Investmentfonds

2014 – Ein Jahr der Rekorde für die europäische Fondsindustrie

Auch wenn der Dezember 2014 mit Mittelabflüssen aus langfristigen Investmentfonds (Aktien-, Renten-, Mischfonds und ähnlichen Produkten) in Höhe von 1,4 Milliarden Euro einen negativen Effekt auf die Gesamtjahresstatistik hatte, konnte die europäische Fondsindustrie für 2014 Mittelzuflüsse in Höhe von 348 Milliarden Euro vermelden. Trotz des Niedrigzinsumfeldes waren Rentenfonds auch im Gesamtjahr 2014 mit Zuflüssen in Höhe von 164 Milliarden Euro die beliebteste Anlageklasse, gefolgt von Mischfonds, die mit Zuflüssen in Höhe von 124,5 Milliarden Euro zum ersten Mal, seitdem diese Statistik von Fondsanalysehaus Lipper erhoben wird (2002), höhere Zuflüsse verzeichnen konnten als Aktienfonds (+61,3 Milliarden Euro).

Während Immobilien-/Immobilienaktienfonds (+4,1 Milliarden Euro) und alternative/hedgefondsähnliche Produkte (+1,3 Milliarden Euro) verzeichnen konnten, mussten “Andere Anlagekategorien” (-5,1 Milliarden Euro) und Rohstofffonds (-2,2 Milliarden Euro) für das Gesamtjahr 2014 Mittelabflüsse hinnehmen.

Geldmarkt- und geldmarktähnliche Fonds

Wie die langfristig ausgerichteten Fonds verzeichneten auch Geldmarktprodukte im Dezember Mittelabflüsse (-17,6 Milliarden Euro). Trotz dieser Abflüsse im Dezember konnten Geldmarktprodukte für 2014 insgesamt Mittelzuflüsse in Höhe von 19,6 Milliarden Euro berichten. Hierbei war das Gesamtjahr 2014 von starken Mittelbewegungen in verschiedenen Anlagewährungen geprägt. Diese starken Schwankungen legen die Vermutung nahe, dass die Investoren in Europa Geldmarktfonds sehr aktiv zur Umsetzung ihrer Meinung hinsichtlich der Währungsentwicklungen nutzen.

Unter Berücksichtigung der Mittelzuflüsse im Bereich der Geldmarktprodukte konnte die europäische Fondsindustrie im Jahr 2014 Rekordzuflüsse in Höhe von 367,6 Milliarden Euro verzeichnen.

Mittelbewegungen auf Sektorebene

Mit Gesamtmittelzuflüssen von 70,9 Milliarden Euro konnten Asset Allocation Fonds im Jahr 2014 mit deutlichem Abstand die höchsten Mittelzuflüsse auf sich vereinen. Auf dem zweiten Platz lagen Fonds, die in auf Euro lautende Anleihen (+31,6 Milliarden Euro) investieren, gefolgt von konservativen Mischfonds (+29,6 Milliarden Euro), sowie Fonds für sogenannte Investmentgrade Unternehmensanleihen in Euro (+26,0 Milliarden Euro) und Fonds, die in nordamerikanische Aktien (+25,1 Milliarden Euro) investieren.

Auf der anderen Seite verzeichneten Fonds, die in hochverzinsliche Unternehmensanleihen in US-Dollar investieren mit -15,2 Milliarden Euro die höchsten Mittelabflüsse, gefolgt von Garantiefonds (-14,6 Milliarden Euro) und Fonds, die in deutsche Aktien investieren (-9,8 Milliarden Euro), sowie Fonds, die in Anleihen in US Dollar (-4,3 Milliarden Euro) und Fonds, die in Aktien aus Großbritannien (-3,9 Milliarden Euro) investieren.

Bei den Mittelabflüssen im Anlagesektor Aktien Deutschland ist anzumerken, dass diese durch massive Abflüsse in einem börsengehandelten Indexfonds (ETFs), iShares DAX UCITS ETF (-8,3 Milliarden Euro), geprägt waren. Auf der anderen Seite finden sich mit dem Vanguard S&P 500 UCITS ETF (+5,2 Milliarden Euro) und dem iShares Core S&P 500 UCITS ETF (+4,8 Milliarden Euro) auch zwei ETFs unter den 10 Fonds mit den höchsten Mittelzuflüssen im Jahr 2014. Da sich ansonsten kein weiterer Fonds mit Anlageschwerpunkt amerikanische Aktien unter den 25 meistverkauften Fonds in Europa findet, legen diese Zahlen den Schluss nahe, dass die europäischen Anleger ETFs nutzen, um sowohl bei ihren taktischen wie auch bei ihren strategischen Investitionen gezielt in einzelne Märkte zu investieren.

Mittelbewegungen nach Märkten

Obwohl die europäische Fondsindustrie ein sehr positives Gesamtjahr 2014 verzeichnete, mussten 9 der 33 untersuchten Fondsdomizile Mittelabflüsse hinnehmen. Die internationalen Fondsdomizile -Irland und Luxemburg- (+179,4 Milliarden Euro) waren erwartungsgemäß die Fondsdomizile mit den höchsten Mittelzuflüssen, gefolgt von Italien (+48,3 Milliarden Euro), Spanien (+22,0 Milliarden Euro), sowie Deutschland (+21,7 Milliarden Euro) und Großbritannien (+21,6 Milliarden Euro). Auf der anderen Seiten zeigten die Niederlande (-2,0 Milliarden Euro), Russland (–0,7 Milliarden Euro), Portugal (-0,4 Milliarden Euro) und Griechenland (-0,1 Milliarden Euro) die höchsten Mittelabflüsse.

Aufgrund ihrer multiplen Vertriebszulassungen und der Vertriebsstärke internationaler Anbieter, verzeichneten die Fonds aus den internationalen Fondsdomizilen im Bereich der Renten- (+77,2 Milliarden Euro), Aktien- (+53,1 Milliarden) und Mischfonds (+44,9 Milliarden Euro) erwartungsgemäß die höchsten Mittelzuflüsse für das Gesamtjahr 2014.

Rechnet man die internationalen Fondsdomizile aus den Statistiken heraus, zeigten Fonds aus Spanien (+17,5 Milliarden Euro), Italien (+14,7 Milliarden Euro) und Deutschland (+12,2 Milliarden Euro) die höchsten Mittelzuflüsse im Segment der Rentenfonds.

Bei den Aktienfonds erfreuten sich Produkte aus der Schweiz (+5,9 Milliarden Euro), Italien (+3,2 Milliarden Euro) und Spanien (+3,1 Milliarden Euro) über die höchsten Mittelzuflüsse.

Bei den Mischfonds waren Italien (+28,4 Milliarden Euro), Deutschland (+14,6 Milliarden Euro) und Spanien (+11,2 Milliarden Euro) die Fondsdomizile mit den höchsten Mittelzuflüssen.

Mittelbewegungen nach Anbieter

Auf Ebene der Anbieter verzeichnete BlackRock (+29,0 Milliarden Euro), gefolgt von der italienischen Intesa SanPaolo (+16,7 Milliarden Euro) und der DWS (+16,6 Milliarden Euro) die höchsten Mittelzuflüsse im Segment der langfristig ausgerichteten Investmentfonds im Jahr 2014.

Teilt man die Mittelzuflüsse im Jahr 2014 nach Anlageklassen auf, verzeichnete BlackRock (+22,6 Milliarden Euro), gefolgt von der DWS (+11,3 Milliarden Euro) und der norwegischen Den Norske (+8,8 Milliarden Euro) die höchsten Mittelzuflüsse im Segment der Rentenfonds. Bei dieser Statistik ist jedoch zu beachten, dass die Zuflüsse bei Den Norske im Wesentlichen durch drei Fonds, DNB AM Kort Obligasjon 2 (+2,8 Milliarden Euro) und DNB AM Kort Obligasjon (+2,8 Milliarden Euro), sowie DNB AM Lang Obligasjon (+1,8 Milliarden Euro), die im Jahr 2014 aufgelegt wurden und im Schwerpunkt von institutionellen Investoren genutzt werden, bestimmt sind.

Bei den Aktienfonds erzielten Vanguard (+11,0 Milliarden Euro), die UBS (+5,7 Milliarden Euro) und JP Morgan (+5,5 Milliarden Euro) die höchsten Nettomittelzuflüsse im Jahr 2014. Eine Besonderheit bei den Anbietern von Aktienfonds ist sicherlich die im Jahr 2014 vom ehemaligen Invesco Starmanager Neil Woodford gegründete Woodford Investment Management LLP,die mit dem CF Woodford Equity Income im Segment Aktien Großbritannien Income aus dem Stand Mittelzuflüsse in Höhe von 5,1 Milliarden Euro auf sich vereinen konnte und somit im Jahr 2014 der Anbieter mit den vierthöchsten Mittelzuflüssen im Bereich der Aktienfonds ist.

Im Segment der Mischfonds verzeichnete Intesa SanPaolo (+17,2 Milliarden Euro) die höchsten Mittelzuflüsse vor Allianz Global Investors (+8,5 Milliarden Euro) und BlackRock (+7,3 Milliarden Euro).

Veränderungen des Fondsuniversums im Jahr 2014

Trotz der Rekordmittelzuflüsse in Investmentfonds befand sich die europäische Fondsindustrie auch im Jahr 2014 hinsichtlich des Produktangebotes weiterhin in einer Konsolidierungsphase.

Denn im Laufe des Jahres 2014 wurden insgesamt 2.821 Fonds entweder durch Liquidierung (1.699 Produkte) oder Verschmelzung auf andere Fonds (1.122 Produkte) vom Markt genommen, während im Gegenzug nur 2.218 Fonds neu aufgelegt wurden. Dies bedeutet, dass das Fonduniversum in Europa im Jahr 2014 um 603 Fonds (Hauptanteilsklassen) geschrumpft ist.

Die Werte lagen in den einzelnen Quartalen des Jahres 2014 in dem seit der Euroschuldenkrise (Q1 2012) etablierten Trendkanal.

Jahresvergleich der Fondsschließungen, -verschmelzungen und –neuauflagen

Die Anzahl der im Jahr 2014 neu aufgelegten Fonds (2.218) blieb im Vergleich zum Jahr 2013 (2.214) nahezu unverändert. Verglichen mit dem Höchststand an Neuauflagen im Jahr 2008 (3.788) lag der Wert des Jahres 2014 jedoch um rund 41 Prozent niedriger.

Die Anzahl der Fondsliquidationen sank in 2014 (1.699) im Vergleich zum Jahr 2013 (2.010) um rund 15 Prozent und lag nur knapp über dem bisherigen Tiefststand (1.644), der im Jahr 2008 gemessen wurde.

Ebenso wie die Zahl der Fondsliquidationen sank im Jahr 2014 auch die Anzahl der Fondszusammenlegungen von 1.185 im Jahr 2013 auf aktuell 1.122. Auch dieser Wert liegt nur knapp über dem Jahr 2008 erreichten Tiefststand von 1.082 Fondsliquidationen. Trotz des Rückganges der Fondsschließungen und –verschmelzungen im Jahr 2014 ist die Zahl der in Europa zum Vertrieb zugelassenen nach wie vor rückläufig.

Fondsschließungen, -verschmelzungen und –neuauflagen nach Anlageklassen

Betrachtet man die Aktivität der Fondsanbieter im Jahr 2014 nach Anlageklassen, zeigt sich, dass Aktienfonds (770 neue Produkte) vor Mischfonds (619), Rentenfonds (562), sowie “Anderen” (225) und Geldmarktprodukten (42) die Anlageklasse mit den meisten neuen Produkten war.

Gleichzeitig wurden 488 Aktienfonds, 438 “Andere”, 377 Mischfonds 302 Rentenfonds und 94 Geldmarktprodukte liquidiert. Zudem wurden 372 Aktienfonds, 330 Rentenfonds, 271 Mischfonds, 108 Geldmarktprodukte und 41 “Andere” Fonds mit anderen Fonds verschmolzen.

Bewertet man diese Zahlen anhand der Anzahl, der in Europa in den einzelnen Anlageklassen zum Vertrieb zugelassenen Produkte, liegen die Werte, mit Ausnahme der Neuauflagen, im Bereich der Anlagekategorie „Andere“ im Rahmen der Erwartungen.

Berücksichtigt man jedoch die hohen Mittelzuflüsse des Jahres 2014 in Renten- Mischfonds, liegen die Zahlen für die Fondsschließungen und –verschmelzungen über den Erwartungen. Das sich der Trend bei den Fondsschließungen und –verschmelzungen verlangsamt hat, weist darauf hin, dass die Konsolidierung der Produktpaletten schon weit fortgeschritten ist. Die trotz Rekordzuflüssen weiter fallende Gesamtzahl angebotener Produkte zeigt aber, dass die europäischen Fondsanbieter auch in einem positiven Umfeld weiter an der Effizienz ihres Produktangebotes arbeiten. Zudem finden in Europa immer wieder Übernahmen statt, wodurch die übernehmende Gesellschaft im Anschluß über eine Produktpalette mit teilweise doppeltem Angebot verfügt, die dann konsolidiert werden muss. Somit dürfte es auch zukünftig regelmäßig zu Fondsschließungen kommen. Es ist jedoch zu erwarten, dass sich der Trend des schrumpfenden Fondsmarktes aufgrund des positiven Marktumfeldes innerhalb der nächsten 18 Monate umkehren und das Produktangebot in Europa somit wieder wachsen könnte.

Detlef Glow, Lipper & Mein Geld

 

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