Investmentfonds

„Mario Draghi dürfte am Ziel sein“

Dr. Frank Engels Leiter Portfoliomanagement Renten bei Union Investment: Wir glauben, dass die Europäische Zentralbank am 22. Januar bei ihrer nächsten Ratssitzung zur Geldpolitik ein breit angelegtes Anleihen-Kaufprogramm ankündigen wird. Mehrere EZB-Gouverneure und auch EZB-Präsident Draghi haben in den letzten Tagen bestätigt, dass die EZB die technischen Vorbereitungen hierfür abgeschlossen hat, und vor allem haben sie auch ihre Zustimmung dazu signalisiert. Zudem hat der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofes die vom deutschen Bundesverfassungsgericht geäußerten rechtlichen Bedenken weitgehend zerstreut. Daher scheint eine Mehrheit im EZB-Rat für ein breit angelegtes Kaufprogramm nun bereits sicher.

Ziel eines solchen Anleiheankaufprogramms ist die proaktive Bekämpfung einer sich im Zuge zuletzt stark sinkender Rohstoffpreise verfestigenden Deflationserwartung für die Eurozone. Fokus des Programms werden unseres Erachtens Staatsanleihen der Eurozone sein, wir halten aber auch die Einbeziehung von bestimmten Unternehmensanleihen weiter für möglich.

Mario Draghi dürfte am Ziel sein. Vor der EZB-Ratssitzung am 22. Januar sprechen alle Anzeichen dafür, dass die EZB ein breit angelegtes Anleihen-Kaufprogramm ankündigen wird.

Der Druck auf die EZB ist in den letzten Wochen noch größer geworden. Der Ölpreis-Crash hat die aktuellen Inflationsraten und die mittelfristigen Inflationserwartungen so weit nach unten gedrückt, dass die EZB jetzt handeln muss und wird.

Wir halten es für denkbar, dass ähnlich wie im Jahr 2012 allein die Ankündigung der EZB die europäischen Anleihemärkte stark in die gewünschte Richtung bewegt – bevor die EZB überhaupt anfängt, Papiere wie etwa Staatsanleihen zu kaufen.

Die EZB wird solange und in einem solchen Umfang Staatsanleihen kaufen, bis die Inflationserwartungen wieder an die Zielmarke von zwei Prozent herangeführt sind.

Die Widerstände innerhalb der EZB gegen ein Ankaufprogramm sind in den letzten Wochen geringer geworden. Mario Draghi hat eine klare Mehrheit hinter sich. Vereinzelte Gegenstimmen von Deutschland und vermutlich auch Tschechien oder auch von Holland und Finnland werden dagegen nicht ins Gewicht fallen.

Die EZB wird sich selbst qualitative Restriktionen wie Mindestanforderungen an das Rating der Anleihen auferlegen, die einen Ankauf von griechischen oder zypriotischen Anleihen ausschließen. Dies ist im Vorfeld der Wahl in Griechenland und der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit auch sinnvoll. Dagegen werden Ankäufe von Papieren aller anderen europäischen Peripherieländer möglich sein. Wir rechnen damit, dass die EZB das Kaufvolumen nicht begrenzen wird, damit ihre Ankündigung möglichst stark wirkt.

Eine Entscheidung der EZB für den Ankauf von Staatsanleihen sollte sich daher positiv auf Bonds der europäischen Peripherieländer auswirken, Griechenland und Zypern ausgenommen. Gleichzeitig ist mit einer weiteren Abwertung des Euro gegenüber den Währungen wichtiger Handelspartner zu rechnen.

Die Legitimation der EZB ist heute viel konkreter als noch im Jahr 2012, denn sie ist auf ein Inflationsziel in der Größenordnung von zwei Prozent verpflichtet. Und von diesem Ziel entfernen wir uns aktuell immer weiter. Das Ankaufprogramm soll diesem Trend entgegenwirken. Daher stehen die Bedenken Deutschlands auf viel schwächeren Füßen als 2012.

Wir halten es für möglich, dass sich die verfassungsrechtliche Diskussion in Deutschland in den nächsten Monaten zuspitzt. Spätestens dann, wenn in ein paar Monaten das EuGH-Urteil vorliegt. Es ist wohl schlichtweg so, dass die über 60 Jahre alten Bestimmungen des deutschen Grundgesetzes mit der europäischen Realität der Geld- und Fiskalpolitik nicht kompatibel sind.

 

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