Bei Betrachtung auf regionaler Ebene zeigten sich europäische Investoren am zuversichtlichsten, dass ein solcher Schritt vermieden werden könne: Jeder Fünfte (22 Prozent) meint, dass ein Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen überhaupt nicht erforderlich sein werde. Demgegenüber sind nur acht Prozent der Befragten in Nordamerika und 13 Prozent der Befragten in anderen Teilen der Welt dieser Ansicht.
Mit Blick auf das Jahr 2015 gilt die Sorge der Investoren vor allem der Zukunft Europas; 60 Prozent nannten die Krise in der Eurozone als ein wesentliches Risiko für ihre Portfolios. Jeder Achte (13 Prozent) ist überzeugt, dass die Eurozone auf ein deflationäres Umfeld zusteuere, wie dies in Japan bereits seit mehreren Jahren besteht. Weitere 50 Prozent der Befragten meinen, dies sei „recht wahrscheinlich“, während lediglich 23 Prozent es für eher unwahrscheinlich halten.
Dazu Valentijn van Nieuwenhuijzen, Head of Strategy Multi-Asset, bei ING Investment Management (ING IM):
„Das vergangene Quartal ist anscheinend ähnlich verlaufen wie das zweite Quartal: Grundlegende Bedenken beeinflussen den Risikoappetit der Investoren. Während im Laufe des Jahres zunächst Abenomics im Vordergrund stand, ist die Zukunft der Eurozone in den letzten Monaten ins Rampenlicht gerückt. Es besteht bei der Anlegerschaft ganz klar die reale Sorge, dass eine längere Phase der Deflation Draghi dazu veranlassen könnte, bereits Anfang 2015 ein Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen umzusetzen. Ob das tatsächlich geschieht, bleibt abzuwarten. Doch ohne ein Denken, das in seiner Flexibilität der in den USA verbreiteten Haltung gleicht, sowie den Willen, alles Notwendige zu tun – ,whatever it takes‘ –, um die gesetzten Ziele zu erreichen, wird es noch lange dauern, bis Europa die Krise ausgestanden hat.“
Von einer möglichen Krise in der Eurozone abgesehen, nannten Investoren auch eine Zinsanhebung (50 Prozent), eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft (47 Prozent) sowie einen Fiskalschock (37 Prozent) als die größten Risiken für ihre Anlageportfolios. Die Anhebung der Verbrauchsteuer in Japan2 sowie Inflation werden als die am wenigsten akuten Risiken gesehen.
Van Nieuwenhuijzen weiter: „All diese Faktoren haben anscheinend zu einer Phase der Risikokonsolidierung unter Investmentprofis geführt. 40 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ihre Risikopositionen während der vergangenen sechs Monate beibehalten haben. Europäische Anleger sind in puncto Risiko anscheinend am optimistischsten. 32 Prozent haben ihr Risiko-Exposure in den letzten Monaten ausgeweitet. Auf allen Märkten insgesamt sind es hingegen nur 29 Prozent.“
Was die Entwicklung während der nächsten drei bis sechs Monate betrifft, sind Aktien weiterhin die Anlageform mit dem günstigsten Risiko-Rendite-Verhältnis: 46 Prozent der Befragten nannten diese Assetklasse. Alternative Investments liegen mit 45 Prozent der Nennungen knapp dahinter. Die drittbeliebteste Anlageform sind Immobilien mit 29 Prozent.
Geografisch sehen 89 Prozent der Befragten im Hinblick auf das Risiko-Rendite-Verhältnis günstige Investmentchancen in den USA, 34 Prozent halten die USA sogar für das attraktivste Anlageziel. Investoren sehen auch Potenzial an den Emerging Markets (74 Prozent), Großbritannien (73 Prozent) und Kontinentaleuropa (72 Prozent). Mit Ausnahme der Emerging Markets (25 Prozent der Nennungen) werden diese Regionen jedoch nicht als optimale Anlageziele eingeschätzt: Großbritannien und Europa wurden nur von 14 Prozent bzw. 9 Prozent der Befragten genannt.
1Die Umfrageergebnisse stammen aus ING IMs (demnächst NN IP) eigenem Research, das von Citigate Dewe Rogerson im Oktober
2014 unter 152 internationalen institutionellen Investoren durchgeführt wurde.
2 Die zweite Stufe der Verbrauchsteueranhebung in Japan wurde aufgeschoben, nachdem die Umfrage bereits abgeschlossen war.




