möglichkeit, darin zu investieren. Dem Edelmetall werden dabei magische Kräfte, besonders in Krisenzeiten, zugeschrieben. Allerdings vergessen Anleger dabei oftmals, dass es sich auch um eine schwankungsanfällige Anlageklasse handelt.
Man kann es weder essen noch leicht in handelsübliche Einheiten zerkleinern, um es in homogenen Einheiten beim örtlichen Bäcker bequem in Naturalien umzutauschen. Und doch hat es einen enormen Wert. Besonders in absoluten Krisenzeiten hat es über Jahrhunderte seine Stärke gezeigt. Die Aussage, dass Gold Geld und alles andere Kredit sei, wird John Pierpont Morgan zugeschrieben. Allerdings mussten Anleger in der Neuzeit auch feststellen, dass es sich bei Gold um keinen „sicheren Hafen“ im klassischen Sinne handelt, sondern um eine der schwankungsintensivsten Anlageklassen. Neben der Spekulation auf einen steigenden Goldpreis aufgrund einer erhöhten Nachfrage geht man in der reinsten Anlageform auch eine Spekulation auf die Währungsentwicklung ein. Alle Rohstoffe, wie die Edelmetalle Gold und Platin, werden in US-Dollar gehandelt. Bei einem Investment eines Euro-Anlegers ergibt sich so ebenfalls ein Währungsrisiko.
Deutlich mehr als die Hälfte der weltweiten Nachfrage kommt aus den Schwellenländern. China hat mit Indien im Fünf-Jahres-Durchschnitt als Goldnachfrager bereits gleichgezogen. Insgesamt macht die Nachfrage aus dem Schmuckbereich immer noch den größten Anteil der Nachfrageseite aus. Viele Menschen fürchten sich vor einer Währungsreform, ebenso viele treibt die Gefahr einer hohen oder sehr hohen Inflation um, wobei sie Gold eine „natürliche“ Schutzfunktion gegen beides zubilligen. Gold ist Geld. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Es ist ein natürlich vorkommender Rohstoff. Keine Notenbank kann den Sparer durch die Notenpresse demnach enteignen. Aber es passt auch der Ausspruch von Aristoteles: „Geld wirft keine Jungen.“ Ein Goldinvestment wirft weder laufende Erträge noch Zinsen ab. Geld ist, das sehen wir derzeit, von den Notenbanken theoretisch beliebig, sozusagen aus dem Nichts, vermehrbar. Und praktisch geschieht das derzeit auch. Es handelt sich um sogenanntes Fiatgeld, welches seitens des „Emittenten“ (Zentralbank) nicht in Gold umgetauscht werden muss. Seine Akzeptanz ist lediglich durch gesetzliche Vorschriften geregelt und das Faktum, dass es allgemein als Zahlungsmittel anerkannt ist. Es ist aber ohne jeglichen „inneren“ Wert. Die drei größten Notenbanken der Welt (Fed, EZB, Bank of Japan) betreiben die wundersame Geldvermehrung, um über künstlich gedrückte Zinsen ihre Währungen zum Wohle der nationalen Exportwirtschaft zu schwächen. Denn de facto gibt es heute weltweit keinen formalen Goldstandard mehr. Bei diesem Währungssystem stand jeder Banknote oder Münze eine entsprechende Menge Gold gegenüber, in die es eingetauscht werden konnte. Die Golddeckungspflicht der westlichen Zentralbanken wurde formell 1968 aufgehoben. Die Schweiz, die sich zunächst gegen diese von den USA ausgehende Demonetisierung des Goldes gewandt hatte, gab schlussendlich im Jahr 1999 die Goldbindung des Frankens auf.
Gold ist eher etwas für Inflationsgefahren, Wirtschafts-, Finanz- oder Vertrauenskrisen. Im Gegensatz zur Geldmenge kann man Gold nicht beliebig vermehren. Während Hyperinflationen das Ersparte ganzer Generationen vernichtet haben, sind die natürlichen Vorkommen von Gold begrenzt. Die Notenbank der USA hält über 8000, die Bundesbank 3400 Tonnen des Edelmetalls. Der Zweck nationaler Goldreserven bestand früher zumeist in der Deckung von Währungen (Goldstandard). Heutzutage dient die Aufbewahrung von Gold als nationale Reserve für Krisenzeiten sowie als Risikoausgleich für Schwankungen des US-Dollar (Kurs des Goldes fällt bei steigendem Dollar-Kurs und umgekehrt). Es gleicht schon fast einem Paradoxon, dass die gleichen Notenbanken, die die Finanzmärkte mit Geld fluten und mit Ellbogenmentalität im gegenseitigen Abwertungslauf der nationalen Währung stehen, als die größten Käufer am Goldmarkt auftreten. Und so kommt mit der Notenbankpolitik der EZB auch Schwung in den Goldpreis. In Euro gerechnet legte der Goldpreis zuletzt deutlich zu, während das Edelmetall in US Dollar gerechnet in eine Seitwärtsbewegung übergegangen ist. Derzeit sind wir von dem Allzeithoch von 1920 USD aus 2011noch weit entfernt.
An der Börse wird Gold in einer enormen Artenvielfalt gehandelt. Eine populäre Bezugsgröße ist dabei die Einheit „Feinunze“, die umgerechnet 31,1 g entspricht. Neben Gold werden auch weitere Edelmetalle an der Börse gehandelt. Das besonders für die Industrie wichtige Platin ist gar fast gleich teuer im Vergleich zum gelben Edelmetall, hat aber lange nicht den gleichen Glanz in den Depots der Anleger. Neben Goldminenaktien, Goldbarren und Münzen kann man auch über strukturierte Produkte in das beliebte Edelmetall investieren. Obacht ist bei der Geldeinheit geboten. Es gibt allerdings auch sogenannte Quanto-Strukturen, die das Währungsrisiko eliminieren. Dieser „Schutz“ kostet jedoch Performance.
Der Edelmetallsektor konnte als vermeintlich „sicherer Hafen“ von der anhaltenden Griechenlanddebatte und den anderen geopolitischen Krisen nicht profitieren. Die physische Nachfrage nach Gold und Silber bleibt robust, auch wenn Finanzanleger zurückhaltend bleiben. Deshalb sind die Renditeperspektiven derzeit neutral einzuschätzen. Für Anleger, die noch keine Goldposition aufgebaut haben und dies aus Diversifikationsgründen tun möchten, könnte beispielsweise das börsengehandelte Zertifikat ETC (Exchange Trading Commodity) Xetra-Gold interessant sein.
Von Florian Koch, Berenberg