Renminbi emanzipiert sich schnell
Mehr Einfluss für den Renminbi – wenn China dieses Ziel erreichen will, muss es sein bisher strenges Währungsregime lockern. „Das geschieht auch, die Internationalisierung schreitet rapide voran“, so Chan. Zuletzt wurden bereits 25 Prozent des China-Handels in Renminbi abgewickelt. Der Anteil könnte in den kommenden Jahren auf rund 50 Prozent steigen. Belegte die Währung 2013 noch Rang 13 im weltweiten Zahlungsverkehr, schob sie sich aktuell bereits auf Rang fünf vor.
Fortschritte macht auch die Abkehr von der reinen Exportorientierung hin zu einer stärker auf den Binnenkonsum ausgerichteten Wirtschaft. Ein langsameres Wirtschaftswachstum sollte Anleger dabei nicht schrecken. „Politiker sowie in- und ausländische Investoren werden es mittelfristig als normal empfinden, dass die Konjunktur nur noch um fünf bis sechs Prozent jährlich zulegt“, erwartet Chan. Zudem hat die chinesische Notenbank wegen des nachlassenden Wirtschaftswachstums kürzlich erneut die Leitzinsen gesenkt. Der nächste Schritt hängt natürlich von den Wirtschaftsdaten ab, aber im Augenblick erwartet Chan weitere geldpolitische Lockerungen in diesem Jahr. Denn die stärkere Inlandsnachfrage gehe mit einer nachhaltigeren Wirtschaftsentwicklung und mehr sozialer Stabilität einher. „Ein expandierender Binnenmarkt kann Investmentgelegenheiten in ausgewählten Sektoren schaffen und zieht ausländische Investoren an, die langfristig denken“.
Experten-Kommentar: Hayden Briscoe, Director Asia-Pacific Fixed Income bei AB
„Wird der Handel mit dem Renminbi und mit chinesischen Wertpapieren liberalisiert, steigt die Bedeutung des Landes für die internationalen Kapitalmärkte massiv. Wir sind der Meinung, dass der chinesische Anleihemarkt in zwei bis drei Jahren, und damit weit früher als von vielen erwartet, in die globalen Indizes einbezogen wird. Indexnah anlegende Investoren müssten bei einem solchen „Big Switch“ rund 15 Prozent ihrer Rentenpapiere in Richtung China umschichten. Denn der chinesische Rentenmarkt ist mittlerweile der drittgrößte weltweit.
Weiter positiv zeigt sich auch das deutliche Aufwertungspotenzial der Währung. Die anhaltenden Leistungsbilanzüberschüsse und deutlich positiven Handelsbilanzen weisen auf eine stabile Aufwertung des Renminbi hin. Zudem hat China den Wunsch, die Währung in den nächsten Jahren in den internationalen Handel zu integrieren und damit Eingang in die global verwendete künstliche Währung des Internationalen Währungsfonds, Sonderziehungsrecht (SZR) genannt, zu finden. Das bestätigt, dass der Renminbi eine stabile Währung mit Aufwertungspotenzial und hohem Übertrag ist.
Wir sind der Meinung, dass der chinesische Rentenmarkt ausländischen Anlegern interessante Investmentgelegenheiten bietet – sowohl unter Renditeaspekten als auch über das Aufwertungspotenzial der Währung. Wollen Investoren am Wachstum Chinas teilhaben, müssen sie sich nicht allein auf den zurzeit noch weniger attraktiven Dim Sum-Markt beschränken. Denn die Zahl der Emittenten ist hier immer noch begrenzt und so kann kein diversifiziertes Risikoprofil in einem Portfolio entstehen. Auch wenn die Spreads zum sogenannten Onshore-Markt inzwischen relativ ausgeglichen sind, macht uns der Mangel an Liquidität immer noch Sorgen. Zwar sind wir langfristig von den Marktchancen überzeugt, im Augenblick sehen wir jedoch ein attraktiveres Ertrags-Risiko-Verhältnis bei Anlagen in eine breite Palette von Staats- und Unternehmensanleihen aus ganz Asien. Werden diese dann gegen den Renminbi abgesichert (gehedged), können Anleger am Aufwertungspotenzial der chinesischen Währung teilhaben.“
von Anthony Chan, Asien-Volkswirt, und Hayden Briscoe, Director Asia-Pacific Fixed Income, bei AB