Die Investmentbranche bringt zahlreiche Talente hervor, die gerne mit einem eigenen Fonds durchstarten möchten. Wer diesen Weg beschreiten will, muss allerdings zahlreiche Hürden überwinden. Über den Erfolg entscheidet nicht nur die Auswahl einer überzeugenden Anlagestrategie. Eine weitere Herausforderung besteht darin, geeignete Geschäftspartner zu finden. Darüber hinaus muss ein passender Vertriebsansatz gewählt werden, damit der Fonds ausreichende Mittel akquiriert, die das Überleben des Konzepts sichern.
Dann sind da noch die regulatorischen Hürden. Gründer müssen frühzeitig entscheiden, ob der Fonds mit einer eigenen BaFin-Lizenz oder – vielleicht als erster Schritt – mit einer Haftungsdachlösung aufgelegt werden soll. Ein einfaches Loslegen erlaubt die Bürokratie nämlich nicht. Zum einen bedarf die Fondsberatung beziehungsweise -verwaltung einer entsprechenden Erlaubnis. Zum anderen arbeiten Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVGen) nur mit regulierten Partnern zusammen.
Eine eigene Lizenz bietet den Vorteil, mit eigenem Namen aufzutreten und das Fondsportfolio eigenständig zu managen. Diese Lösung ist freilich überaus zeit- und kostenintensiv. Demgegenüber erlaubt die Wahl eines Haftungsdachs, den Fonds schnell und günstig zu starten. In diesem Fall entfällt nämlich der erhebliche Aufwand, der mit einer eigenen Lizenz verbunden ist.
Im Haftungsdach ist lediglich die Beratung der KVG beziehungsweise eines Portfoliomanagers möglich. Der Fondsinitiator selbst macht bei diesem Modell „nur“ Anlagevorschläge, überlässt die Ausführung also anderen. Das Haftungsdach und die ausführende KVG müssen somit als Dienstleistung hinzugekauft werden.
Einem erfolgreichen Fondslaunch steht diese Variante nicht entgegen. Dies belegt zum Beispiel Andreas Meyer, der sich bei der Fondsauflage für eine Haftungsdachlösung entschieden hat. Der Hamburger Anleihenexperte erhielt mit seiner Gesellschaft Fountain Square Asset Management 2022 den Boutiquen Award des Verlags Mein Geld Medien in der Kategorie „Best Newcomer“. Heute hat sich Andreas Meyer in seinem Segment der Event-Driven-Bonds Anlagestrategien als feste Größe etabliert.
KRITERIEN FÜR DIE AUSWAHL EINES HAFTUNGSDACHS
Aber welche Kriterien sind bei der Auswahl eines Haftungsdachs zu beachten? Gründer sollten hier ein marktgerechtes Pricing, ein breites Partnernetzwerk von KVGen und die Abdeckung der regulatorischen Anforderungen als Selbstverständlichkeit erwarten.
Darüber hinaus empfiehlt es sich, auch sogenannte weiche Kriterien zu berücksichtigen. Start-up-Unternehmen im Fondsbereich hilft es sehr, wenn auch ihr Gegenüber auf der Ebene der Entscheider angesiedelt ist, unternehmerisch denkt und sich in typische Start-up-Situationen hineinversetzen kann. Beide Sparringspartner begegnen sich dann auf Augenhöhe und können kurzfristig gemeinsam verbindliche Entscheidungen treffen.
Besonderes Augenmerk sollten Fondsgründer dabei auf die Flexibilität und die Reaktionszeiten legen, um die eigenen Vorstellungen bestmöglich umsetzen zu können. Ein vollständiges Dienstleistungsangebot, Expertise sowie langjährige Erfahrung und Seriosität runden das Anforderungsprofil des Haftungsdach-Partners ab.
Ein wichtiger Hinweis noch: Wenn alle Geschäftspartner ausgewählt sind und die Vertragsverhandlungen zur Auflage mit der KVG beginnen, geht es auch um die Initiatorenrechte. Gründerinnen und Gründer müssen unbedingt darauf achten, dass diese Rechte eindeutig zu ihren Gunsten geregelt sind. Schließlich entscheiden ausschließlich die Inhaber der Initiatorenrechte, wer bei einem möglichen späteren Wechsel als KVG, Portfoliomanager, Anlageberater und Verwahrstelle fungieren soll.
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