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Nach Griechenland sucht der Markt neue Impulsgeber

Die Einigung mit Griechenland war die vermeintlich grosse Nachricht der letzten Woche. An den Finanzmärkten ist das Thema inzwischen abgehakt. Man hat sich damit abgefunden, dass es dort zwar irgendwie weiter, aber eigentlich nicht richtig vorwärts geht. Auch ein Schuldenschnitt stellt kein Tabuthema mehr dar. Die besondere Überraschung der letzten Woche war dagegen die Einigung der UN mit dem Iran bezüglich seines Atom-Programms. Die Aufhebung der Sanktionen mag noch etwas Zeit bedürfen, aber die Wirtschaft steht in den Startlöchern. Mit gutem Grund – das Potenzial ist enorm.

Seit 2008 kennen die Exporte der Schweiz in den Iran vor allem eine Richtung: Sie werden immer geringer und haben sich zuletzt mehr als halbiert. Importe sind eh kaum von Bedeutung. Inzwischen ist der Iran auf den Platz 51 der wichtigsten Handelspartner der Schweiz abgerutscht und befindet sich damit zwischen Venezuela und der Ukraine. Trotz eines Bruttoinlandsproduktes, das fast doppelt so hoch ist wie das der Griechen, sind die Schweizer Exporte nach Iran weniger als halb so hoch. Dies mag signalisieren, welche der beiden Einigungen der letzten Woche das grössere Potenzial hat, der Schweizer Wirtschaft zusätzliche Impulse zu geben. Natürlich gilt das nicht nur für die Schweiz.

Auch die deutschen Exporte in den Iran sind seit 2006 um 42% zurückgegangen und die erste deutsche Wirtschaftsdelegation zusammen mit Wirtschaftsminister Gabriel ist bereits vor Ort. Weitere wirtschaftliche Impulse werden durch einen niedrigeren Ölpreises zu spüren sein. Vor allem die Terminkurve, an der bislang steigende Ölpreise eingepreist waren, sollte die mittelfristig steigenden Produktionskapazitäten reflektieren und einen flacheren Verlauf aufweisen. Schliesslich ist nicht damit zu rechnen, dass amerikanische oder saudi-arabische Fördermengen zurückgenommen werden, um die Reintegration des Irans auf den globalen Ölmärkten Platz einzuräumen. Die westlichen ölimportierenden Länder werden entsprechend profitieren.

Die Normalisierung der Beziehungen mit dem Iran ist sicherlich zunächst von politischer Bedeutung. In wie weit der Iran in der Zukunft nun die richtigen Entscheidungen fällt und zur politischen und wirtschaftlichen Stabilisierung in seiner Region beträgt, wird die Zeit zeigen. Genauso, wie weise er seine zusätzlichen finanziellen Ressourcen einsetzen und internationales Vertrauen zurückgewinnen kann. Eindeutig ist aber, dass die zusätzlichen Ölproduktionskapazitäten und eine Intensivierung des Handels die Weltwirtschaft stimulieren kann. Dass dies in einer Zeit passiert, in der manche andere Schwellenländer eher schwächeln, ist ein günstiger Zufall.

Von KARSTEN JUNIUS, Chief Economist, Bank J. Safra Sarasin AG

 

 

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