Der Start des Börsenprojekts Shanghai Hong Kong Stock Connect von kommender Woche ist ein wichtiger Schritt zur Integration Chinas in die globalen Kapitalmärkte. Sorgen um mögliche längere Verzögerungen konnten fürs Erste ausgeräumt werden. Obwohl immer noch einige Ungewissheiten zu den kurzfristigen Auswirkungen bestehen, markiert der Start einen Meilenstein für Anleger und Unternehmen aus China und der ganzen Welt.
Da mit dem Start erstmals in Schanghai gelistete Aktien gehandelt werden dürfen, erhalten global ausgerichtete Investoren einen wesentlich besseren Zugang zum chinesischen Festlandmarkt. Dessen Größe darf mit einer etwa gleich hohen Marktkapitalisierung wie Japan nicht unterschätzt werden. Darüber hinaus dürfte die Tatsache, dass jetzt auch Anleger vom chinesischen Festland direkt Aktien von in Hongkong gelisteten Unternehmen kaufen können, den Handel auf beiden Märkten stärken.
Die Shanghai Hong Kong Stock Connect bietet außerdem schnell agierenden Anlegern eine willkommene Arbitrage-Gelegenheit, um von Aktien zu profitieren, die auf beiden Märkten gehandelt werden. Je nachdem, wie schnell diese Lücke geschlossen wird, könnten die Aktienkurse von größeren Unternehmen in Hongkong unter Druck geraten, die derzeit mit einem Abschlag gegenüber Schanghai gehandelt werden. Gleichzeitig wird mit der neuen Direktverbindung internationalen Anlegern der Zugang zu Titeln von zahlreichen Qualitätsunternehmen in den Segmenten Konsumgüter und Gesundheitswesen ermöglicht, die bislang nur China erhältlich waren. Zu den interessanten Unternehmen zählen unter anderem der bekannte chinesische Reisweinproduzent Kweichow Moutai Company, der Automobilhersteller SAIC Motor Corp und Tasly Pharmaceuticals, ein Hersteller von traditionellen chinesischen Arzneimitteln. Diese Unternehmen werden derzeit nicht in Hongkong gehandelt.
Für den Erfolg dieses Börsenprojekts wird ausschlaggebend sein, wie schnell die internationalen Anleger mit dem Kauf von chinesischen Aktien zurechtkommen. Um auf diesem Markt erfolgreich zu handeln, benötigen ausländische Investoren gute lokale Kenntnisse. Doch nicht nur die Handelsabläufe für in Schanghai gelistete Aktien weichen stark von der Norm ab – es gilt auch, diverse Hindernisse beim Zugang zu entscheidungsrelevanten Informationen über Unternehmen auf den asiatischen Märkten zu überwinden.
Dies ist der erste Schritt auf dem langen Weg zur globalen Integration Chinas in andere Finanzmärkte. Daraus ergibt sich nicht nur die Möglichkeit, dass Chinas Inlandsmärkte in den MSCI und andere Leitindizes für Aktien aufgenommen werden. Es ist auch anzunehmen, dass Chinas zweite Börse in Shenzhen künftig dem Beispiel Schanghais folgen wird.
Marktkommentar von Jian Shi Cortesi, Chinaexpertin bei Swiss & Global Asset Management AG