Investmentfonds

Starren auf die Zinswende ist der Blick in die falsche Richtung

Die US-Zinsentwicklung sei es nicht, die die Lufthoheit über das Geschehen an den internationalen Finanzmärkten erobere, ist sich Peter Fehrenbach, Investmentchef der EuroSwitch, in seinem aktuellen Monatsbericht sicher. In Europa werde das der Frage vorbehalten bleiben, ob die Politik sich entschließe, die zunehmend waghalsig erscheinenden Solos der EZB zu unterstützen; in den USA werde es um die Konsolidierung des Wachstumspfades gehen und in den Schwellenländern um die Weiterführung der Strukturreformen. Zusätzlich bärgen nach wie vor auch die geopolitischen Krisen unvermindert erhebliche Sprengkraft, so Fehrenbach.

Das Warten auf die Zinswende gehe in die nächste Runde. Zwar seien die Märkte überwiegend und schon seit längerem der Meinung, dass demnächst steigende Zinsen in den USA – anders als in Euroland – als sicher gelten, „passiert ist bisher jenseits des Atlantiks jedoch nichts, weder am kurzen noch am langen Ende“, wirft Peter Fehrenbach ein.
Vielmehr dümpeln die US-Zinsen seit über einem Jahr seitwärts, genau betrachtet liegen sie aktuell mit 2,45 % sogar recht deutlich unter ihrem Höchststand der letzten 12 Monate (3 %).

Euro-Zinsen bleiben im Keller

Dass der Dollar in den letzten Wochen gegenüber dem Euro dennoch schrittweise aufgewertet habe, sei hauptsächlich auf die Lage in der Eurozone zurückzuführen. Dort habe sich die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen auf 0,9 % zurückgebildet (12-Monatshoch: 1,95 %); so gesehen hätten diese Anleihen inzwischen ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von ca. 110. Kaum einer glaube, dass sich daran demnächst Nennenswertes ändern werde, denn auch die EZB mache schließlich kein Hehl daraus, dass sie die Zinsen der Eurozone um jeden Preis im Keller lassen wolle.

Höhere Risikoprämien für US-Anleihen kaum gerechtfertigt

Um zur Höhe des US-Zinssteigerungspotenzials eine Antwort zu finden, wirft Peter Fehrenbach einen Blick auf den internationalen Ist-Zustand: Nirgendwo in der industrialisierten Welt seien die Renditen im 10-Jahresbereich aktuell höher als in den USA. Selbst die Sorgenländer der Eurozone mit ihren schwächelnden Volkswirtschaften und reformunfähigen Apparaten müssten ihren Geldgebern weniger Zinsen bezahlen als die vergleichsweise kraftstrotzenden USA. Warum also sollten die Anleger höhere Risikoprämien vom amerikanischen Fiskus fordern, zumal die US-Inflationsrate mit ca. 1,5 % stabil unter dem Ziel der FED liege und internationalen Investoren auch noch Währungsgewinne winken, wenn sie US-Anleihen kaufen?

Aus diesem Blickwinkel scheinen für den Experten Fehrenbach schockartig steigende US-Zinsen kaum plausibel – wenn überhaupt, dann dürften sich die Zinssteigerungen in jeweils homöopathischer Dosierung über Monate hinziehen. Dass daraus auch Beiträge zur phasenweisen Verunsicherung der globalen Finanzmärkte resultieren können, verstehe sich von selbst.

Gibt‘s ein Happy End im EZB-Drehbuch?

So dürfe sich das Warten auf deutlich höhere US-Zinsen noch bis ins nächste Jahr fortsetzen. Dies ließe, laut Peter Fehrenbach, den Marktteilnehmern genug Zeit, sich darauf einzustellen, die Reaktion der Assetklassen zu beobachten und ihre Anlagepräferenzen neu definieren zu können. Ein starker, vermutlich bald unter 1,20 USD/EUR notierender Greenback dürfe das Hintergrundrauschen dieser Entwicklung sein. Auch wäre es möglich, dass die Währungen einiger Schwellenländer dem Dollar folgen und gegenüber dem Euro aufwerten könnten.

Dieser Teil des EZB-Drehbuchs – nämlich die Schwächung des Euro – habe also gute Chancen realisiert werden zu können. In den volkswirtschaftlichen Lehrbüchern führen schwache Währungen über stärkeres Wirtschaftswachstum, steigende Zinsen und höhere Inflation quasi vollautomatisch zum Happy End. US-Zinswende hin oder her, findet Peter Fehrenbach die eigentlich spannende Frage, ob dies auch dann gelte, wenn die europäische Politik weiterhin auf der Stelle trete.

 

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