Dennoch zeigte der europäische Euro-Hochzinsmarkt eine starke Entwicklung. „Auch wenn es Anzeichen einer wirtschaftlichen Verlangsamung gibt, bleibt das Umfeld für High-Yield-Anleihen zufriedenstellend“, wie Alexis Renault, Globaler Leiter High Yield bei Oddo BHF AM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt. Zwar fiel die jüngste Berichtssaison aufgrund der schwachen operativen Ergebnisse und der düsteren Aussichten für einige Sektoren wie Automobil, Verpackung, Chemie und Grundstoffe durchwachsen aus, doch die Ankündigung des Zollabkommens sowie politische Impulse wie das deutsche Konjunkturprogramm und erhöhte EU-Verteidigungsausgaben könnten die Unternehmenslandschaft stützen. „Solange kein makroökonomischer Schock eintritt, dürfte das Wachstum ausreichen, um die High-Yield-Anlageklasse zu tragen“, so Renault.
Trend zu rückläufigen Ausfallquoten
Trotz des langsameren Wachstums blieben die Ausfälle von Unternehmen begrenzt. Seit Jahresbeginn ist die von Moody’s berechnete weltweite Ausfallquote von Unternehmen über 12 Monate von 4,9 % auf 4,4 % per Ende September 2025 gesunken und liegt damit leicht über dem langfristigen Durchschnitt von 4,2 %. Für die kommenden zwölf Monate wird ein Rückgang auf 2,5 % erwartet.
Renditepotenzial trotz enger Spreads
Auch die Renditeaussichten sind attraktiv. „Die Spreads werden auf einem engen Niveau gehandelt, das unserer Meinung nach jedoch gerechtfertigt ist“, meint Renault. Betrachtet man den repräsentativen Index für den Markt für High-Yield-Anleihen in Euro (ICE BofA Euro Non-Financial Fixed & Floating Rate High Yield Constrained Index), beträgt die Rendite bei Fälligkeit am 30. September 2025 etwa 5,5 % gegenüber 3,2 % per Ende 2017, als die Spreads ebenfalls unter 300 Basispunkten lagen.[1] Daher könnte das Halten von High-Yield-Anleihen und die Vereinnahmung der laufenden Zinszahlungen (Carry) in den kommenden Monaten der wichtigste Treiber für die Performance sein.
Laufzeitfonds und kurze Laufzeiten vielversprechend
Angesichts der aktuellen Lage hält Renault Strategien mit kurzer Duration oder Fonds mit fester Laufzeit und kurzer Restduration für eine interessante Option. „Das Risiko einer Ausweitung der Spreads ist asymmetrisch, d.h. es verringert sich zum Laufzeitende deutlich. Anleger sollte daher im aktuellen Umfeld kurze Laufzeiten bevorzugen“, erklärt Renault.
Managementteam entscheidend für den Erfolg
Gleichzeitig gibt er zu bedenken, dass diese Strategien jedoch nicht ohne Risiken sind und auch hohe Anforderungen an die Manager entsprechender Strategien stellen, wie beispielsweise eine sorgfältige Selektion der Kreditrisiken. Renault erläutert abschließend: „Um eine gründliche Kreditanalyse durchführen zu können, müssen die Manager über angemessene Research-Kapazitäten verfügen, d. h. über ein ausreichend großes Team. Erfahrung aus mehreren Kreditzyklen und ein umsichtiges Risikomanagement können ebenfalls wichtige Erfolgsfaktoren sein.“