Investmentfonds

Europäische Anleihen: Mit flexiblem Ansatz durch einen stürmischen Herbst

Im Spannungsfeld zwischen fallendem Ölpreis, schwächelnder chinesischer Konjunkturlage und US-Zinserwartungen werden auch die europäischen Anleihemärkte volatiler – und die Schwankungen dürften vorerst anhalten. Um auf Marktereignisse schnell reagieren zu können und dadurch das Auf und Ab im Portfolio zu reduzieren, sollten Investoren auf flexible Ansätze setzen. Eine dynamische Allokation aus Anleihen mit guter Bonität und aus dem Hochzinsbereich kann attraktive laufende Erträge erzielen und das Portfolio in volatilen Marktphasen stabilisieren.

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Die Politik der Zentralbanken ist ein wichtiger Einflussfaktor für Anleihemärkte, und Investoren erwarten noch im weiteren Jahresverlauf eine erste Zinserhöhung in den USA. Während am Markt derzeit gespannt über den Zeitpunkt des ersten Zinsschritts der Fed diskutiert wird, ist es jedoch ebenso wichtig zu bemessen, wie anschließend die weitere Zinspolitik aussehen wird. Hier rechnen wir nicht damit, dass die US-Zinssätze das Durchschnittsniveau vergangener Zyklen erreichen werden. Dies würde also etwas weniger Gegenwind aus den USA für Anleiheinvestoren bedeuten.

In der Eurozone ist hingegen keine Zinserhöhung in Sicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Zinsen wohl noch längere Zeit nahe Null halten. Spannend wird es im nächsten Jahr, wenn die Anleihe-Ankäufe enden sollen. Bereits in anderen Regionen haben wir gesehen, dass einem ersten Anleihekaufprogramm auch noch ein zweites folgen kann. Doch genau dieses Spannungsfeld zwischen dem Auslaufen eines Programms und der Spekulation über neuerliche Maßnahmen könnte wiederum in 2016 eine neue Quelle für Markt-Volatilität darstellen.

Klar ist: Investoren sollten sich darauf einstellen, dass die erhöhten Schwankungen ein vorerst andauerndes Phänomen sein werden. Gegenwärtig sind nach unserer Meinung drei Kriterien für Anleiheportfolios deutscher Anleger wichtig, um das Auf und Ab auszugleichen.

Von der Benchmark befreien und den Anlagehorizont erweitern

  • Erstens halten wir benchmarkorientiertes Investieren für wenig sinnvoll. Dieses Vorgehen enthält Risiken, für die Investoren nicht kompensiert werden. Beispielsweise umfasst der US High Yield-Index einen großen Anteil an Energietiteln, die beim aktuell niedrigen Ölpreis zunehmend von Zahlungsschwierigkeiten betroffen sein könnten. Stattdessen müssen Flexibilität und Freiheitsgrade im Portfolio erhöht werden, damit schneller auf sich ändernde Marktbedingungen reagiert und ungewünschte Risiken vermieden werden können.
  • Zweitens sollten Investoren einen größeren Liquiditätspuffer ins Portfolio einbauen und Klumpenrisiken vermeiden. Eine derartige Strategie schafft den notwendigen Handlungsspielraum, wenn in Sektoren mit schwankender Liquidität, wie z.B. Hochzinsanleihen, investiert wird.
  • Drittens halten wir eine breitere, gegebenenfalls globalere Aufstellung für ratsam. Denn deutsche Bundesanleihen bieten auf dem derzeitigen, sehr niedrigen Zinsniveau nicht mehr die gleiche Absicherungsqualität bei einem starken Abverkauf an den Aktienmärkten wie früher. Sollten die Aktienmärkte einbrechen, besitzen die Zinsen keinen ausreichenden Spielraum mehr nach unten, um für einen kompensierenden Preisanstieg bei den Bundesanleihen zu sorgen.

Chancen bei Hochzinsanleihen, doch die Mischung macht‘s

Der europäische Hochzinsbereich stellt aus unserer Sicht weiterhin eine interessante Anlagemöglichkeit dar. Denn er ist am wenigsten zinssensitiv und reagiert nur abgeschwächt, wenn die Renditen von Bundesanleihen plötzlich wieder steigen sollten, wie zuletzt im Juni. Gleichzeitig sind derzeit nur im Hochzinsbereich Renditen von über 4 Prozent möglich. Der jüngste Abverkauf an den Kapitalmärkten hat die Bewertungen sogar noch etwas aufgehellt. Aktuell halten wir vor allem Anleihen mit einem B-Rating für deutlich attraktiver als Papiere mit dem höheren BB-Rating. Doch aufgrund des damit verbundenen Kreditrisikos bietet sich eine weite Streuung an, und eine Vielzahl von Anleihen sollte auf der Grundlage einer ausgiebigen Emittentenüberprüfung ins Portfolio genommen werden.

Aber nicht jeder Anleger bringt die Risikoneigung mit, ausschließlich am Hochzins-Anleihenmarkt zu investieren. Aus Gründen der Diversifizierung und Portfoliobalance bietet sich eine Mischung aus Hochzinsanleihen und Zinspapieren mit guter Bonität an. Historisch hat ein solcher Ansatz ein attraktives Risiko-Rendite-Verhältnis geboten. Der Anteil, der stärker auf Zinsbewegungen reagiert, schafft in risikoaversen Marktphasen einen Ausgleich zu den Hochzinsanleihen. Diese wiederum sind aufgrund ihrer höheren Kupons für das Erwirtschaften von attraktiven laufenden Erträgen zuständig. Zudem korreliert ein solches Mischportfolio weniger stark mit den Aktienmärkten als eine reine Hochzinsallokation. In volatilen Zeiten ist dies ein Aspekt der Gesamtportfolio-Konstruktion, der nicht zu vernachlässigen ist.

von Markus Peters, Senior Portfolio Manager Fixed Income bei AB



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