Ungeachtet der ungebrochenen Dominanz von Sicherheitsaspekten haben sich die Anlagepräferenzen der Investoren in den letzten zehn Jahren deutlich verändert. Dies gilt insbesondere für das Verhältnis von Sicherheit und Rendite. Während im Jahr 2005 für 67 Prozent der Investoren Sicherheit das wichtigste Kriterium darstellte, hatte zu dieser Zeit für lediglich 13 Prozent die Rendite den höchsten Stellenwert. In den folgenden Jahren der Finanz- und Staatsschuldenkrise verstärkte sich diese Entwicklung weiter. Der Sicherheitsaspekt war beispielsweise 2009 und 2012 für 82 bzw. 83 Prozent der Anleger am wichtigsten, während die Rendite zu dieser Zeit lediglich für 12 bzw. 9 Prozent Priorität hatte. In den letzten drei Jahren hat sich dieses Verhältnis verändert. „Die Schere zwischen Sicherheit und Rendite hat sich ein Stück weit geschlossen“, sagt Alexander Schindler, im Vorstand von Union Investment zuständig für das institutionelle Kundengeschäft. „Bei den Investoren spielt die Chancenorientierung nun wieder eine größere Rolle, zumal renditestärkere Rentenpapiere auslaufen.“
Liquidität verliert an Bedeutung
Die zunehmende Renditeorientierung geht dabei offenbar zulasten der Liquidität. Für gerade einmal 11 Prozent der befragten Investoren spielt die Liquidität aktuell eine wichtige Rolle (Vorjahr 17 Prozent). „Immer mehr Investoren machen Abstriche bei der Liquidität, um ihre Renditeziele zu erreichen. Nur mit einem ausreichend diversifizierten Gesamtportfolio können die mit einer abnehmenden Marktliquidität einhergehenden Anlagerisiken kontrolliert werden“, erläutert Schindler.
Indexorientierung nimmt weiter ab
Stark an Relevanz verloren hat in den vergangenen Jahren auch die Ausrichtung der Investoren an einem Index. Heute legen nur 15 Prozent der Anleger Wert darauf, eine Underperformance gegenüber einem Index zu vermeiden. Im Jahr 2005 waren es noch 27 Prozent. Dies ist der niedrigste Wert im 10-Jahres-Vergleich. „Investoren setzen verstärkt auf Strategien mit einem höheren Freiheitsgrad für die Fondsmanager, um auch in schwierigen Marktphasen ihre Ertragsziele zu erreichen“, ergänzt Schindler.
Regulierung als Renditebremse eingestuft
Ein weiterer wichtiger Aspekt in Hinblick auf die Rendite ist aus Sicht der Großanleger die Regulierung. So glauben 73 Prozent der Befragten, ohne Restriktionen höhere Renditen erwirtschaften zu können (Vorjahr 71 Prozent). Für 30 Prozent (Vorjahr 29 Prozent) liegt der mögliche Mehrertrag über der Schwelle von einem Prozent.
Zusätzliche Vorschriften werden daher skeptisch bewertet. So erwartet die Gesamtheit aller Befragten, dass insgesamt 43,4 Prozent der deutschen Großanleger ihre Anlageziele aufgrund regulatorischer Vorgaben in den nächsten drei Jahren nicht erreichen werden. „Dieses Ergebnis unterstreicht, dass Asset Manager Anlagestrategien von vornherein so aufsetzen müssen, dass sie mit den Regulierungsanforderungen der unterschiedlichen Investorengruppen konform gehen“, so Schindler.
Informationen zur Studie
Die Befragung institutioneller Anleger ist fester Bestandteil der seit 2005 durchgeführten Risikomanagementstudie von Union Investment. Darüber hinaus wird regelmäßig ein Spezialthema beleuchtet. In der aktuellen Studie 2015 befasst sich Professor Martin Hellmich von der Frankfurt School of Finance & Management mit Anlagestrategien institutioneller Investoren im Spannungsfeld von Finanzmarktregulierung und Nullzinsumfeld. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden bei der zehnten Risikomanagement-Konferenz von Union Investment am 11. November 2015 in Mainz vorgestellt. Für die diesjährige Studie wurden insgesamt 108 Teilnehmer befragt.